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06.01. | Die Mörderklinik |
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kurzrezension
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Geheimnisse machen neugierig und Leute, die beruflich mit Geheimnissen zu tun haben, umweht ein Mythos. Ronald Neame nutzt die romantische Vorstellung vom Agenten als gewieftem Taktiker, um in der Komödie „Agentenpoker“ den Mythos der Geheimdienstler einerseits zu demontieren und ihn andererseits augenzwinkernd zu bedienen.
Der CIA-Agent Miles Kendig (Walter Matthau) ist ein alter Hase im Geschäft gegenseitiger Spionage. Deswegen nimmt er seinem russischen Widersacher Yaskov (Herbert Lom) auch nur einen Film mit wichtigen Hinweisen ab, lässt ihn aber laufen. Bei ihm weiß Kendig wenigstens, woran er ist. Sein Chef Myerson (Ned Beatty) kann mit der zahmen Gangart wenig anfangen und sieht den Vorfall ganz anders. Er will Kendig auf einen unattraktiven Büroposten abschieben, um eine härtere Linie im Außendienst durchsetzen zu können. Kendig lässt sich das nicht bieten. Er reist ins österreichische Salzburg, wo er seine alte Flamme Isobel (Glenda Jackson) trifft. Mit ihrer Hilfe will er sich an Myerson rächen, indem er seine geheimnisgespickten Memoiren verfasst. Kendig schickt die einzelnen Kapitel an die CIA, den KGB und weitere Geheimdienste, die Jagd auf ihn machen, um Schlimmeres zu verhindern.
Als „Agentenpoker“ 1980 entstand, war Regisseur Ronald Neame schon eine Ewigkeit in Hollywoods Studiosystem tätig. Er hatte mit Stars wie Robert Mitchum, Gregory Peck oder Alec Guinness zusammengearbeitet, die Kunst klassischen Erzählens war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Deswegen inszenierte er „Agentenpoker“ ohne Knalleffekte und erzählerische Mätzchen. Ein wenig wirkt die doppelbödige Komödie wie ein neu entdeckter Film aus den 1960er Jahren, was zu einer Zeit, als das „New Hollywood“ in den letzten Zügen lag, schon wieder frisch erscheinen musste.
Hauptdarsteller Walter Matthau trägt mit seinem unwiderstehlichen Charme einen Großteil des Films. Ihm nimmt man das gewiefte Schlitzohr ab, das die Mechanismen der Geheimdienste so gut in und auswendig kennt, dass er ein souveränes Katz- und Mausspiel initiieren kann. Dabei legt Kendig ganz der alten, letztlich romantisch verklärten Schule verhaftet, großen Wert darauf, seine Gegner mit taktischen Tricks in die Irre zu leiten. Ruppige Gewalt liegt ihm nicht. Einer seiner größten Coups gelingt ihm, als er sich mit seiner Tarnidentität in einem zur Miete stehenden Haus einquartiert, das seinem Boss Myerson gehört. Es ist eine große Freude, Kendig dabei zuzusehen, wie er seine Gegner an der Nase herumführt und seinen Agentenstil
überlegen ausspielt. Dadurch gewinnt er im Laufe des Films eine mythologische Dimension als Superspion, die angesichts seines harmlosen Äußeren wieder konterkariert wird. So funktioniert „Agentenpoker“ schon allein dank dieser Figur als Hommage an und Satire über das Spionagefilmgenre.
Aber erst durch den Kontrast zu Myerson wird alles rund. Ned Beatty macht als chancenlos hinterherhechelnder Jäger auf Kendig eine hervorragende Figur. Die Frustration über den anhaltenden Misserfolg spiegelt sich in Beattys teils rumpelstilzchenartiger Körpersprache und seinen zunehmend genervten Gesichtsausdrücken wieder. Mit seinem ständigen Scheitern, Kendig dingfest zu machen, entlarvt er sich und den hinter ihm stehenden Geheimdienst als Lachnummer. Der Mythos bröckelt hier nicht mehr, er ist schon abgegangen. Und der Erfolg landet schließlich nur bei dem, der seine romantisch verklärte Natur mit doppelbödiger Geschicklichkeit weiterhin beschwören möchte.
Bildqualität
Die DVD überzeugt durch eine gute Schärfe, lediglich einige Hintergründe sehen matschig aus. Die Farben sind nicht mehr ganz so kräftig wie zur Entstehungszeit des Films, machen aber eine gute Figur. Im Verbund mit einem ausgewogenen Kontrast ergibt sich ein homogenes Bild, das die ästhetische Gestaltung des Films ohne größere Schwächen wiedergibt.
Tonqualität
Die 2.0-Mono-Tonspuren verfügen über verständliche Dialoge mit einem leichten Mangel beim Volumen. Das führt aber nicht zu nennenswerten Verzerrungen. Da das leichte Hintergrundrauschen auch nicht überhand nimmt, kann man mit dem Ton sehr zufrieden sein.
Extras
Bonusmaterial existiert nicht.
Fazit
„Agentenpoker“ könnte auch aus den 1960er Jahren stammen, so klassisch ist die spritzige Komödie erzählt. Dank guter Darsteller und einem fintenreichen Drehbuch überzeugt Ronald Neame mit seiner Regiearbeit auf der ganzen Linie. Technisch recht gut.
Stefan Dabrock
02.12.2013
Originaltitel | Hopscotch (USA 1980) |
Länge | 100 Minuten (Pal) |
Studio | Pidax Film |
Regie | Ronald Neame |
Darsteller | Walter Matthau, Glenda Jackson, Sam Waterston, Ned Beatty, Herbert Lom, David Matthau, George Baker, Ivor Roberts, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | - |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | gut, technisch recht gut |