30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Die Klänge von Gerhard Heinz sind die richtige Inspiration, um einen Text über „X 312 … Flug zur Hölle...“ zu schreiben. Die Musik des Abenteuerreißers stammt zwar von Bruno Nicolai, sie liegt mir aber nicht vor. Dafür kann ich auf die Soundtracks zu den Jess Franco-Filmen „Lolita am Scheideweg“ (Spanien 1980), „Die Säge des Todes“ (BRD/Spanien 1981) und „Die nackten Superhexen vom Rio Amore“ (BRD/Spanien 1981) zurückgreifen, die der österreichische Komponist Heinz geschrieben hat. Deren Mischung aus sanft-duseligem Easy Listening, leicht schrägen bis hypnotischen Klängen und Spannungsstücken passt perfekt zu Francos seltsamen Zooms, Montagen und Handlungsabläufen, also auch zu „X 312 … Flug zur Hölle...“. Die passende Musik bereitet das Gehirn auf die Realitätsräume Francos vor, die oft verschlungen am Rande der realen Welt in parallelen Traumlandschaften existieren. Das ist auch dann noch der Fall, wenn die Filme auf den ersten Blick so nüchtern-klar konstruiert sind, wie „X 312 … Flug zur Hölle...“.
Doch schon der Einstieg in Brasilien holt das folgende Geschehen aus der Eindeutigkeit heraus. Denn die Hauptfigur, der Reporter Tom Nilson (Thomas Hunter), berichtet aus seiner Erinnerung heraus, was sich in den letzten Tagen ereignet hat. Die spürbare Hitze und der hochprozentige Alkohol verleihen der an sich gewöhnlichen Situation eine leicht delirierende Wendung. Man kann zumindest zweifeln, ob sich alles wirklich genau so abgespielt hat, wie es Nilson auf das Tonband spricht.
Er erzählt, dass er mit einigen anderen, bizarren Reisegenossen in einem schäbigen Flugzeug aus Chile geflohen ist. Dazu gehören die kindlich-verträumt wirkende Steffi (Gila von Weitershausen), der lässige Schönling Carlos (Hans Hass Jr.), die mysteriös-selbstbewusste Anna Maria Vidal (Esperanza Roy), die nymphomanische Mrs. Wilson (Ewa Strömberg) und der ruppige Steward Bill (Fernando Sancho). Außerdem steigt bei einem Zwischenstop der
ehemalige Präsident der chilenischen Nationalbank (Siegfried Schürenberg) zu, der ein paar mehrere Millionen schwere Edelsteine mitgenommen hat. Die wertvolle Fracht zieht auch den irgendwo im brasilianischen Dschungel hausenden Gangster Pedro (Howard Vernon) an, dessen Handlanger die Maschine zu einem versteckt liegenden Flugfeld umleiten soll. Doch der Handlanger ist viel zu dämlich für den Auftrag, sodass das Flugzeug mitten in der Wildnis abstürzt. Jetzt müssen die Überlebenden den Weg in die Zivilisation finden. Angesichts der reichlich vorhandenen Naivität, der Niedertracht und der Gier auf die Edelsteine ist das sehr schwierig.
Gier ist überhaupt ein entscheidendes Stichwort für die Stimmung, die Nilson in seinem Bericht entfacht. Sie bringt alles ins Rollen, da sie die Triebfeder des geflüchteten Bankpräsidenten ist, die wertvollen Edelsteine mit sich zu führen. Sie leitet den Gangster Pedro, den Steward Bill und auch Anna Maria will etwas vom Kuchen. Wer sich nicht wie Steffi und Carlos mit verträumter Duseligkeit aus der Realität verabschiedet hat oder wie Reporter Nilson in seinem eigenen Bericht als aufrechter Mensch die Redlichkeit hochhält, lässt sich bereitwillig von der schäbigen Seite seiner Natur kommandieren. Die finstere Niedertracht dominiert im Dschungel, als sich die Abgestürzten auf den Weg machen. Dadurch öffnen die Gierigen aber den Raum in eine Albtraumwelt, die sich nicht mehr kontrollieren lässt.
Sie bricht in Form klassischer Genreversatzstücke über die Menschen herein, die stets irreal wirken. Das liegt an den Produktionsbedingungen. Mit dem niedrigen Budget war es gar nicht möglich, eine glaubwürdige Illusion zueinander passende Dschungeldrehorte zu erzeugen. Die felsige Gegend, in der die Angehörigen eines gefährlichen Eingeborenenstammes auftauchen sieht nicht so aus, als läge sie im brasilianischen Regenwald. Solche Merkwürdigkeiten prägen den Film, dessen Handlungsraum daher einen verschlungen-absurden Charakter bekommt. Die Figuren bewegen sich immer tiefer in eine grausame, unübersichtliche Sphäre hinein. Dabei entfernen sie sich immer weiter von der Zivilisation in ein Delirium hinein, das auf den ersten Blick wie schlichte Abenteuerkost wirkt, auf den zweiten Blick aber die trügerische Wahrnehmung offenbart.
Denn alles ist nur die Bebilderung des Reporterberichts. So wie sich die Figuren in eine Albtraumwelt verstricken, deren Logik nicht mehr vollständig vorhersehbar ist, so bleibt die Erzählung eine irrsinnige Angelegenheit. Die Finsternis schlägt so hemmungslos über, dass sie alles innerhalb des Films im Griff hat. Es wirkt, als führe sie ein Eigenleben, das Bericht, Wahrnehmung und Technik kontrolliert. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.
Bildqualität
Die DVD sieht überraschend gut aus. Sieht man von den Unschärfen ab, die durch Stockfootage und manche möglicherweise sehr schnell gedrehte Aufnahmen bedingt sind, dann kann man sich über recht klare Konturen und einen sehr ordentlichen Detailreichtum freuen. Auch die Farben machen einen recht frischen Eindruck. Das gibt es ganz andere Jess Fanco DVD-Veröffentlichungen. Der Kontrast leidet zwischendurch ein wenig, aber auch hier ist die Qualität deutlich besser, als man es hätte erwarten können.
Tonqualität
Auch der 2.0-Mono-Ton gibt keinen Anlass zu großer Kritik. Klare und verständliche Dialoge treffen auf eine ordentliche Musikwiedergabe.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.
Fazit
„X 312 … Flug zur Hölle...“ ist ein irrer Abenteuerfilm, dessen an sich gradlinige Geschichte aufgrund der Produktionsbedingungen, des Schnitts und der Zooms aus den üblichen Pfaden der filmischen Illusionsvermittlung herausgerissen wird. Daher wirkt das Geschehen zunehmend albtraumhaft verschlungen, so als hätte die Finsternis die Erzählung und die Wahrnehmung unter ihre Kontrolle gebracht. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.
Stefan Dabrock
10.10.2015
Originaltitel | X 312 – Flug zur Hölle aka. Vuelo al infierno (BRD/Spanien 1971) |
Länge | 83 Minuten (Pal) |
Studio | Pidax Film |
Regie | Jess Franco |
Darsteller | Thomas Hunter, Gila von Weitershausen, Hans Hass Jr., Fernando Sancho, Esperanza Roy Ewa Strömberg, Siegfried Schürenberg, Howard Vernon, Jess Franco, u.a. |
Format | 1:1,66 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Bildergalerie |
Preis | ca. 12 EUR |
Bewertung | irr, technisch sehr ordentlich |