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Rezension von Christina Wittkop vorlesen lassen
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In den 1960er Jahren war die Welt noch in Ordnung. Die Männer rauchten bei ihren beruflichen Besprechungen mangels besseren Wissens wie die Schlote, auf den Straßen konnte man mit seinem Auto noch fahren, statt still zu stehen, weil weniger Gefährte unterwegs waren, und die Verantwortlichen an Flughäfen waren peinlich berührt, wenn sie aus dringenden Gründen einmal veranlassen mussten, dass ein oder mehrere Passagiere überprüft werden sollten. Die Schamlosigkeit heutiger Kontrollen trauten sich die Sicherheitskräfte nicht. In dieser Zeit spielt auch die am Wiener Flughafen Schwechat angesiedelte österreichische TV-Serie „Luftkreuz Südost“. Darin arbeiten der Flugbetriebschef Weiß und der Leiter der Flughafenpolizei Hand in Hand, wenn die Ordnung durch kriminelle Elemente einmal gefährdet wird. Ein Kunsträuber, ein irrsinniger Attentäter und ein Diamantenschmuggler müssen in den drei Folgen der Serie feststellen, dass die Wächter des geordneten Flugbetriebes keine illegalen Aktivitäten dulden. Denn dadurch würde das Funktionieren des Mikrokosmos Luftkreuz Südost empfindlich gestört.
Die Serie strahlt mit ihrer bürokratischen Gemütlichkeit eine charmante Muffigkeit aus, die in der heutigen hektischen Welt vollkommen undenkbar ist. Schon im einleitenden Off-Kommentar des Flugbetriebschefs Weiß, der als Erzähler der drei Fälle fungiert, wird auf die Lästigkeit des allgegenwärtigen Papierkrams hingewiesen, gleichzeitig aber betont, dass er für einen geordneten Ablauf unabdingbar sei. Damit ist der Tenor des TV-Formates präzise beschrieben.
Natürlich bestehen die drei Folgen nicht hauptsächlich aus Szenen, in denen jemand auf der Schreibmaschine Berichte tippt, aber der Hinweis auf den Papierkram charakterisiert die handelnden Hauptfiguren sehr gut. Es sind keine Draufgänger, die sich in rasanter Art und Weise auf fahrende Autos stürzen oder von Brücken springen, sondern gemütliche Ermittler, die in gelassener Weise das Notwendige tun, um die Kriminellen dingfest zu machen. Ihre phlegmatische Art trägt entscheidend zum Charme der Serie bei, weil sie vermittelt, dass es auch möglich ist, erfolgreich zu sein, ohne ständig am Rande des Herzinfarktes zu balancieren. Es sind Ermittler aus einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war und das bisschen Unordnung
durch solche pflichtbewussten Menschen in die Schranken gewiesen wurde. Das gilt auf inhaltlicher Ebene der einzelnen Fälle ohne Abstriche für die Folgen Eins und Drei, in denen ein relativ harmloser Kunsträuber inklusive eines skurrilen Verwechslungsszenarios und ein Diamantenschmuggler weitgehend gewöhnliche Bösewichte darstellen. Die zweite Folge sticht jedoch etwas heraus, weil hier ein irrsinniger Möchtegernphysiker versucht, ein mit spaltbarem Material beladenes Frachtflugzeug über der Stadt in die Luft zu sprengen, wo er noch ein Hühnchen mit seinem ehemaligen Physiklehrer zu rupfen hat. Sowohl die geistige Grenzwertigkeit des Attentäters als auch das überraschend aktuelle Bedrohungsszenario aus einem Attentatsversuch mit einem Flugzeug lassen die Ordnung vorübergehend deutlicher aus den Fugen geraten. Das Böse öffnet für den Moment einer Folge die Pforten zu einer weitaus düsteren Realität, in der gar nichts mehr in Ordnung ist. Wie diese Geschichte in die Serie hineingerutscht ist, lässt sich von Außen nicht beurteilen, aber sie erweist sich als Stachel im Fleisch der zur Schau gestellten Gemütlichkeit, der auf ein Ende der Ruhe verweist.
Bildqualität
Das Schwarzweiß-Bild der DVD kommt ohne nennenswerte Verschmutzungen oder Defekte aus. Kurzzeitig kann mal ein dezenter Laufstreifen zu sehen sein oder ein bisschen Verregnung huscht durch das Bild. Die Schärfe fällt ordentlich aus. Die Konturen wirken etwas weich, der Detailreichtum ist angesichts des Alters eingeschränkt. Das stört aber nicht. Der Kontrast sorgt für ein relativ nuanciertes Bild, das zwar keine Topwerte erreicht, sich aber sehen lassen kann. Das analoge Rauschen ist stets sichtbar, beeinträchtigt den Sehgenuss aber nicht.
Tonqualität
Die DD 2.0-Mono-Tonspur verfügt über verständliche Dialoge, denen es etwas an Volumen fehlt. Damit gehen leichte Verzerrungen einher. Im Hintergrund ist ein leichtes Rauschen hörbar. Gravierende Schwächen sind aber nicht feststellbar.
Extras
Bonusmaterial existiert nicht.
Fazit
„Luftkreuz Südost“ ist im wesentlichen ein charmantes TV-Kriminalseriendokument der Gemütlichkeit. Die Folge mit dem irrsinnigen Attentäter lüftet aber für einen kurzen Moment den Schleier, der über eine Realität deutlich bösartigerer Kriminalität liegt. Hier verweist die Serie auf eine Zukunft, in der die Gemütlichkeit Geschichte ist. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.
Stefan Dabrock
14.02.2011
Originaltitel | Luftkreuz Südost (Österreich 1966) |
Länge | 3 Folgen à 40 Minuten Minuten (Pal) |
Studio | S.A.D. Home Entertainment |
Regie | Wolf Dietrich |
Darsteller | Michael Toost, Rudolf Rösner, Walter Scheuer, Raoul Retzer, Christine Prober, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | - |
Preis | ca. 13 EUR |
Bewertung | charmant, technisch sehr ordentlich |