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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
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06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit?

Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit?

Durch Patrick Schulmanns filmisches Schaffen zieht sich die komödiantische Auseinandersetzung mit Rollenmustern, sei es nun in der Schule („P.R.O.F.S.... und die Penne steht Kopf“, Frankreich 1985), bei einem innerfamiliären Konflikt zwischen einem Hippie und seinem unrebellischen Sohn („Die große Pfeife“, Frankreich 1984) oder wenn es wie in „Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit?“ darum geht, auf welche Art Mann und Frau in Sachen Liebe und Vergnügen miteinander umgehen.
Der Unternehmer François (Jean-Luc Bideau) kann vor Potenz kaum gehen. Frauen sind für ihn zum Vergnügen dar. Mit obszön anmutenden Gedichten versucht er immer wieder, neue Eroberungen für das Bett zu machen, während er eine hauptsächlich sexuelle Beziehung zur alleinlebenden Carole (Marie-Catherine Conti) pflegt. Demgegenüber lieben sich der gerade beschäftigungslose Luc (Bernard Giraudeau) und die als Pflegerin in einer Heilanstalt arbeitende Eva (Evelyne Dress) auf zärtliche Weise. Humorvolle Überraschungen sowie dezente Höhen und Tiefen prägen ihr gefühlvolles Zusammenleben. Soweit sind Léo (Régis Porte) und Julie (Anne-Marie Philipe) noch nicht gekommen. Denn beide sind von der tiefen Angst beseelt, sich mit jemandem einzulassen, der nicht ebenso romantisch an die eine, wahre und heilige Liebe glaubt. In ihrer Verklemmtheit müssen sie erst ganz langsam zueinanderfinden, bevor sie den Sprung ins Intime wagen.

Patrick Schulmann ist ein genauer und scharfsinniger Beobachter, der Triebsteuerung und Triebunterdrückung süffisant seziert, während er beiden Verhaltensmustern den unverkrampft liebevollen Umgang zwischen Luc und Eva humorvoll, aber mit Zuneigung gegenüberstellt. Je öfter man sich François' Masche der gereimten Anzüglichkeiten anhören muss, desto absonderlicher wirken seine ohne jeglichen Selbstzweifel vorgetragenen Worte. Auch wenn er damit durchaus ans Ziel kommt, sind seine amourösen Abenteuer nichts anderes als der Erfolg ständiger Arbeit. Pausenlos denkt er daran, wie es wohl wäre, eine Politesse, eine Empfangsdame, ein Cover-Girl oder sonst irgendeine Frau zu vernaschen, die ihm gerade unter die Augen kommt. So sehr er auch glaubt, frei zu sein, so augenscheinlich ist er ein Opfer permanenten Zwangs. Schulmann präsentiert François als Karikatur eines sexbesessenen Mannes, der Spaß erringen muss, statt ihn genießen zu können.
Nicht viel besser kommen die beiden verklemmten Léo und Julie weg, weil sie letztlich auch mit ihrer Natur als Menschen mit sexuellen Bedürfnissen hadern. Nur drehen sie den Spieß nicht in Richtung Promiskuität um, sondern geben sich ihren Selbstzweifeln hin. So drängen sie sich in eine tragikomische Richtung, wenn jeder Anflug einer Berührung bereits zu tiefer Scham führt. Mit erstarrtem Blick stolpert Léo langsam rückwärts aus dem Uhrengeschäft, in Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit? dem Julie arbeitet, nachdem er einen zerstörten Wecker als Vorwand für eine erste, persönliche Begegnung genutzt hat. Seine und Julies Verkrampfung wirkt ebenso anrührend wie ungesund.
Demgegenüber sind manche Einfälle Lucs zwar etwas übertrieben, wenn er beispielsweise in Unterhosen bekleidet das Treppenhaus herunterrennt, um die mit dem Fahrstuhl abwärtsfahrende Eva zu überraschen, aber der leichte Ton dieser dezenten Frivolität hat etwas Schwelgerisch-glückseliges. Hier arbeitet Schulmann mit den Mitteln der luftigen Komödie, die einen ironischen Blick ohne Ablehnung offenbart.
Manchmal greift er aber auch zu seltsam anmutenden Mitteln der Überzeichnung, die sich nur schwer einordnen lassen. So wird François' im Rollstuhl sitzende, apathische Mutter immer wieder in eine Besenkammer geschoben und bei Gelegenheit zum Essen herausgeholt. Zur präzisen Schilderung des Liebesreigens gesellt sich noch eine dunkle Seite hinzu, die auf Abgründe verweist. So wirkt „Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit?“ bei allem Humor auch ein wenig beängstigend.

Bildqualität

Verdammt nochmal!... wo bleibt die Zärtlichkeit?

Das Bild der DVD ist etwas weich, aber noch ansprechend scharf. Bei den Details muss man Abstriche machen. Die Farben sehen 1970er-typisch etwas blass aus, ohne richtig ausgebleicht zu sein. Insgesamt macht das Bild der DVD einen ordentlichen Eindruck.

Tonqualität

Der französische Monoton klingt etwas heller als die leicht dumpfe deutsche Synchronisation, dafür hat die Originalversion aber auch mit leichten Verzerrungen bei den Höhen zu kämpfen. Der deutsche Ton wird von einem leichten Hintergrundrauschen begleitet.
Leider wurden für die Veröffentlichung keine deutschen Untertitel angefertigt, sodass nur Kenner des französischen Zungenschlags die Originalversion genießen können.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Patrick Schulmanns rund 12-minütigem Kurzfilm „Axel et Zoé s'aiment d'amour tendre“, einer Bildergalerie und dem Trailer zum Film. Leider gibt es auch für die Zwischentitel des ohne Dialoge gedrehten Kurzfilms keine deutschen Untertitel, sodass auch diese Dreingabe nur von begrenztem Wert ist.

Fazit

Patrick Schulman widmet sich auf hintergründig-humorvolle Weise unterschiedlicher, menschlicher Verhaltensweisen in Sachen Liebe und Begehren. Dabei taucht er manchmal auch in Abgründe ein, die unangenehm wirken. Technisch weist die DVD Schwächen auf, weil sie keine deutschen Untertitel hat.

Stefan Dabrock

08.02.2014

   
Originaltitel Et la tendresse?... Bordel! (Frankreich 1979)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio cmv laservision
Regie Patrick Schulmann
Darsteller Jean-Luc Bideau, Marie-Catherine Conti, Bernard Giraudeau, Evelyne Dress, Anne-Marie Philipe, Régis Porte, Stéphane Delcher, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Französisch
Untertitel -
Extras Kurzfilm „Axel et Zoé s'aiment d'amour tendre“, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gut, technisch mit Schwächen, da deutsche Untertitel fehlen