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Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen
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Rapid Eyes Veröffentlichungen japanischer Klassiker der etwas unbekannteren Art fördern immer wieder wunderbare Schätze der Kinogeschichte hervor, die vor allem auch zeigen, wie weit das japanische Kino in bestimmten Segmenten seiner Zeit voraus war. „Jigoku – Das Tor zur Hölle“ reiht sich da nahtlos ein.
Der Student Shirô (Shigeru Amachi) ist eines Abends mit seinem merkwürdigen Bekannten Tamura (Yôichi Numata) unterwegs. Tamura fährt einen Yakuza über den Haufen und macht sich schnell davon, weil es nach seiner Ansicht keinen Zeugen gibt. Das entspricht aber nicht ganz der Wahrheit, denn sie wurden beobachtet. Die Zeugin und die Frau des Yakuza schwören daraufhin Rache. Während Tamura die Angelegenheit hinfort wischt, plagen Shirô aber Schuldgefühle. Als er wegen des beunruhigenden Gesundheitszustandes seiner Mutter nach Hause fährt, trifft er dort auf eine Gesellschaft moralisch fragwürdiger Gestalten, zu denen sich schließlich auch die Frau des Yakuza gesellt, die ihm gefolgt ist, um Rache zu nehmen. In der Ödnis der Provinz kommt es schließlich zu einer kollektiven Katastrophe, die Shirô direkt in die Hölle führt.
Regisseur Nobuo Nakagawa erweist sich als Meister des psychologischen Dramas, das schließlich in eine apokalyptische Höllenvision surrealen Ausmaßes mündet. Etwas mehr als die Hälfte des Films reflektiert er über die Sehnsüchte sowie Verfehlungen der Hauptfigur Shirô, die immer stärker in den Bann des undurchsichtigen Tamuras gerät, der nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Denn Tamura taucht immer dann wie aus dem Nichts auf, wenn Shirô eine moralisch vernünftige Entscheidung treffen will. Mit seinem Einfluss manövriert Tamura seinen Bekannten Shirô immer tiefer in ein Netz aus Lügen und widerstreitenden Gefühlen hinein, an dem Shirô schließlich zu zerbrechen droht. Nobuo Nakagawa inszeniert das mit einer konsequenten Stringenz in der Stoßrichtung, während die Ereignisse leicht verschachtelt wirken. Die einzelnen Szenen folgen nicht unbedingt in einer Perlenkettenlogik aufeinander,
sondern sie strahlen einen gemeinsamen Geist aus, den Geist der Schuld, der kein Erlösungsszenario erkennen lässt. So bereitet Nobuo Nakagawa mit seiner unspektakulären, aber aufgrund der konsequenten thematischen Durchtränkung eindringlichen Dramaerzählung die abschließende Höllenvision vor. Shirô landet in einer surreal anmutenden Bestrafungsphantasie, die mit Nebel, schwarzem Hintergrund und kräftigen Farben gestaltet wurde. Dies alles arrangiert Nobuo Nakagawa im Stile einer expressiven Bildgestaltung, welche die Intensität der Qualen sowie der ihnen zugrundeliegenden Gefühle reflektiert. Die Höllenvision ist Ausdruck der inneren Landkarte des Protagonisten, der sich das Grauen in einer selbstverstärkenden Weise aneignet. Dabei nimmt der Film nicht nur stilistische Elemente der farblichen Bildgestaltung vorweg wie sie später unter anderem im italienischen Horrorkino aufgetaucht sind, er hat auch ein paar handfeste Splattereffekte parat, wenn ein menschliches Skelett mit ein paar der dazugehörigen Innereien zu sehen ist. Das folgt der Logik, dass sich innere und äußere Qualen eines Menschen bedingen. Die enge Verknüpfung zwischen Körper und Geist findet ihren Niederschlag in einer ebenso bizarren wie ausdrucksstarken Höllenvision, die zwischen Malträtierung des Fleisches und des mentalen Apparates changiert.
Bildqualität
Der etwa 50 Jahre alte Film liegt leider nur in einer eingeschränkten Qualität vor, die aber noch guckbar ist. Zahlreiche Verschmutzungen und analoge Defekte sind Zeugen seines Alters. Die Schärfe kommt nicht über durchschnittliche Werte hinaus, die in sehr wenigen Szenen auch mal etwas unter dem Durchschnitt liegen kann. Die Konturen sind relativ weich und der Detailgrad ist eingeschränkt. Die Farben sind leider nicht ganz so kräftig wie man es sich bei der visuell expressiven Gestaltung des Films wünschen würde, können ihre Wirkung aber noch auf einem sehr ordentlichen Niveau entfalten. Der Kontrast ist etwas zu flach. In dunklen Szenen werden Details verschluckt. Angesichts des Filmalters muss man mit der eingeschränkten Bildqualität leben, der Film kann seine Wirkung trotzdem entfalten.
Tonqualität
Die DD 2.0-Mono-Tonspur weist ein immerwährendes Hintergrundrauschen auf. Die Dialoge werden davon aber nicht übertönt. Die Klangqualität leidet unter dem unausgewogenen Spektrum, so dass der Ton etwas verzerrt wirkt, weil die Höhen dominieren. Auch hier kann man mit dem Ergebnis aber noch leben.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer.
Fazit
„Jigoku – Das Tor zur Hölle“ verbindet auf eindrucksvolle Weise sein psychologisches Drama mit einer visuell irritierenden Höllenvision. Nobuo Nakagawa ist so ein eindringlich erschreckender Film gelungen. Technisch ist die DVD noch akzeptabel.
Stefan Dabrock
05.09.2011
Originaltitel | Jigoku (Japan 1960) |
Länge | 101 Minuten (Pal) |
Studio | Rapid Eye |
Regie | Nobuo Nakagawa |
Darsteller | Shigeru Amachi, Utako Mitsuya, Yôichi Numata, Horoshi Hayashi, Jun Ôtomo, Akiko Yamashita, Kiyoko Tsuji, Fumiko Miyata, Torahiko Nakamura, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Japanisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 10 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch noch akzeptabel |