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28.01. | Die Engel von St. Pauli |
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06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Schätze des deutschen Tonfilms Nr. 2: alle Filme
Zusammen mit den frühen Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der Zinker“ (Deutschland 1931, Regie: Martin Fric und Carl Lamac) und „Der Doppelgänger“ (Deutschland 1934, Regie: E.W. Emo) hat Spririt Media „Der Hexer“ in einer DVD-Box veröffentlicht, welcher ebenfalls auf einem Roman des britischen Schriftstellers beruht. Die Filme sind zusätzlich auch einzeln erhältlich.
In London wird eine Frauenleiche aus der Themse gefischt, bei der die Polizei zunächst an eine Selbstmörderin glaubt. Da es sich jedoch um die Schwester des berühmten Bösewichtes „Hexer“ handelt, sind die Ordnungskräfte alarmiert. Denn es mehren sich die Anzeichen, dass frühere Berichte über den Tod des Hexers falsch waren. Stattdessen scheint sich der Kriminelle in London aufzuhalten und nach Rache zu sinnen. Im Fokus steht der Anwalt Maurice Meister, dessen Sekretärin die tote Frau war. Inspektor Wenbury versucht Licht ins Dunkel zu bringen, während er gleichzeitig ein Auge auf Mary Lenley wirft, die aus Geldnöten die freigewordene Sekretärinnenstelle bei Anwalt Meister angenommen hat. Wenbury will Mary beschützen, weil Meister einen fragwürdigen Ruf hat. Als auch noch die Frau des Hexers Cora Ann Milton in der britischen Hauptstadt auftaucht, sieht sich Wenbury einem immer unübersichtlicheren Netz der miteinander verbundenen Menschen gegenüber.
Eine der große Stärken in Lamacs Romanverfilmung ist Schauspieler Fritz Rasp, der auch in einigen der berühmten Wallace-Filme aus der Rialto-Serie mitwirkte, beispielsweise in „Der Frosch mit der Maske“ (BRD 1959, Regie: Harald Reinl). Hier verkörpert er Anwalt Maurice Meister als diabolischen Widerling, der sofort die Szenerie beherrscht, wenn er im Bild zu sehen ist. Sein finsterer Blick, der jede falsche Freundlichkeit sofort entlarvt, ist ohne Schwierigkeiten in der Lage, einem kalte Schauer den Rücken herunterlaufen zu lassen.
Unterstützt wird Rasp dabei durch die scharfe Lichtsetzung, welche sein Gesicht in starke Kontraste versetzt. Das führt zu einer visuellen Irrealität, die den bösartigen Charakter Meisters verstärkt. Er scheint bisweilen nicht von dieser Welt, sondern einer eigenen Dimension der Niedertracht entsprungen zu sein. Lamac balanciert Rasps starke Wirkung mit verschiedenen humorvollen Kräften aus, um den Film nicht als reines Abbild menschlicher Bösartigkeit zu gestalten. Das gilt vor allem für den Diener des Anwaltes, einen ehemaligen Knastbruder. Karl Etlinger läuft augenrollend und süffisant-künstlich kommentierend durch den Film, als wäre er einem absurden Theaterstück entsprungen. Er befindet sich zwar als Diener in Meisters Haus, wirkt aber in jeder Szene völlig deplatziert, weil er keinen Sinn für eine würdevolle Bedienstetenhaltung besitzt, sondern sein eigenes Süppchen kocht und seine Dienerrolle mit spitzen Bemerkungen stets konterkariert. Er führt zwar die Anweisungen aus, ist aber in Wirklichkeit ein Antidiener.
Etlingers übertriebenes, am Stummfilmgestus orientiertes Spiel, passt hervorragend zu dieser Figur, so dass er ihr – sei es absichtlich oder aus einer reinen Stummfilmgewohnheit heraus – eine hintergründig groteske Dimension verleiht, die Meisters Pläne ad absurdum führt. Dessen Bösartigkeit hat angesichts der grotesken Figur im eigenen Haushalt keine wirkliche Chance auf einen Triumph. Sie wird als unterlegene Kraft vorgeführt, ohne aber vollständig ihrer Wirkung beraubt zu werden. Lamac entwickelt aus dem Miteinander aus Humor und Grimmigkeit eine Auseinandersetzung, in der der Hexer als übergeordnete Instanz auftritt. Er ist zwar scheinbar ein Bösewicht, hat aber eher eine abgehobene Stellung inne. Der Hexer schwebt über dem Ganzen und ist als einflussreicher Faktor auch dann präsent, wenn er gar nicht auftritt, aber die Handlungen der übrigen Figuren beeinflusst. Angst vor dem Hexer oder der Wille, ihn zu schnappen, knüpft alle beteiligten Menschen zu einem miteinander verbundenen Netz zusammen. Insofern ist der Hexer so etwas wie eine symbolische Manifestation des menschlichen Kampfes zwischen Gut und Böse, der seit Jahrtausenden geführt wird.
Bildqualität
Der Eingangstext beim Start der DVD, in dem darauf hingewiesen wird, dass als Master nur eine stark beschädigte Nitrokopie des österreichischen Filmarchivs für die Restaurierung zur Verfügung stand, ließ Schlimmes befürchten. Das Bild der DVD sieht aber deutlich besser aus, als es nach diesem Hinweis zu erwarten war. Vielleicht wollte man mit dem Text auch die Erwartungen herunter schrauben. Insgesamt macht das Bild angesichts des Filmalters aber eine recht gute Figur. Natürlich sind immer wieder analoge Defekte sowie Helligkeitsschwankungen zu sehen, sie spielen aber keine nennenswert größere Rolle als bei „Der Doppelgänger“. Die Schärfe ist in Ordnung, so dass das Bild lediglich im erwartbaren Maße weich aussieht. Beim Kontrast kommt es immer wieder zu einzelnen Überstrahlungen, sie bilden aber die Ausnahme. Analoges Bildrauschen ist natürlich deutlich sichtbar.
Tonqualität
Der Ton ist stärker beeinträchtigt als das Bild. Das permanente Hintergrundrauschen überrascht angesichts des Filmalters kaum und die Dialoge sind verständlich, aber es kommt immer wieder zu hörbaren Verzerrungen. Vor allem die Musik klingt immer wieder schrebbelig, der Ton neigt zum Schnarren.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus interessanten Texttafelinformationen zum Film sowie einzelnen Stabmitgliedern und einer Bildergalerie.
Fazit
„Der Hexer“ überzeugt vor allem durch seine starken Kontraste aus überbordender Grimmigkeit und ebensolcher grotesken Absurdität. Die Darsteller, allen voran Fritz Rasp und Karl Etlinger, unterstützen das durch ein eindringliches beziehungsweise bizarr überzeichnetes Spiel. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters ordentlich.
Stefan Dabrock
09.05.2011
Originaltitel | Der Hexer (Deutschland 1932) |
Länge | 81 Minuten (Pal) |
Studio | Spirit Media |
Regie | Carl Lamac |
Darsteller | Paul Richter, Mario Solveg, Carl Walther Meyer, Wera Engels, Fritz Rasp, Paul Henckels, Leopold Kramer, Karl Etlinger, u.a. |
Format | 1:1,37 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Texttafel-Filminfos sowie Bio- und Filmographien als Rolltext, Bildergalerie |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | unterhaltsam, technisch angesichts des Filmalters gut |