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Die Polizei bedankt sich

Das Syndikat

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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Das Syndikat

Stefano Vanzinas alias Stenos „Das Syndikat“ gilt als Startschuss für das hauptsächlich in den 1970er Jahren populäre Genre des Poliziescos, des italienischen Polizeifilms.
Mit der Figur des Commissario Bertone (Enrico Maria Salerno), der einerseits durch seine Vorgesetzten unter Druck gerät, weil Erfolge her müssen, und andererseits in der Öffentlichkeit den Prügelknaben für Polizeibrutalität und mangelnde Sicherheit abgibt, wurde der prototypische Polizist des Genres erschaffen. Bertone soll einen Raub aufklären, bei dem ein Mensch getötet wurde. Der flüchtige Räuber Michele (Jürgen Drews) hat eine junge Frau als Geisel genommen, um durch die Polizeiabsperrungen zu kommen. Während die Polizei intensiv nach Michele fahndet, hat Bertone noch ein weiteres Problem. In Rom geht eine Vigilanten-Truppe um, die ihrer Meinung nach zu Unrecht freigelassene mutmaßliche Verbrecher hinrichtet. Auch wenn sich Bertone wünscht, mit mehr Möglichkeiten effektiver Polizeiarbeit das Verbrechen eindämmen zu können, hat er für Selbstjustiz nichts übrig. So führt er einen Kampf an mehreren Fronten, der ihn aufzureiben droht.

Im Rom des Films herrschen dramatische Zustände, weil die gesellschaftliche Ordnung gleich von zwei Seiten angegriffen wird. Einerseits greift das Verbrechen immer mehr um sich, so dass die Bürger in Angst und Schrecken leben, andererseits gehen die faschistoiden Mordbrüder um, die sich zu Richtern aufspielen. In der Mitte steht der als rechtschaffen gezeichnete Commissario Bertone als stabilisierendes Element, der dafür sorgen muss, dass das Zusammenleben nicht in Willkür endet. Damit greift „Das Syndikat“ auf die Tradition des politischen Kinos zurück, das immer wieder in unterschiedlichen italienischen Genres zu Tage getreten ist. Man denke nur an Damiano Damianis kritischen Revolutionswestern „Töte Amigo“ (Italien 1966), der auf metaphorische Weise die Ausbeutung der Dritten Welt anprangert. Die Gefahr einer Revolution von Rechts durchzieht „Das Syndikat“ mit einer Spur aus Leichen. Das Syndikat Steno erschafft aus dem Spannungsfeld, in dem sich Bertone aufhält, eine bittere Analyse der italienischen Realität der frühen 1970er Jahre. Die rasanten Verfolgungsjagden, gespenstischen Hinrichtungen und die Wortgefechte zwischen Bertone und dem sanftmütigen Staatsanwalt Ricciutti, der vor zu rigiden Methoden warnt, bilden nicht nur den perfekten Grundstock für einen atmosphärischen Thriller, sie spiegeln die damalige Situation zunehmender Unsicherheit in Italien wieder. Dabei kommt dem Geschehen aber nicht nur eine historische Dimension zu, denn die extremen Reaktionen auf die Gefahr der Kriminalität hat ihren Ursprung im allgemeinen menschlichen Wunsch nach einer soliden Ordnung. Steht diese auf dem Spiel, formiert sich fast natürlicherweise eine neue Macht, die das empfundene Vakuum ausfüllen will. Die Vigilanten in „Das Syndikat“ repräsentieren eine solche Macht, die plötzlich auf der Bildfläche erscheint. So zeigt Steno wie wichtig eine ausgewogene Balance der gesellschaftlichen Kräfte aus Presse, Justiz, Polizei, Politik und Bevölkerung ist, damit keine Lücke entsteht, in die eine Organisation hineinstoßen kann, die eine totalitäre Machtausübung bevorzugt. Denn der Effekt einer solchen Selbstjustiz wäre die Aushebelung der bestehenden Mechanismen und ein Siegeszug der Willkür ohne jede Stabilität.

Bildqualität

Das Syndikat

Das saubere Bild der DVD verfügt über eine gute Schärfe, die nur bei einigen Totalen ihr Niveau nicht halten kann. Das führt dann zu weichen Konturen und einem geringen Detailreichtum. Die Farben wirken natürlich, manchmal leicht ausgebleicht, aber immer auf einem soliden bis guten Niveau. Der Kontrast sorgt für eine ausgewogene Darstellung der Bildelemente. Das Rauschen stört nicht nennenswert.

Tonqualität

Die DD 2.0-Mono-Tonspuren verfügen jeweils über klare und verständliche Dialoge mit nur geringen Verzerrungen. Auch die Musik kann ihre atmosphärische Wirkung mit einem ansprechenden Klangvolumen entfalten.

Extras

Für die deutsche Veröffentlichung wurde eigenes Bonusmaterial produziert. In der gut einstündigen Dokumentation „The Way We Were“ kommen Produzent Dieter Geissler, Schauspieler Peter Berling, der in „Das Syndikat“ zwar nicht mitspielt, aber zu der Zeit Teil einer Gruppe deutscher Filmschaffender in Rom war, und Darsteller Jürgen Drews zu Wort, der heute besser als Schlagersänger bekannt ist. Anekdotenreich und teilweise auch nachdenklich lassen die drei ihre Erlebnisse zur damaligen Zeit in Rom Revue passieren. Produktionsbedingungen, die Entwicklung von Filmprojekten und die Stimmung unter den Deutschen in Rom spielen innerhalb der unterhaltsamen und informativen Dokumentation eine große Rolle.
Die Aussagen von Jürgen Drews stammen dabei aus dem Interview, dass noch in voller Länge als zweiter Teil des Bonusmaterials auf der Zusatz-DVD enthalten ist. Darin spricht Drews über die Umstände, die ihn zum Film brachten und über die Gründe, warum er damit aufgehört hat. Angesichts der verpassten Chance einer Filmkarriere wird Drews ausgesprochen nachdenklich und offenbart einiges von seiner Persönlichkeit. Ohne Scheu erzählt der Schlagersänger über sich und sein Leben. Ein gutes Interview.
Eine Bildergalerie sowie der Filmtrailer sind ebenfalls Teil des Bonusmaterials.

Fazit

„Das Syndikat“ ist eine brillante politische Anklage, die sowohl die Gefahr einer Revolution von rechts als auch die zunehmende Unterminierung der Gesellschaft durch das Verbrechen als Bedrohung für das gesellschaftliche Zusammenleben ausformuliert. Dabei kommt natürlich auch die atmosphärische Wirkung aus Action und Spannung nicht zu kurz. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

10.11.2011

   
Originaltitel Das Syndikat
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Colosseo
Regie Steno
Darsteller Enrico Maria Salerno, Mariangela Melato, Mario Adorf, Franco Fabrizzi, Cyril Cusack, Laura Belli, Jürgen Drews, Corrado Gaipa, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Dokumentation „The Way We Were“, Interview mit Jürgen Drews, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut