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rezensionen

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kurzrezension

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dvd

Machenschaften

...und noch nicht 16

...und noch nicht 16

„...und noch nicht 16“ entstand im zeitlichen Umfeld des satirisch zugespitzten Kolportagefilms „Unruhige Töchter“, wurde aber weitgehend ohne dessen bitter-süße Leichtigkeit gestaltet. Es herrscht vielmehr eine betrübliche Stimmung vor, die auch durch grotesk anmutende Einschübe kaum gemildert wird. An beiden Werken war Produzent Erwin C. Dietrich maßgeblich beteiligt, der gegen Ende der 1960er Jahre einige Filme realisierte, die zwischen Frivolität und Gewalt oszillieren.
Eines Abend taucht plötzlich die Herumtreiberin Rosy (Rosemarie Heinikel) vor einem Klub auf, aus dem gerade eine eingeschworene Gruppe um die Sängerin Helen Sheira (Helen Vita) kommt. Sie nehmen das Mädchen unter ihre Fittiche, das beim Studenten Rolf aufgenommen wird. Doch während der angehende Akademiker schnell ehrliche Gefühle für Rosy entwickelt, sieht der schmierige Johnny (Peter Capra) die Möglichkeit für ein ebenso gutes wie schändliches Geschäft. Er lullt Rosy auf manipulative Weise ein, um sie dann ohne ihr vorheriges Wissen als Prostituierte zu verkaufen. Später erpresst er die Freier mit der Nachricht, dass Rosy noch keine 16 Jahre alt ist. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, als sich Rosy Johnnys Einfluss entziehen will, Rolf Johnny in die Schranken weisen möchte und einer der Freier nicht bereit ist, sich erpressen zu lassen.

„...und noch nicht 16“ wurde mit stilistischer Vielfalt in Szene gesetzt, ohne unausgegoren zu wirken. Das liegt am fließenden Schnitt, mit dem semidokumentarisch anmutende, einheitlich grau aussehende Handkameraaufnahmen und stilisiert ausgeleuchtete Bilder montiert worden sind. Aus den rauen unmittelbaren Elementen und den ausgeklügelt ästhetisierten Komponenten entsteht so eine irritierende Einheit, die zwischen Glaubwürdigkeit und dramatischer Zuspitzung schwankt. Dabei sind die Handkameraaufnahmen nicht realistischer als der Rest der Erzählung, aber sie verweisen durch ihre formale „Authentizität“ auf die Wirklichkeit. Deswegen existiert eine Verbindung zwischen der kolportageartig akzentuierten Krimigeschichte und gesellschaftlichen Befindlichkeiten der damaligen Zeit.
Das junge Mädchen Rosy wird zu einer Projektionsfläche für die Männer in ihrer Umgebung. Am schändlichsten geht Johnny zu Werke, der für ein paar Mark vor Gewalt und Zuhälterei nicht zurückschreckt. Für ihn ist Rosy ein gutes Geschäft, eine Ware. Gleichzeitig wird man das Gefühl nicht los, dass er aus Unfähigkeit, sich Rosy auf Augenhöhe zu nähern, sein Begehren auf die Freier überträgt. Insofern reagiert er seine eigenen Komplexe durch Gewalt und sexuelle Stellvertreter ab, für die Rosy wiederum nur ein Objekt zur schnellen Befriedigung ist. Rolf macht zwar noch die sympathischste Figur, weil er Rosy als Mensch wahrnimmt, aber ohne ...und noch nicht 16 ambivalente Züge kommt auch Rolf nicht aus. Wenn er sich in einer Szene als Ritter stilisiert, dann bleibt die Frage offen, inwieweit bei seinem Interesse für Rosy die eigene Aufwertung als Beschützer wichtiger ist als das gleichberechtigte Miteinander.
Bemerkenswerterweise entspricht die Darstellung der Rosy nicht der eines typischen Opfers ohne Substanz. Bei all der Gewalt verliert sie nie ihre natürliche Würde, die sie von den interessen- und triebgeleiteten Männern abhebt. Sie versucht ohne Scheu ihren Platz im Leben zu finden.
Zum Umgang der Männer mit Rosy gesellt sich schließlich noch Helen Sheiras Verhalten, die sich in die Scheinwelt ihrer frivolen Schlager flüchtet. Hier hat sie eine Heimat gefunden, in der sie Problemen weitgehend aus dem Weg gehen kann. Wenn Helen fröhlich drauflos trällert, dann ist das auch ein Angebot an den Zuschauer, in der selig-wonnigen Leichtigkeit der Groteske zu baden, aber das Leben, und sei es nur ein künstlich zugespitztes, geht auf grimmige Weise weiter. Das zeigt das Finale mit unnachgiebiger Bitterkeit.

Bildqualität

...und noch nicht 16

Das Bild der DVD sieht gut aus. Ohne nennenswerte Verschmutzungen wechseln sich Szenen mit angenehmer und solche mit guter Schärfe ab. Die Graustufendarstellung lässt die Schwarzweißbilder frisch aussehen. Ein guter Transfer.

Tonqualität

Der 2.0-Monoton macht eine ordentliche Figur. Verzerrungen gibt es nicht und die Dialoge klingen klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus zwei Bildergalerien.

Fazit

„...und noch nicht 16“ ist eine faszinierende Mischung aus Krimi und Drama, die durch ihre stilistische Vielfalt eine irritierende Sogwirkung entfaltet. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

18.11.2014

   
Originaltitel ...und noch nicht 16 (BRD 1968)
Länge 69 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Peter Baumgartner
Darsteller Rosemarie Heinikel, Helen Vita, Peter Capra, Andy Burton, Alfred Frei, Isabell Cordo, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Bildergalerien
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut