30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Nachdem „Patrizia – Hunger nach Zärtlichkeit“ nicht mehr auf dem Index steht, ist Salvatore Sampieris Inzest-Drama hierzulande auf DVD erschienen. Die Liebe zwischen Geschwistern gilt als striktes Tabuthema, dessen heikle Natur einen sensiblen Umgang erfordert. Und tatsächlich vermeidet Sampieri allzu sensationsheischende Szenerien.
Emilio (Lorenzo Lana) durfte als Kind aufgrund einer Erkrankung nicht wie seine Altersgenossen draußen spielen. Das hat seine Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Seitdem verbringt Emilio die Tage nur im Inneren eines Palazzos in Chioggia, den er auch als junger Mann nicht verlässt. Sexuelle Befriedigung zieht er aus Pornos, während er die Außenwelt nur vom Fenster aus betrachtet. Als Emilios Mutter stirbt, die sich stets um ihn gekümmert hat, reist seine Schwester Patrizia (Monica Guerritore) aus Venedig an und zieht zu ihm in den Palazzo. Sie will ihrem Bruder helfen, zu einem normalen Leben zu finden. Doch als sie mit Erzählungen über eigene erotische Erlebnisse versucht, Emilio aus seinem Schneckenhaus zu locken, damit er sich für Frauen jenseits schmutziger Filme interessiert, gerät sie in eine zunehmend schwierige Beziehung hinein. Denn Emilio entwickelt ein starkes Interesse an Patrizia, die das zunächst harmlos wirkendes Spiel nicht mehr kontrollieren kann, weil eigene, verbotene Empfindungen für den Bruder aufkeimen.
Salvatore Sampieri verzichtet auf einen ausbeuterischen Umgang mit dem Inzest-Thema zugunsten einer sanft anlaufenden dramatischen Zuspitzung der Geschwisterbeziehung. Dabei unterteilt er die Erzählung in einzelne Abschnitte, die stets mit einer Großaufnahme von Patrizias Gesicht enden. Als Fotos werden sie symbolisch auf dem Zwischenbild einer schwarz-weißen Spirale angeheftet, die einen optischen Sog verkörpert. Mit jedem Abschnitt nähert sich Patrizia dem Zentrum des grafischen Strudels, während die Empfindungen in ihrem Gesicht zwischen Nachdenklichkeit, Verzweiflung und Akzeptanz wechseln. So zeichnet Sampieri den Verlauf ihrer Gefühlswelt während der heiklen Beziehung zu ihrem Bruder nach. Patrizias Weg entspricht der dynamischen, auf einen Punkt in der Unendlichkeit zulaufenden Linienführung der Spirale, während sie mit moralischen Bedenken umgehen muss. Das daraus entstehende Spannungsverhältnis löst Sampieri schließlich in einem zärtlichen, geradezu unschuldig rein wirkenden Bild auf, das er dem gesellschaftlichen Tabu entgegengesetzt, ohne ein klares moralisches Urteil zu fällen. Taumel und Harmonie stehen auf eine Art und Weise
nebeneinander, die irritierend wirkt und klar macht, dass es hier keine ganz einfachen Lösungen gibt. Die Ambivalenz bleibt dank der schwebenden Inszenierung erhalten.
Aber auch wenn Sampieri spekulative Szenen konsequent vermeidet - zwischen den Geschwistern kommt es nie zu körperlichem Sex - ist der Film nicht frei von Schwächen. Denn Kameramann Dante Spinotti setzt bei den Szenen, in denen Parizia nackt zu sehen ist, zu stark auf eine warm ausgeleuchtete Softcoreerotik, die letztlich keinen visuellen Zugang zum schwierigen Thema findet. Und Patrizias Widerstand gegen die inzestuöse Beziehung erschöpft sich in sekundenkurzer, verbaler Abwehr, die sie jedoch sehr schnell wieder aufgibt. Hier fehlt es an der richtigen Durchdringung ihrer Gefühlswelt, um jenseits der gesetzten Stichpunkte ein komplett stimmiges Drama zu erzeugen. Dennoch bleibt Sampieris Film ein interessanter Beitrag zu einem schwierigen Thema.
Bildqualität
Bei der Bildqualität darf man natürlich nicht erwarten, dass der Film mit aktuellen Werken mithalten kann. Die analogen Bilddefekte halten sich in Grenzen. Die Schärfe ist aber recht ordentlich. Die Konturen sehen wie bei einer gut erhaltenen, älteren Filmkopie leicht matschig aus. Details kommen nicht so zur Geltung. Die Farben sind etwas ausgebleicht, haben aber noch genügend Kraft. Der Film kann sich angesichts des Seltenheitswertes durchaus sehen lassen.
Tonqualität
Die DD 2.0-Tonspuren überzeugen bei der Sprachverständlichkeit, auch wenn man mit gelegentlich hörbaren, leichten Verzerrungen bei den Höhen leben muss. Die Musik klingt sehr ordentlich.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.
Fazit
„Patrizia – Hunger nach Zärtlichkeit“ ist nicht komplex genug, um dem schwierigen Inzest-Thema ganz gerecht zu werden, aber ein paar optische Ideen und der Verzicht auf spekulative Überreibungen machen den Film zu einem interessanten Beitrag. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters in Ordnung.
Stefan Dabrock
11.02.2014
Originaltitel | Fotografando Patrizia (Italien 1984) |
Länge | 90 Minuten (Pal) |
Studio | Donau Film |
Regie | Salvatore Sampieri |
Darsteller | Monica Guerritore, Lorenzo Lana, Gianfranco Manfredi, Gilla Novak, Saverio Vallone, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | interessant, technisch angesichts des Filmalters in Ordnung |