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rezensionen

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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Opfer ohne System?

Paul Temple und der Fall Marquis

Paul Temple und der Fall Marquis

Die Fälle des Paul Temple fangen zumeist mit höchst seltsamen Todesfällen an, die auf den ersten Blick völlig absurd wirken. Der Hobbydetektiv muss also nicht nur ein Verbrechen aufklären, er muss sich auch oft mit dem Mysteriösen herumschlagen, also mit Dingen, die dem Augenschein nach keine eindeutige Erklärung haben. So wird Paul Temple zum Vermittler des Rationalen, der wieder Sicherheit in die Welt bringt, denn kaum etwas macht mehr Angst, als Dinge, die unerklärbar geblieben wären.
In „Paul Temple und der Fall Marquis“ besteht das Mysteriöse aus der scheinbaren Zusammenhanglosigkeit der auftauchenden Leichen. Hinzu kommt die Allmacht des Marquis, der Paul Temple (John Bentley) bereits eindringlich davor warnt, Ermittlungen aufzunehmen, obwohl Temple erst kurz zuvor überhaupt darum gebeten wurde. Das hält den Hobbydetektiv jedoch keineswegs davon ab, Sir Graham Forbes (Peter Gawthorne) von Scotland Yard unter die Arme zu greifen, und sich an die Arbeit zu machen. Bei den Ermittlungen, die Temple auch in das geheimnisvolle Anwesen des Forschers Sir Felix Raybourne (Christopher Lee) führen, wird er jedoch immer wieder behindert. Der undurchsichtige Marquis scheint es auf das Leben Temples abgesehen zu haben. Doch gemeinsam mit seiner Frau Steve (Patricia Dainton) lässt er sich auch von Schlangen und Elektrozäunen nicht aufhalten. Der Verbrecher muss enttarnt werden.

Das ist ja die vordringlichste Aufgabe Temples. Er existiert, um die unsichere Welt wieder in Logik zu ordnen. In dieser Hinsicht überzeugt „Paul Temple und der Fall Marquis“ deutlich stärker als der Vorgänger „Paul Temple: Jagd auf Z“. Während Temple dort nur ansatzweise ermittelte und sich viele Dinge mehr zufällig ergaben, nutzt er im Kampf gegen den Marquis seinen Spürsinn effektiver. Er geht Spuren nach, die ihn zunächst natürlich in noch mysteriösere Gefilde treiben, bevor zur Erleichterung für den Zuschauer alles aufgelöst wird.
Und auch da ist diese Temple-Verfilmung wesentlich gelungener. Regisseur Maclean Rogers arbeitete hier mit Kameramann Geoffrey Faithfull zusammen, während bei „...Jagd auf Z“ Brendan J. Stafford die Aufgabe übernommen hatte. Natürlich ist es sehr schwer, zu ergründen, ob allein der personelle Unterschied für die spannungsreicheren Bilder verantwortlich ist, aber die „...Marquis“-Verfilmung kann auf dem Gebiet der visuellen Atmosphäre punkten. Sir Felix Raybournes Haus wirkt nicht nur düster, sondern auch so unübersichtlich wie die Gänge einer ägyptischen Pyramide. Das Rätsel bekommt in solchen Momenten eine physische Präsenz, die nicht nur durch das schummrige Ambiente gefährlich Paul Temple und der Fall Marquis wirkt. Die Räumlichkeiten scheinen ein Eigenleben zu führen, das die logische Weltbildausrichtung Temples angreift. Es findet also ein Kampf zwischen dem Unerklärlichen und der detektivischen Sinnsuche statt, der visuell höchst wirkungsvoll verstärkt wird. Das Spiel mit der Unübersichtlichkeit prägt den Film nachhaltig und macht ihn zu einer stimmungsvollen Adaption der Paul Temple-Welt. Hinzu kommt eine dynamische Erzählung ohne nennenswerte Durchhänger, in der Temple das Mysteriöse als Illusion entlarven darf. Die Welt ist wieder geordnet.

Bildqualität

Paul Temple und der Fall Marquis

Die Bildqualität auf der DVD ist ebenfalls deutlich besser als bei „Paul Temple: Jagd auf Z“. Ein paar analoge Defekte wie Laufstreifen muss man hinnehmen, aber sie sind nie extrem störend. Die Schärfe ist zudem recht gelungen, sodass sowohl klare Konturen als auch eine gewisse Detailfreude zu den Stärken der DVD gehören. Hinzu kommt ein ansprechender Kontrastumfang, der die Schwarzweißbilder in einem guten Licht erscheinen lässt.

Tonqualität

Auch die Tonqualität ist besser ausgefallen. Das starke Hintergrundrauschen auf der vorherigen DVD gibt es hier nicht, es ist aber immer noch gut hörbar. Der deutsche Monoton hört sich hell an, dezente Verzerrungen sind vorhanden. Man könnte zwar meinen, dass das bei einer neuen Synchronisation nicht sein sollte, aber man wollte nicht, dass die neu erstellte Tonspur einen zu aktuellen Klang hat. Um keine Diskrepanz zum Alter der Bilder zu erzeugen, wurde die Synchronisation nach ihrer Erstellung mit digitalen Filtern künstlich gealtert. Die englische Fassung klingt dumpfer mit weniger Verzerrungen. Die Musik schrebbelt manchmal in beiden Fassungen. Die Dialoge lassen sich in beiden Versionen gut verstehen.

Extras

Wie die vorangegangene Veröffentlichung des Films „Paul Temple: Jagd auf Z“ enthält auch diese DVD einen Audiokommentar von Dr. Georg Pagitz. Präzise geht er darin auf die Unterschiede zwischen dem zugrundeliegenden Hörspiel und der Filmfassung ein. Weitere Aspekte behandelt er nur knapp.
Der zweite Teil des Interviews mit Nicholas Durbridge beschäftigt sich in etwa 25 Minuten einmal mehr auf interessante Weise mit dem Werk seines Vaters Francis Durbridge. Nicholas liefert hier Einblicke in Zusammenhänge und Fakten, die spannende Sichtweisen ermöglichen.
Der knapp neunminütige Beitrag „Hinter den Kulissen: Die Paul Temple-Synchronisation“ beschäftigt sich mit der aufwendigen Arbeit, eine deutsche Fassung zu erstellen. Der vorliegende Film war bis zu dieser Veröffentlichung nie deutsch synchronisiert worden und die Materiallage stellte besondere Herausforderungen daran.
Im 16seitigen Booklet arbeitet Dr. Georg Pagitz verschiedene Charakteristiken des Paul Temple-Universums heraus. Er erläutert Motive, Figuren und sonstige typische Elemente, mit denen Francis Durbridge die Welt des Paul Temple gestaltet hat. Außerdem enthält das Booklet die Kurzgeschichte „Ein Geschenk von Paul Temple“.

Fazit

„Paul Temple und der Fall Marquis“ ist zwar kein überragender Film, aber eine gute Adaption des Paul Temple-Universums, weil visuelle Atmosphäre, Rätselhaftigkeit und die aufklärerische Sinnsuche Temples eine Einheit bilden. Technisch ist die DVD sehr ansprechend, das Bonusmaterial lohnenswert.

Stefan Dabrock

30.03.2016

   
Originaltitel Paul Temple Returns (GB 1950)
Länge 69 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Maclean Rogers
Darsteller John Bentley, Patricia Dainton, Grey Blake, Peter Gawthorne, Valantine Dyall, Robert Urquart, Christopher Lee, Dan Jackson, Ronald Leigh-Hunt, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Audiokommentar von Dr. Georg Pagitz, Interview mit Nicholas Durbridge, 16seitiges Booklet, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung hübsch, technisch sehr ansprechend