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Schätze des deutschen Tonfilms Nr. 3: alle Filme
Zusammen mit den frühen Edgar-Wallace-Verfilmungen „Der Zinker“ (Deutschland 1931, Regie: Martin Fric und Carl Lamac) und „Der Hexer“ (Deutschland 1932, Regie: Martin Fric und Carl Lamac) hat Spririt Media „Der Doppelgänger“ in einer DVD-Box veröffentlicht, welcher ebenfalls auf einem Roman des britischen Schriftstellers beruht. Die Filme sind zusätzlich auch einzeln erhältlich.
Während „Der Zinker“ und „Der Hexer“ klassische Krimis sind, steht bei „Der Doppelgänger“ der Humor im Vordergrund. Die junge, sehr forsch auftretende Jenny Miller befindet sich mit ihrem Onkel auf dem Weg nach London. Dort möchte sie ihrem Cousin Harry Selsbury auf die Finger klopfen, weil der angeblich ihr Vermögen durchgebracht hat. Es stellt sich schnell heraus, dass das nicht stimmt, aber dafür ist Harrys Geliebte eine fragwürdige Person. Sie ist die Komplizin eines bekannten Diebes, dessen Masche es ist, als Doppelgänger seiner Opfer aufzutreten. In der perfekten Verkleidung erschleicht er sich das Zutrauen der Bekannten seines Opfers, um ohne Gefahr auf Raubzug gehen zu können. Als Harry, der sich eigentlich auf einer Reise befinden soll, wieder zu Hause auftaucht, schöpft Jenny Verdacht. Gemeinsam mit dem Detektiv Superbus geht sie gegen den möglicherweise falschen Harry vor.
E.W. Emo inszeniert „Der Doppelgänger“ als turbulentes Krimi-Lustspiel, bei dem das Verbrechen zugunsten der offensiv vorangetriebenen Verwechslungskomödie in den Hintergrund tritt. Nachdem Jenny Miller einmal London erreicht hat, spielt fast der gesamte Film in oder vor Harry Selsburys Haus. So geben sich die Darsteller wie auf einer Theaterbühne im hohen Tempo die Klinke in die Hand, um dem Geschehen eine verwicklungsreiche Rasanz zu verleihen. Denn darin besteht die Stärke in Emos Inszenierung. Bevor sich irgendetwas aufklären ließe, kommt schon das nächste Missverständnis um die Ecke. Verzweifelt kämpfen die Figuren mit der Tücke der Wahrheit, die ihnen immer wieder entgleitet, weil neue Fakten
ein scheinbar klares Bild der Lage zeichnen. In Wirklichkeit aber genügt der kleine Ausschnitt nicht, den die Personen übersehen können, um gesicherte Schlussfolgerungen zu ziehen. Hinzu kommt, dass sich beispielsweise Harry selbst ein Bein stellt, weil er eine kleine Scharade inklusiver falscher Telegramme geplant hat, die ihn nun völlig unglaubwürdig erscheinen lässt. Die vielen Verwicklungen sorgen in Verbindung mit dem eingeschränkten Wissen einiger Figuren für die Komik, die sich vor allem in der Figur des Detektivs Superbus idealtypisch manifestiert. Mit großspurigen Sprüchen und karikierender Gestik verkörpert Theo Lingen Superbus mit hinreißender Absurdität. Seine Unfähigkeit steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, seine grotesken Verkleidungen erfüllen ihren Zweck in keine Weise, aber dennoch glaubt Superbus, alles im Griff zu haben. Darin kommt genau die absurde Fehleinschätzung zum Ausdruck, die in etwas weniger übertriebener Weise für die Missverständnisse sorgt.
Bildqualität
Das Bild der DVD ist etwas schwächer als bei dem ähnlich alten Film „Durch die Wüste“, aber durchaus sehr ordentlich. Laufstreifen oder andere Defekte sowie Helligkeitsschwankungen sind immer wieder zu sehen, ohne dass sie sich besonders in den Vordergrund spielen. Die Schärfe ist zumeist ordentlich, so dass das Bild nicht übermäßig weich erscheint. Einige Szenen bilden allerdings Ausnahmen, da sie deutlich unscharf aussehen. Das ist aber nur kurzzeitig der Fall. Der Kontrast macht seine Sache ohne besondere Schwächen recht gut. Analoges Bildrauschen ist natürlich deutlich sichtbar.
Tonqualität
Der Ton ist ebenso gelungen. Das permanente Hintergrundrauschen überrascht angesichts des Filmalters kaum, aber die Dialoge sind stets verständlich. Auch die Musik vermag ihre Kraft zu entfalten, Verzerrungen sind allerdings zu hören.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus interessanten Texttafelinformationen zum Film sowie einzelnen Stabmitgliedern und einer Bildergalerie.
Fazit
E.W. Emo hat mit „Der Doppelgänger“ ein temporeiches Krimi-Lustspiel inszeniert, dessen kompakte Dramaturgie in Verbindung mit der Reduktion auf nahezu einen Drehort für amüsante Verwicklungen sorgt. Auf begrenztem Raum stellt sich die Wirklichkeit oft missverständlich dar. Daraus zieht „Der Doppelgänger“ seinen Witz. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.
Stefan Dabrock
25.04.2011
Originaltitel | Der Doppelgänger (Deutschland 1934) |
Länge | 84 Minuten (Pal) |
Studio | Spirit Media |
Regie | E.W. Emo |
Darsteller | Georg Alexander, Camilla Horn, Gerda Maurus, Theo Lingen, Fritz Odemar, Jakob Tiedtke, Josef Eichheim, Hans Leisner-Fischer, u.a. |
Format | 1:1,37 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Texttafel-Filminfos sowie Bio- und Filmographien als Rolltext, Bildergalerie |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | faszinierend, technisch angesichts des Filmalters gut |