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Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen
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Nach dem wenig gelungenen „Django – Kreuze im blutigen Sand“ veröffentlicht Koch Media mit „Shangos letzter Kampf“ bereits den zweiten Italowestern Edoardo Mulargias. Glücklicherweise ist dieser von einem ganz anderen Kaliber.
Die Handlung spielt in einem kleinen Nest nahe der mexikanischen Grenze, als der amerikanische Bürgerkrieg nach der Kapitulation der Südstaaten bereits beendet ist. Da die Nachricht vom Kriegsende aber noch nicht überall hin durchgedrungen ist, treiben sich in entlegenen Gegenden weiterhin versprengte Südstaatler rum. Der Anführer der kleinen Armeeeinheit, die das Kaff unter ihre Kontrolle gebracht hat, in dem „Shangos letzter Kampf“ stattfindet, will aber aus purer Absicht nichts von der Südstaatenniederlage wissen. Er zerstört das frisch reparierte Telegrafengerät und schießt den einzigen Menschen nieder, der die Nachricht vom Kriegsende ebenfalls mitbekommen hat. Denn in dem isoliert liegenden Dorf kann sich der Südstaatenkommandant als großer Unterdrücker aufspielen, so lange ihm seine Soldaten in dem Glauben zu Diensten sind, für den großen Sieg zu kämpfen. Unterstützt werden sie dabei von angeheuerten mexikanischen Banditen, welche die Dorfbewohner aus Geldgier knechten. Die verbündeten Gruppen haben die Rechnung aber ohne den Nordstaatler Shango gemacht, der sich auf die Seite der armen Landbevölkerung, den Peones, schlägt, um das Ende des Krieges auch hier zu besiegeln.
„Shangos letzter Kampf“ ist die Erzählung eines Anachronismus, denn obwohl der Bürgerkrieg vorbei ist, ist er das in dem kleinen Dorf der Filmhandlung in keiner Weise. Während die
Südstaaten eine ganze Einheit samt Verbündeter in den Kampf schicken, steht für den Norden über weite Strecken nur Shango zur Verfügung, bis die Peones den Mut finden, ebenfalls einzugreifen. Diesem Anachronismus wohnt eine philosophische Komponente inne, die man in einem Italowestern weder vermuten würde noch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Regisseur sie im Blick hatte. Vorhanden ist sie dennoch. Durch den zeitlichen Stillstand, den der Südstaatenkommandant auslöst, als er bewusst die Nachricht vom Kriegsende unterdrückt, erhält die Auseinandersetzung zwischen den Parteien eine universelle Note. Der Kampf und seine Gründe werden zu einer Bebilderung grundsätzlicher, menschlicher Wesenszüge. Das Streben nach Macht auf Seiten der Südstaatler korrespondiert mit der menschlichen Lust, sich in der Herrschaft selbst zu überhöhen. Damit verbunden ist die logische Gegenreaktion, die sich einerseits als Erlösungssehnsucht in der Figur des zwar leidenden, aber letztlich übermächtigen Shango manifestiert und andererseits die Revolte als möglichen Ausweg propagiert.
Die Selbstüberhöhung aus profanem Herrschaftsanspruch trifft auf eine Überhöhung, die aus der Sehnsucht nach einem Ende des Leidens gespeist wird. Shango ist seinem Gegner als Erlöserfigur überlegen, weil er mit einer selbstlosen, aus einem grundsätzlichen Prinzip hervorgehenden Autorität auftritt. Diverse Duelltricks unterstreichen seine Dominanz. Ihn umweht eine fast übernatürliche Aura, vor der das Profane zurücktreten muss. Mulargia setzt sowohl das Leiden hervorragend in Szene, wenn Shango in einem Käfig eingezwängt in der Luft baumelt, als auch die Überhöhung, wenn er ihn vor eine feuergeschwängerte, nächtliche Kulisse stellt, bevor Shango seine Waffe sprechen lässt. Der Nordstaatler wird schließlich zum Auslöser eines Aufstandes der Peones, deren Handeln den gerechten Kampf der Entrechteten reflektiert, mit dem sich Unterdrückte ihrer Tyrannen entledigen dürfen. Der dörfliche Mikrokosmos erweist sich mit seinen Facetten als allgemeingültiges Abbild menschlicher Auseinandersetzungen.
Mit dem Thema des Kampfes als ständiger Begleiter des Menschen korrespondiert die karge Atmosphäre des Films, der glücklicherweise im Herbst oder Frühwinter gedreht wurde. Die tristen Erdfarben, Baumgerippe oder die schmutzigen Grüntöne des Grases künden vom morbiden Handwerk, das immer auch Tote nach sich zieht. Gleichzeitig scheint die Natur in ihrer Entwicklung stillzustehen, so wie der abgeschnittene Informationsfluss zu einem Stillstand geführt hat. Das bildet die perfekte Atmosphäre für die universelle Erzählung des Kampfes und der Erlösung, die der Film präsentiert.
Bildqualität
Das Bild der DVD wird nur selten durch Verschmutzungen oder Defekte getrübt. Die Schärfe fällt vor allem angesichts des Filmalters gut aus, da viele Szenerien mit klaren Konturen wiedergegeben werden. Bei Totalen wird das Bild ein bisschen matschig, das stört aber kaum. Die reduzierte Farbpalette wird gut wiedergegeben, der ausgewogene Kontrast verhindert nennenswertes Überstrahlen. Auch in dunklen Szenen werden keine wichtigen Details verschluckt. Das sichtbare Hintergrundrauschen bleibt im üblichen Rahmen. Nur selten wird das Bild durch Kompressionsunruhe leicht beeinträchtigt.
Tonqualität
Die 2.0-Mono-Tonspuren besitzen verständliche Dialoge, die in der deutschen Fassung sehr klar erscheinen, bei seinem italienischen Pendant jedoch dumpf wirken. Nennenswertes Rauschen beeinträchtigt den Ton nicht.
Extras
In der etwa 10minütigen Featurette „Töte Shango“ ordnet Filmjournalist Antonio Bruschini das vorliegende Werk in den Genrekontext ein, indem er auf ein paar Besonderheiten des Films hinweist sowie Anthony Steffens Position innerhalb des Genres kurz umreißt. Ein gewohnt guter Beitrag.
Im Klappentext äußert sich Steffen Wulf unter dem Pseudonym Wulfany Steffen ebenfalls über Anthony Steffen und dessen schauspielerische Fähigkeiten im Genre des Italowestern, geht auf Regisseur Edoardo Mulargia sowie dessen Zusammenarbeit mit Steffen ein und sucht nach mythologischen Aspekten in „Shangos letzter Kampf“.
Ein Trailer zum Film sowie eine Bildergalerie sind ebenfalls auf der DVD enthalten.
Fazit
„Shangos letzter Kampf“ besitzt aufgrund der eingefrorenen Zeit einen universellen Charakter. Der Film reflektiert über den Kampf als Begleiter des Menschen, der zwischen Unterdrückung, Revolte und Erlösung seine Existenz einrichtet. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.
Stefan Dabrock
01.05.2010
Originaltitel | Shango, la pistolla infallibile (Italien 1971) |
Länge | 83 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Edoardo Mulargia |
Darsteller | Anthony Steffen, Eduardo Fajardo, Maurice Poli, Barbara Nelli, Giusva Fioravanti, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Extras | Featurette „Töte Shango“, Bildergalerie, Trailer, Klappentext |
Preis | ca. 11 EUR |
Bewertung | gut, technisch angesichts des Filmalters gut |