dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Nicht erpressbar!

Die Maske runter!

Die Maske runter!

Es ist eine Binsenweisheit, dass eine jede Gesellschaft durch Systeme und ihre jeweiligen Aushandlungsprozesse geprägt wird. Die politische Klasse gehört zu diesen Systemen genauso wie kriminelle Organisationen und auch die Presse. Freie Journalisten, die nicht wie allzu oft üblich in zu starker Informationsabhängigkeit – man denke nur an gegenwärtige deutsche Berichterstatter aus Berlin und ihr ständiges Techtelmechtel mit Politikern – mit einem der anderen Systeme verbunden sind, gehören zu den zentralen Errungenschaften einer offenen Gesellschaft.
Ed Hutcheson (Humphrey Bogart), die Hauptfigur in Richard Brooks kriminalistischem Zeitungsdrama „Die Maske runter!“ ist ein freier Journalist. Er lässt sich weder vom drohenden Verkauf der Zeitung „The Day“, für die er als Chefredakteur arbeitet, noch vom zwielichtigen Tomas Rienzi (Martin Gabel) korrumpieren. Bis zum möglichen Aus des Blattes soll die Linie eines aufklärenden, enthüllenden Journalismus konsequent durchgezogen werden. Als ein Reporter des „Day“ bei Recherchen gegen Rienzi krankenhausreif geprügelt wird, übernimmt Hutcheson die Angelegenheit. Er will nachweisen, dass Rienzi Chef einer kriminellen Organisation ist, der sich bislang nur mit viel Geschick und guten Anwälten aus der Affäre ziehen konnte. Dabei macht ihm nicht nur das Schicksal der Publikation sowie seiner Mitarbeiter zu schaffen, auch privat trauert der geschiedene Ehemann seiner Ex-Frau Nora (Kim Hunter) nach, die ausgerechnet jetzt wieder heiraten will.

Regisseur Richard Brooks, der auch das Drehbuch geschrieben hat, erweist sich als Meister der Verdichtung, indem er private Dramen, hehre Ziele und Krimispannung miteinander verwebt. Hutchesons Beziehungsprobleme sind wie die drohende Arbeitslosigkeit der restlichen Angestellten des „Day“ - der anvisierte neue Eigentümer plant die Schließung der Zeitung – zwei zentrale Bausteine im Gebäude der Widrigkeiten, mit dem die Journalisten konfrontiert werden. Doch die Umstände dürfen keinen Einfluss auf ihr Selbstverständnis als aufklärende Zeitungsmacher haben. Hutcheson ist der Vorkämpfer eines unabhängigen Journalismus, der sich trotz einiger Schwierigkeiten nicht von seinem Weg abbringen lässt. Er ist nicht erpressbar.
Bogart verleiht dem Chefredakteur die Aura eines aufrechten, aber keineswegs fehlerfreien Mannes, der auch mal zur Flasche greift. Das hindert den Journalisten jedoch nicht daran, rechtzeitig wieder umzuschalten. Dank Bogarts phänomenaler Präsenz entwickelt sich die Figur zu einer moralischen Autorität. Selbst als Hutcheson im angetrunkenen Zustand bei seiner Ex-Frau auftaucht, strahlt er eine tragische Würde aus, die ihn nur menschlich macht. Sein Die Maske runter! empathischer Blick, die etwas tapsigen Bewegungen und die für den Alkoholkonsum fast schon irreal pointierten Dialoge über private Wünsche und das Scheitern offenbaren zusammen mit den Angriffen auf den „Day“ ein brüchiges Fundament. Darauf bewegt sich Hutcheson immer Gefahr laufend, den Halt zu verlieren. Der Balanceakt prägt das Drama, bei dem man das Gefühl nicht los wird, dass die festen Stellen trotz Hutchesons kämpferischer Natur immer kleiner werden. Die Freiheit droht zu versickern.

Bildqualität

Die Maske runter!

Das Bild der DVD ist gut. Die Schärfe überzeugt angesichts des Filmalters vollkommen, nur wenige Szenen sehen etwas weich aus, oft bekommt man aber klare Konturen und einen ansprechenden Detailreichtum präsentiert. Verschmutzungen oder Defekte sind fast gar nicht zu sehen. Die Graustufen machen einen sehr guten Eindruck, sodass das fein austarierte Schwarzweißbild frisch aussieht.

Tonqualität

Der 2.0-Monoton kommt nicht ohne leichtes Hintergrundrauschen aus, das die Verständlichkeit der Dialoge aber nicht beeinträchtigt. Außerdem fallen keine Verzerrungen auf. Der relativ volle Klang sorgt zusätzlich für eine gute Qualität.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“.

Fazit

„Die Maske runter!“ ist ein Hohelied auf freien Journalismus mit Aufklärungsanspruch. Das mag gegen Ende zwar pathetisch zugespitzt sein, wenn eine Einwanderin ihr Schweigen für die Wahrheit bricht, aber die hehren Werte einer unabhängigen Presse haben es auch verdient, wenn ein bisschen dick aufgetragen wird. Dank guter Darsteller, prägnanter Dialoge und eines dynamischen Schnitts entwickelt sich der Film mit treibender Kraft zwischen moralischem Engagement und menschlichem Drama. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

10.10.2014

   
Originaltitel Deadline – U.S.A. (USA 1952)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Richard Brooks
Darsteller Humphrey Bogart, Ethel Barrymore, Kim Hunter, Ed Begely, Warren Stevens, Paul Stewart, Martin Gabel, Joe De Santis, Kasia Orzazewski, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“
Preis ca. 12 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut