30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Man kann es unendliche Biederkeit nennen oder man kommt zu dem Schluss, dass es irgendwie eine große Kunst ist, eine Mordserie zu inszenieren, bei der der Mörder aus einer kleinen Gruppe heraus kommen muss, dennoch aber niemand in dieser Gemeinschaft auch nur irgendeine Form von Angst verspürt. Regisseur Howard W. Koch schafft diese irritierende Leistung mühelos und sorgt so für eine seltsam-gruselige Atmosphäre.
Der erste Leichenfund beendet jäh das romantische Stelldichein zwischen dem Anwalt David Hewson (Lex Barker) und der Motelangestellten Beth Dixon (Anne Bancroft). Sheriff Jess Holmes (John Dehner) und Dr. John Aitken (Richard H. Cutting) sind sich einig, dass der Täter psychische Probleme haben muss und dass weitere Taten zu befürchten sind, wenn der Mörder nicht bald gefasst wird. Dafür ist solide Ermittlungsarbeit nötig, die Holmes im Umfeld des Motels Parry Lodge durchführt, mit dem alle Verdächtigen zu tun haben. Denn jede der zentralen Figuren ist verdächtig. Das gilt sowohl für die Gäste, zu denen neben dem Anwalt David auch der abgehalfterte Schauspieler Norman Grant (John Holland) mit seiner weiblichen Begleitung Harriet Ames (Mamie Van Doren) und ein Privatdetektiv (Gene O'Donnell) gehören, als auch für den Frauen hassenden, im Rollstuhl sitzenden Motelchef Edmund Parry (Ron Randell) nebst seiner ihn pflegenden Schwester Julia (Marie Windsor). Der besoffene Indianer Joe (Larry Chance), der irgendwann blöderweise mit der Mordwaffe aufgegriffen wird, sowie ein paar weitere Figuren runden den Kreis der Verdächtigen ab.
Sie alle laufen sich in und um das Motel herum ständig über den Weg. Vor dem Hintergrund der filmischen Erzähllogik ist klar, dass der Mörder aus ihrem Kreis stammen muss, falls nicht am Ende irgendwer auf billige Art und Weise aus dem Hut gezaubert werden soll, der bislang noch gar aufgetaucht ist. Natürlich kann man jetzt darüber streiten, ob den Filmfiguren ohne die Außenperspektive des Zuschauers dieser Umstand auch klar sein muss, aber da Sheriff Holmes sehr auffällig nur hier ermittelt, bekommen auch die Figuren mit, dass sie alleine die Gemeinschaft der Verdächtigen bilden. Das sorgt jedoch für keinerlei Unruhe. Stattdessen genießt man die Zeit am Pool oder in der Motelbar und kontert wie Anwalt Hewson knifflige Fragen des Sheriffs mit sprachlichem Geschick. Oft spielen die Opfer in den Gesprächen eine viel größere Rolle als der mögliche Täter.
Obwohl die Szenerie den perfekten Nährboden für Paranoia bieten würde, gibt es nicht einmal den Anflug davon. Das irritiert auf nachhaltige Weise. Die einzelnen Menschen haben zwar ihre privaten Probleme – der Anwalt entspannt sich vom Stress, der Schauspieler befindet sich auf dem absteigenden Ast seiner Kariere -, aber gegenüber der Mordserie reagieren alle mit
abgeklärter Lässigkeit. So entsteht eine Kleingesellschaft empathiegestörter Menschen, die aus einem Panoptikum amerikanischer Prototypen besteht: der Schauspieler und das Starlet aus der Entertainmentbranche, der Anwalt als Person der gesellschaftlichen Mitte, die örtliche Provinzbevölkerung, der Privatdetektiv als selbständiger Geist und der aufrecht ermittelnde Sheriff. Auch auf sexueller Ebene spielt Drehbuchautor Richard H. Landau mit Unterschieden zwischen dem aufreizenden Starlet sowie dem körperbetont agierenden Anwalt und erotisch brav daherkommenden Gestalten wie der Angestellten Beth und dem im Rollstuhl sitzenden Edmund.
Mit zunehmender Laufzeit stellt sich angesichts der Sorglosigkeit innerhalb des dargestellten amerikanischen Mikrokosmos die Frage, ob der Täter alleine gestört ist, oder ob der mechanische Umgang mit der Mordserie nicht auch symptomatisch für eine gesellschaftliche Oberflächlichkeit ist, die aus Selbstschutzgründen zelebriert wird. Auffälligerweise stellt Kameramann William Margulies bei seinen kontrastreichen Schwarzweißbildern die Helligkeit in den Vordergrund, die so gar nicht zu dem düsteren Anlass der Erzählung passen mag. Das sieht schwer nach atmosphärischer Schizophrenie aus, die den Zustand der Gemeinschaft reflektiert. Das sorgt für eine nachhaltig gruselige Atmosphäre, die man als subtilen Horror bezeichnen könnte.
Spannend wäre filmhistorisch auch die Frage, ob Kevin Williamson – der Drehbuchautor der „Scream“-Reihe - „Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen“ vorher mal gesehen hat. Die Art und Weise wie hier der Mörder auf dem Silbertablett präsentiert, an einer Stelle quasi sogar verraten wird, ohne dass man es merkt, erinnert deutlich an den ersten „Scream“-Teil. Würde man heute ein Remake des Films drehen, dann ließe sich daraus ein hervorragender Slasher machen.
Bildqualität
Das Bild der DVD sieht sehr gut aus. Mit gelungener Schärfe und sehr guten Kontrastwerten wirken die Schwarzweißbilder frisch. Die leichte Körnigkeit des Ausgangsmaterials blieb dankenswerterweise erhalten, sodass der Film einen organischen Eindruck macht.
Tonqualität
Auch mit der Tonqualität kann man zufrieden sein. Deutliches Hintergrundrauschen gibt es nicht. Beim deutschen Ton ist es leicht zu hören. Zusätzlich klingt er etwas heller, als die leicht dumpfe englische Variante. Die Dialoge lassen sich ohne Verzerrungen gut verstehen.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie mit relativ aktuellen Aufnahmen des Drehortes Parry Lodge und einem 8seitigen Booklet, das neben dem Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ auch noch einen Text über die Dreharbeiten sowie Kurzbiografien zu den wichtigsten Darstellern enthält.
Fazit
„Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen“ irritiert durch die hellen Bildern und die abgeklärte Lässigkeit der Figuren im Angesicht einer Mordserie. Technisch ist die DVD gut.
Stefan Dabrock
16.02.2016
Originaltitel | The Girl in Black Stockings (USA 1957) |
Länge | 72 Minuten (Pal) |
Studio | Pidax Film |
Regie | Howard W. Koch |
Darsteller | Lex Barker, Anne Bancroft, Mamie Van Doren, Ron Randell, Marie Windsor, John Dehner, Norman Grant, Larry Chance, Gene O'Donnell, Stuart Whitman, Dan Blocker, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Bildergalerie, Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ |
Preis | ca. 12 EUR |
Bewertung | irritierend, technisch gut |