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dvd

Amazonen in Rio

Die sieben Männer der Sumuru

Die DVD basiert auf der kürzeren deutschen Fassung, deren Montage sich von der längeren englischsprachigen Fassung unterscheidet. Alternative Szenen kamen dabei ebenfalls zum Einsatz. Deswegen kann man sich zu der Interpretation hinreißen lassen, dass es sich nicht um eine geschnittene, sondern um eine alternative Fassung handelt. Dabei muss man allerdings bedenken, dass die Kürzungen gegenüber der englischsprachigen Fassung, die auf der imdb mit 94 Minuten angegeben ist, so deutlich sind, dass eine Alternativmontage möglicherweise aus erzähltechnischen Gründen nötig war.

Die sieben Männer der Sumuru

„Die sieben Männer des Sumuru“ ist die Fortsetzung des zwei Jahre zuvor veröffentlichten Agentenreißers "Sumuru – Die Tochter des Satans“ („The Million Eyes of Su-Muru“, Regie: Lindsay Shonteff, GB 1967). Dabei dient nur die Hauptfigur Sumuru (Shirley Eaton) als Bindeglied, denn die irrsinnige Kämpferin gegen alle Männer auf der Welt hat den Angriff auf ihre Hongkonger Basis im ersten Teil überlebt und befindet sich nun in der Nähe von Rio de Janeiro. Dort hat sie die Stadt Femina gegründet, von der aus sie ihren Feldzug zur Erlangung der Weltherrschaft führt. Um an das nötige Kapital zu gelangen, erpresst sie reiche Männer. Ihr letzter Coup ist die Entführung einer Bankierstochter, deren Vater (Walter Rilla) aber nicht so ohne weiteres klein beigeben wil. Er engagiert den Detektiv Jeff Sutton (Richard Wyler), der die entführte Frau befreien soll. Sutton fingiert mit dem Bankier einen Überfall auf dessen Geldtransporter und lanciert die Meldung an die Presse. Wie geplant lockt der scheinbar prall gefüllte Geldkoffer, mit dem Sutton in Rio ankommt, Sumuru an, die ihm das Kapital abknöpfen möchte. Aber die Weltherrschaftskämpferin ist nicht die einzige, die daran interessiert ist. Deswegen findet sich Sutton schon bald in einem turbulenten Abenteuer wieder.

Jess Franco ist mit seinen fast 200 Regiearbeiten seit 1957, darunter auch ein paar Kurzfilme, ein Phänomen der Filmgeschichte. Kaum ein Regisseur hat so exessiv gefilmt, um seine Obsessionen auf Zelluloid und später dann digitales Videomaterial zu bannen. Die sieben Männer der Sumuru Thriller, Horror, Abenteuerfilme, das Frauengefängnisgenre, Erotik- und Sexfilme oder auch Komödien, das alles hat der umtriebige Spanier auf seine Art bedient. Indiskutabler Unfug steht in Francos Filmographie neben faszinierenden hypnotischen Werken, die einen in ihre bizarre Welt einsaugen.

„Die sieben Männer der Sumuru“ erweist sich in der deutschen Kinofassung als eine Mischung aus halbwegs ordentlicher, weil in den Grundstrukturen verständlicher Erzählung und visuellem Einfallsreichtum. Im Gegensatz zu manch anderem Werk des Spaniers kann man dem Geschehen in „Die sieben Männer der Sumuru“ gut folgen, auch wenn die Ereignisse absurd anmuten. Die Weltherrschaftsphantasie Sumurus, Gangster, die per Leichenwagen Jagd auf Detektiv Jeff Sutton machen, und die grenzwertige Ausgangssituation um den fingierten Bankraub, der Sumuru anlocken soll, das alles trägt schon Züge einer Parodie, auch wenn die Darsteller dabei bierernst bleiben. Francos Inszenierung hält sich weitgehend zurück, um die in der formalen Handlung ohnehin schon angelegten Überzeichnungen nicht durch weitere Übertreibung völlig zu zerstören. Die Balance aus groteskem Geschehen und klarer Präsentation im Stile eines Thrillers sorgt für die notwendige Bodenhaftung, um die visuell ausufernde Gestaltung Feminas als Teil der realen Welt des Films verkaufen zu können. Wäre alles andere ebenso exaltiert gestaltet, dann spielte der komplette Film in einer anderen Dimension.

So aber wirkt Femina wie der Einbruch des Wahnsinns in die Realität und hier lässt Franco seiner Fähigkeit freien Lauf, mit geringem Aufwand einen hohen Ertrag zu erzielen. Schon der Drehort, ein futuristisch anmutendes Betongebäude als Sumurus Zentrale, ist exzellent gewählt. Die strengen Formen der Architektur ohne auflockernde Pflanzen oder sonstige Boten organischen Lebens, reflektieren die kaltherzige Sicht Sumurus. Hier ist jemand am Werk, der sich nicht für das Leben in Freiheit, sondern nur für Macht interessiert. Sumuru ist das Zerrbild einer feministischen Kämpferin, deren dämonische Ideologietreue die scheinbare Bedrohung durch die Emanzipation ad absurdum führt. Die Angst war und ist unbegründet, weil ihre Manifestation in der Karikatur endet. Entsprechend grell kommen die Kleidungsstücke der weiblichen Armeeangehörigen Sumurus daher. Schwarz-rote, knapp geschnittene Uniformen aus Lack und Leder bedienen einerseits das voyeuristische Element, dem Franco gerne fröhnt, und sie kontrastieren durch Überzeichnung die martialische Weltsicht Sumurus. In Verbindung mit künstlichem Nebel in der Gefangenenkammer, in der auch die Tochter des Bankiers gehalten wird, sowie weiteren farblich expressiven Gestaltungselementen entsteht eine wahnwitzige Comicwelt, die sich mit der demgegenüber normalen Realität außerhalb Feminas anlegt. Der Kontrast trägt zur inneren Spannung des Films bei, der bezeichnenderweise das Gefühl der Eifersucht nutzt, um den Anfang von Sumurus Ende in Brasilien einzuläuten. Mit Emotionen kalkuliert eine wie Sumuru nicht, weil sie nur Berechnung kennt. Für Gefühle, auch die anderer Menschen, ist da kein Platz. Dadurch ist sie den anderen Menschen unterlegen.

Bildqualität

Die sieben Männer der Sumuru

Für die DVD hat man eine halbwegs brauchbare Filmkopie aufgetrieben, so dass das Heimkinoerlebnis an die Vorführung einer etwas abgenutzten Filmrolle erinnert. Die Schärfe wechselt zwischen Szenen mit erstaunlich detaillierten Bildern und Szenen, die relativ matschig aussehen. Nie wird das Niveau einer guckbaren Kinokopie verlassen. Dazu passen auch die analogen Defekte, die immer wieder auftreten aber noch akzeptabel bleiben. Rauschen ist ebenfalls ein ständiger und vor allem zu Anfang sehr präsenter Begleiter. Die Farben können überzeugen, so dass gerade Femina gut zur Geltung kommt. Der Kontrast schwankt zwischen Szenen mit reduzierter Vielfalt bei den Übergängen und solchen, die ausgewogen daher kommen. Insgesamt kann man mit der DVD angesichts des Alters sowie der Art des präsentierten Films zufrieden sein.

Tonqualität

Die Mono-Tonspur reißt keine Bäume aus, zumal das Hintergrundrauschen auch präsent ist. Dennoch lassen sich die Dialoge ohne Schwierigkeiten verstehen und die Musikwiedergabe weist keine nennenswete Schwächen auf.

Extras

Neben der Vollbildfassung des Films, die auf dem DVD-Cover als Nostalgiefassung bezeichnet wird, enthält die DVD den US Vor- und Abspann des Films, zwei Bildergalerien, eine Wochenschau aus dem Veröffentlichungsjahr 1969 des Hauptfilms mit Beiträgen über das Unternehmen Apollo 9, die Messestadt Leipzig sowie zu weiteren Themen.
Der DVD liegt ein 8-seitiges Booklet mit Werbematerialien für Kinobetreiber bei.

Fazit

„Die sieben Männer der Sumuru“ ist seinem Vorgänger überlegen, weil er auf konsequente Art und Weise darauf setzt, den Wahnsinn Sumurus mit Hilfe stilisierte Überzeichnungen zu charakterisieren und so einen Kontrast zu übrigen Realität zu erzeugen. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

09.05.2012

   
Originaltitel La ciudad sin hombres (Spanien/BRD/USA 1969)
Länge 79 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Jess Franco
Darsteller Shirley Eaton, Richard Wyler, George Sanders, Maria Rohm, Herbert Fleischmann, Marta Reves, Elisa Montés, Walter Rilla, Beni Cardoso, Valentina Godoy, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Vollbildnostalgiefassung, „Blick in die Welt“ - Wochenschau 12/69, US Vor- und Abspann, Bildergalerien, 8-seitiges Booklet
Preis ca. 28 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung