30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Im „Paten von Greenwich Village“ spielen Familienmodelle eine entscheidende Rolle, wobei damit nicht unbedingt die streng soziologische Definition gemeint ist. Aber einzelne Figuren verfügen entweder über einen Zusammenhalt aus tatsächlich verwandtschaftlichen Verhältnissen oder aber aus ethnischen beziehungsweise machtstrukturellen Gegebenheiten, der über Freundschaften hinaus geht. Im Falle der Machtkarte sind Freundschaften ohnehin nebensächlich, da hier eine andere Bindung gegeben ist. Hinzu kommen Beziehungen auf emotionaler Ebene, mit denen Familienerwartungen verbunden sind,
wenn Charlies (Mickey Rourke) Freundin Diane (Daryl Hannah) schwanger wird. Charlie arbeitet zusammen mit seinem Cousin Paulie (Eric Roberts) in einem New Yorker Restaurant als Kellner. Der mickrige Verdienst wird durch kleine Betrügereien mit den Gastrechnungen aufgehübscht. Aber trotz Charlies Warnung übertreibt es Paulie so sehr, dass beide auf der Straße landen. Während sein Cousin mit rotziger Jugendlichkeit erklärt, dass der Job ohnehin Scheiße war, hatte sich Charlie zunächst mal damit arrangiert. Denn eine Beziehung (zu Diane) bringt auch mehr Verantwortung mit sich. Doch Paulie hat auch schon einen Ausweg parat. Gemeinsam mit einem irischen Tresorknacker (Kenneth McMillan) und Charlie möchte er einen Coup landen. Schon der Bruch läuft nicht ganz reibungslos ab, weil plötzlich ein Polizist auftaucht und in den Fahrstuhlschacht stürzt. Außerdem stellt sich heraus, dass das geklaute Geld der örtlich Mafia zu Bestechungszwecken dienen sollte. Der Pate (Burt Young) setzt nun alles daran, die Diebe in die Finger zu bekommen.
Die familiären Beziehungen erweisen sich als treibende Kraft hinter dem Geschehen. Charlie und Paulie sind Verwandte, sodass sie aneinander gekettet sind, auch wenn Charlie für die impulsiven Handlungen seines Cousins wenig Verständnis hat. Paulies Onkel Pete (Tony Musante) ist Teil der Mafia, was ihn später in einen Loyalitätskonflikt zwischen seinem Boss und Paulie bringt. Diane erwartet als Partnerin von Charlie, dass er einerseits Zeit für sie und das zukünftige Kind hat sowie andererseits auch (legal) Geld verdient. Der irische Tresorknacker benötigt das Geld aus dem Coup, um seiner Frau sowie seinem Kind helfen zu können.
An jeder Ecke lauert so eine Beziehung auf diejenigen, die sie ausfüllen sollen. Das gänzlich trocken klingende Zauberwort dazu heißt Rollenmuster. Alle Figuren des Films sind nahezu ständig damit beschäftigt, ihre Rolle einzunehmen, was in dem gezeichneten Milieu aber bedeutet, dass sie diese darstellen. Denn da, wo man sich durchschlagen muss, darf alles ein
bisschen größer als die Realität sein. Gleich zu Beginn zeigt Regisseur Stuart Rosenberg zu Frank Sinatras Musik, wie sich Charlie mit Hemd, Anzug, Manschettenknöpfen und weiteren Dingen vor dem Spiegel so sorgfältig ausstaffiert, als sei er der titelgebende Pate vom Greenwich Village. Stil und Anspruch verschmelzen zu einer gelackten Selbstdarstellung, die durch die Kameraeinstellungen der Details und die swingende Musik noch überhöht wird. Überraschenderweise wird man am Ende des Films dennoch feststellen können, dass dieser zunächst so seltsam anmutende Charlie abgesehen vom irischen Tresorknacker die integerste Figur ist.
So funktioniert Rosenbergs Film ausgesprochen trickreich auf verschiedenen Ebenen. Er zeigt, wie stark Menschen immer wieder dazu gebracht werden, sich selbst als etwas zu produzieren, von dem sie glauben, dass es sie vorteilhaft weiter bringt. Gleichzeitig wird man als Zuschauer gezwungen, immer wieder hinter die Fassade der großspurig aufgebauten Rollen zu gucken, weil es keiner der Figuren gelingt, ihr Schauspiel dauerhaft durchzuziehen. Die elegant ausgeleuchteten Bilder, die ausgezeichneten Leistungen von Mickey Rourke, Eric Roberts, Tony Musante, Geraldine Page, Daryl Hannah und nicht zuletzt Kenneth McMillan, dessen irischer Tresorknacker der einzige Mensch mit natürlich wirkender Identität ist, und die Musikuntermalung sorgen für eine perfekt aufeinander abgestimmte Ästhetik ohne Brüche. Hier sieht alles schön aus, weil es die ganze Zeit um Konstruktion, Darstellung und auch Eleganz geht. Ein wunderbarer Film.
Bildqualität
Das Bild der Bluray ist sehr gut gelungen. Neben der guten Schärfe mit passender Detaildarstellung fallen vor allem die kräftigen sowie kontrastreichen Farben auf. Das ist bei diesem Film, der so stark von der gestalteten Oberfläche lebt, besonders wichtig.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master 2.0-Tonspuren klingen gut. Nennenswertes Hintergrundrauschen gibt es nicht, stattdessen kann man sich über klare Dialoge und eine prägnante Musikwiedergabe freuen.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem 8-seitigen Artbook, in dem unter anderem spanische Aushangfotos sowie die Begründung der Filmbewertungsstelle für die Verleihung des „Prädikats Wertvoll“ abgedruckt sind, und einem Trailer zum Film.
Fazit
„Der Pate von Greenwich Village“ zeichnet mit elegant gestalteten Bildern den menschlichen Hang zur Selbstdarstellung nach, der in bestimmten Milieus noch einmal stärker zu Tage tritt, vor allem wenn sie filmisch überhöht werden. Gleichzeitig wird man als Zuschauer aber durch viele Kleinigkeiten gezwungen, diese Darstellung zu hinterfragen. So ist Stuart Rosenberg ein wunderbarer Film über menschliches Verhalten und Identitätsfindung gelungen, der gleichermaßen schick und schwungvoll daherkommt. Technisch ist die Bluray gut.
Stefan Dabrock
17.08.2016
Originaltitel | The Pope of Greenwich Village (USA 1984) |
Länge | 120 Minuten (Pal) |
Studio | filmArt |
Regie | Stuart Rosenberg |
Darsteller | Eric Roberts, Mickey Rourke, Daryl Hannah, Geraldine Page, Kenneth McMillan, Tony Musante, M. Emmet Walsh, Burt Young, Jack Kehoe, Philip Bosco, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Artbook, Trailer |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |