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rezensionen

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Ohne Ausweg

Dr. M schlägt zu

Dr. M schlägt zu

Ursprünglich hatte Produzent Artur Brauner eine Wiederbelebung der Dr. Mabuse-Figur im Sinn, als er das Drehbuch zu „Dr. M schlägt zu“ schrieb. Aber Regisseur Jess Franco arbeitete den Entwurf Brauners mehrfach um, sodass am Ende kein nennenswerter Bezug zum berühmten deutschen Bösewicht Mabuse übrig blieb. Stattdessen ist ein unverwechselbarer Franco-Film entstanden.
Dr. Krenko (Jack Taylor) hat sein Hauptquartier in einem Leuchtturm an der amerikanischen Küste aufgeschlagen, um für eine ausländische Geheimorganisation an die Unterlagen des Orloff-Projektes heranzukommen. Dahinter verbergen sich die Pläne für eine Superwaffe. Krenko schickt seinen an Frankensteins Monster erinnernden Handlanger Andros (Moisés Augusto Rocha) gemeinsam mit Leslie (Beni Cardoso) los, um eine Mitarbeiterin des wissenschaftlichen Instituts zu entführen, in dem die Waffe entwickelt wurde. Nach erfolgreicher Tat gelingt es Krenko mithilfe eines Serums seines Mistreiters Hermann (Friedrich Joloff), das Entführungsopfer zum Sprechen zu bringen. Sie verrät den Zeitpunkt des Transportes, mit dem die Unterlagen in Sicherheit gebracht werden sollen. Krenko schafft es dank der Informationen zwar, das Geheimmaterial an sich zu bringen, aber es ist verschlüsselt. Deswegen muss er neue Pläne schmieden, um an den Code zu kommen, während Sheriff Thomas (Fred Williams) in der Angelegenheit ermittelt.

In einer entscheidenden Szene schleppt Leslie die Stripteasetänzerin Jenny Paganini (Ewa Strömberg) in ein Gebäude mit unübersichtlichen Gängen, damit Handlanger Andros die Frau mit roher Gewalt ins Reich der Träume schicken kann. Dieser Akt der Überwältigung ist nach logischen Maßstäben völlig überflüssig, weil Jenny bereits so stark weggetreten war, dass Leslie sie einfach im Wagen in Dr. Krenkos Hauptquartier hätte bringen können. So unsinnig das auf den ersten Blick wirkt, so schlüssig fügt sich die Szene in das Konstrukt des Films ein. Die Figuren sind Geißeln ihrer standardisierten Handlungsweisen, ihrer Obsessionen, die sie fast willenlos ausführen müssen. Aus der Konfrontation der stets gleichen Lösungsmuster mit neuen Verhältnissen entstehen labyrinthisch-psychotische Albtraumräume, in denen sie herumirren, wie Jenny Paganini in dem unüberschaubaren Gebäude. Der völligen Unfähigkeit der Figuren, Lernfähigkeit angesichts veränderter Situationen zu beweisen, wohnt ein Dr. M schlägt zu fundamentaler Schrecken inne. Alle laufen sich immer wieder die Nasen blutig, während man als Zuschauer von außen das Scheitern kommen sieht. Die Chance auf eine bessere Existenz gibt es jedoch nicht.
Das grausame Gefängnis des Albtraums trägt groteske, düster-öde und bizarr stilisierte Züge. In dem Leuchtturm soll sich ein Treppenhaus befinden, dessen Dimensionen unmöglich zu dem Gebäude passt, das aber den Raum auf grotesk-verzerrte Weise erweitert. Öder Beton und lebensfeindliche Steinwüste kennzeichnen die Umgebung, in der sich alles abspielt, und Leslie trägt nicht nur einen schwarzen Mantel mit dazu passendem Hut, ihre Gesichtszüge sind oftmals so unbeweglich, dass sie wie die stilisierte Version einer Schaufensterpuppe wirkt. Nur dass sie sich plötzlich in Bewegung setzt. Der offensive Einsatz des Weitwinkelobjektivs bei einigen Szenen trägt zusätzlich zur verzerrt-überzeichneten Wirkung der gezeigten „Realität“ bei. Sie ist auf monströse Art aus den Fugen geraten – mal irritierend ästhetisiert, mal erschreckend ausweglos und immer verschlungen.

Bildqualität

Dr. M schlägt zu

Die Bildqualität ist sehr ordentlich geworden, da die Schärfe auf ansprechendem Niveau liegt, nur manchmal sieht alles etwas zu weich aus. Das lässt sich bei einem Film aber kaum vermeiden, bei dem aufgrund der einfachen Produktionsbedingungen nicht einmal klar ist, wie sorgfältig am Set auf die Schärfe geachtet wurde. Das analoge Rauschen stört ebenso wenig wie die wenigen Defekte, die in Form von Laufstreifen oder leichter Verregnung hier und da zu sehen sind. Der Kontrast ist nicht optimal, sodass in dunklen Szenen das ein oder andere Detail verschluckt wird, und helle Flächen etwas überstrahlt aussehen. Insgesamt kann man angesichts der recht frischen Farben mit dem Ergebnis aber zufrieden sein.

Tonqualität

Der 2.0-Monoton gibt die Dialoge gut verständlich wieder, nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Dr. M schlägt zu“ ist ein seltsamer Genrefilm, in dem alles wie ein monströser Albtraum einer aus den Fugen geratenen Realität wirkt. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

10.09.2014

   
Originaltitel La Venganza del Doctor Mabuse (BRD/Spanien 1972)
Länge 76 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Jess Franco
Darsteller Fred Williams, Jack Taylor, Ewa Strömberg, Moisés Augusto Rocha, Beni Cardoso, Friedrich Joloff, Gustavo Re, Eva Garden, Siegfried Lowitz, Roberto Camardiel, Ángel Menéndez, Jess Franco, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch sehr ordentlich