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Leidensgeschichten

I Come with the Rain

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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I Come with the Rain

Anh Hung Trans Filme wechseln zwischen luftiger Leichtigkeit wie „Ein Sommer in Hanoi“ („Mua he chieu thang dung“, Vietnam/Frankereich/BRD 2000) und brachialer Emotionalität wie „Cyclo“ („Xich lo“, Vietnam/Frankreich/Hongkong 1995). Sein 2008 entstandener „I Come with the Rain“, der kürzlich auf dem deutschen Heimkinomarkt erschienen ist, gehört nicht zu den luftigen Filmen.
Der Polizist Kline (Josh Hartnett) kommt bei seinen Ermittlungen dem gesuchten Serienkiller Hasford (Elias Koteas) mental so nah, dass er einen psychischen Knacks davon trägt. Fortan arbeitet Kline als Privatdetektiv. Er bekommt den Auftrag eines Industriellen, dessen verschwundenen Sohn Shitao (Takuya Kimura) zu suchen. Von Shitaos letztem Aufenthaltsort, den Philippinen, führt die Spur nach Hongkong. Dort nimmt Kline Kontakt zum Polizisten Meng Zi (Shawn Yue) auf, um mit ihm gemeinsam Informationen über den Verbleib Shitaos zu sammeln. Dabei geraten sie in die brutale Welt des Gangsters Su Dongpo (Byung-hun Lee), der mit einer psychotischen Mischung aus totaler Ruhe und Gewaltausbrüchen seine Machtbasis zu verteidigen sucht.

„I Come with The Rain“ ist das Gegenteil eines leisen, subtilen Films. Der teils schreiende Symbolismus, die mit überwältigenden Bildern arbeitende Filmsprache und der Irrsinn vieler Charaktere formen ein fiebriges Werk, dessen Schnitt mit einem oftmals ruhigen Rhythmus den Kontrast dazu bildet. Im Vordergrund der Erzählung stehen die Leidensgeschichten der Charaktere. Josh Hartnett als Kline verkörpert einen Menschen, der zu tief in den Abgrund der menschlichen Seele geblickt hat, als er den Serienkiller Hasford stellte. Hasfords Spezialität war es, seine Opfer bei lebendigem Leibe zu sezieren und aus einzelnen Körperteilen monströs verzerrte Skulpturen zu erschaffen. Diese Erfahrung hat Kline nie wieder abschütteln können. I Come with the Rain Er leidet immer noch daran. Hartnett interpretiert Klines psychische Verfassung mit einer fast meditativen Ruhe. Er befindet sich in einem Zustand der Schwere, die keine hektischen Handlungen zulässt. Sein Leiden wird zu einem Käfig, der ihn in seiner Freiheit behindert.
Ganz anders äußert sich die psychische Verfassung bei Gangster Su Dongpo. Er lebt nur noch in seiner eigenen Realität, in der er selbst der Herr und Meister sein will. Das führt zu irrsinnigen Gewaltausbrüchen, mit denen er alles mühselig zusammen halten will, obwohl die Kräfte des Wahnsinns in alle Richtungen davon streben. Seine Welt ist ständig in Gefahr, zu explodieren. Anh Hung Tran findet grandios-abgründige Bilder für Su Dongpos verkrüppelte Seele, wenn ein Obdachloser mit dem erschossenen Kadaver seines eigenen Hundes erschlagen wird. Auch Su Dongpo leidet und das lässt er an seiner Umgebung aus, auf dass diese ebenfalls leiden muss.
Die dritte zentrale Gestalt ist Shitao, der verlorene Sohn. Mit ihm verbindet sich der religiöse Symbolismus, dem Anh Hung Tran offensiv frönt. Shitao, soviel kann verraten werden, existiert tatsächlich in Hongkong, wo er für seine Umgebung eines besondere Stellung einnimmt. Sein Wirken ist mit körperlichem Leiden verbunden.

Die unterschiedlichen Schmerzen, mit denen die Figuren zu kämpfen haben, verknüpft der Film über visuell aufregende Bilder Hongkongs, bei denen Kameramann Juan Ruiz Anchia mit Grün- und Gelbtönen arbeitet. Sie strahlen eine stilistische Schönheit aus, die der Szenerie eine innere Spannung verleiht. Ihre eigentlich für sich selbst stehende Kraft verbindet sich auf wundersame Weise mit den emotionalen Zuständen der Figuren. Die verschiedenen Formen des Leidens fließen in einen optischen Ausdruck zusammen, als speisten sie sich aus ein und derselben Quelle. „I Come with the Rain“ verdichtet das Seelenleben des Menschen am Rande des psychischen Zusammenbruchs zu einer filmischen Dichtung, die schließlich in einer Fragestellung des Glaubens endet. Denn die Verhältnisse sind so merkwürdig, dass keine Klarheit herrscht, ob der religiöse Symbolismus auf einem tragfähigen Fundament ruht oder ob es sich nur um Fanatismus handelt. Deswegen stellt der Film auch die Frage nach den Grenzen des Glaubens und dem Beginn der Ratio. Eindeutig beantworten tut er nichts davon. Aber der Impuls dieses irrwitzigen Werkes ist vorhanden.

Bildqualität

I Come with the Rain

Die Bluray kann sich auf das blitzsaubere Bild verlassen, dass eine sehr gut Schärfe mit klaren Konturen und einer guten Detailfreude besitzt. Besonders wichtig aber sind die Farben, die ihre klare Schönheit voll entfalten können. Dadurch wird die visuelle Konzeption des Films lebendig. Der gute Kontrast sorgt für eine gelungen Darstellung der einzelnen Bildinhalte. Nennenswertes Rauschen gibt es nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren arbeiten im Rahmen der Möglichkeiten des Films sehr gut. Die Musik erweist sich als dynamisches Element, das immer wieder alle Lautsprecher nutzt, um eine gute räumliche Atmosphäre zu erschaffen. Sonstige Effekte gibt es kaum. Die Dialoge wurden sauber und verständliche abgemischt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa 11-minütigen Making Of, das wenig erhellendes B-Roll-Material enthält, und dem Filmtrailer.

Fazit

„I Come with the Rain“ ist ein irrsinniger, ohne subtilen Ansatz, dafür mit einem teils schreienden Symbolismus arbeitender Film, der über das Leiden und seine Bewältigung sowie Fragen zwischen Glauben und Ratio reflektiert. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

11.10.2011

   
Originaltitel I Come with the Rain (Frankreich/Hongkong/Irland/Spanien/GB 2008)
Länge 114 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Anh Hung Tran
Darsteller Josh Hartnett, Byung-hun Lee, Takuya Kimura, Shawn Yue, Elias Koteas, Eusebio Poncela, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut