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Unfallfolgen

Schieß zurück, Cowboy!

Western-Legenden Nr. 6: alle Filme

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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Schieß zurück, Cowboy!

Die landschaftliche Schönheit des amerikanischen Western kennt zumeist keine dauerhafte Idylle, denn der nächste Schuss ist nicht weit, auch wenn einmal die Ruhe regiert. Während atemberaubende Felsformationen, karge, ästhetisch eindrucksvolle Wüsten oder einladende Flussläufe eine geradezu majestätische Atmosphäre ausstrahlen, agieren viele Menschen ohne abwägende Gelassenheit. Deswegen ist die Menschenjagd ein beliebtes Motiv im Western, das auch „Schieß zurück, Cowboy!“ bevölkert.
Der junge Tod Lohman wurde in eine Schlägerei verwickelt, bei der einer der Söhne des Großgrundbesitzers Hunter Boyd ums Leben gekommen ist. Es handelt sich dabei zwar um einen tragischen Unfall, weil der Tote unglücklich in sein Messer gefallen ist, aber es fehlen die Zeugen dafür. Deswegen veranlasst Boyd, dass Lohman zur Strecke gebracht werden muss. Denn der Tod des Sohnes darf nicht ungesühnt bleiben. Gemeinsam mit ein paar schießerprobten Cowboys macht er sich an die Verfolgung des vermeintlichen Mörders. Dabei trifft Boyd allerdings auf größere Widerstände als gedacht, denn Lohman findet Unterstützer, die ihm gegen Boyd beistehen.

Genau darin liegt die große Faszination bei Henry Hathaways klassischem Western. Der Held Tod Lohman kann zwar sehr gut mit der Waffe umgehen, aber er ist nicht der kaltschnäuzige Westerner, der ohne Probleme jemanden erschießt, wenn er bedroht wird. Einen Verfolger macht er beispielsweise lediglich kampfunfähig, bis zum äußersten geht Lohman erst später, als es kaum einen Ausweg gibt. Insofern wirken die verschiedenen Helfer, denen er begegnet, wie moralische Bekräftigungen seiner Position. Derjenige, der im Recht ist, bekommt die notwendige Unterstützung, welche gleichzeitig als Hindernis für Boyd wirkt. Die Rachegelüste sollen sich nicht ohne Schwierigkeiten erfüllen. In Hathaways Wildem Westen regiert ein übergeordnetes Rechtsprinzip, das über dem einfachen Faustrecht steht, das Boyd durchsetzen will. Dadurch entwickelt der Film eine spirituelle Kraft, die eine Liaison mit den verschiedenen Naturlandschaften eingeht. Ihre Vielfältigkeit symbolisiert das ganze Amerika, dessen Schieß zurück, Cowboy! Schönheit in „Schieß zurück, Cowboy!“ gefeiert wird, weil es mehr zu bieten hat, als die simple Auseinandersetzung mit der Waffe. Sie spielt zwar weiterhin eine zentrale Rolle, findet aber unter anderen Regeln statt, als Boyd das erwartet hat. Er kämpft letztlich nicht nur gegen Tod Lohman und dessen Unterstützer, sondern er kämpft gegen die moralische Überlegenheit, mit der dieser ausgestattet ist. Das ist in Hathaways Westen aber kein erfolgversprechendes Modell, denn die Zukunft sieht natürlich anders aus, als sie sich unter Boyd entwickeln würde. Die Lynchjustiz ist ein Relikt der Anarchie, die nun langsam aber sicher zu Ende geht. „Schieß zurück, Cowboy!“ erzählt wie viele Western eben auch eine Geschichte von der Zivilisierung des Wilden Westen, die langsam aber sicher voranschreitet.

Bildqualität

Schieß zurück, Cowboy!

Das Bild der DVD weist zwar keine nennenswerte Anzahl analoger Defekte auf, aber die Schärfe ist nicht besonders gut. Über die gesamte Lauflänge wirkt das Bild weich, weil sowohl die Konturenschärfe lediglich mittelmäßige Werte erreicht, als auch der Detailreichtum nicht so gut ausgeprägt ist, wie bei den vorangegangenen Westernveröffentlichungen von Koch Media. Die Farben wirken hingegen recht kräftig, auch der Kontrast sorgt für ein weitgehend differenziertes Bild, das die einzelnen Elemente der Felslandschaften gut zur Geltung bringt. Analoges Rauschen ist immer wieder zu sehen, sonstige Rauschmuster treten nicht auf.

Tonqualität

Der DD 2.0-Mono-Ton verfügt über verständliche Dialoge, die mit einem leichten Hintergrundrauschen versehen sind, das aber nicht nennenswert stört. Verzerrungen fallen nicht auf, der Ton ist allerdings insgesamt leicht dumpf. Letztlich kann man mit dem Ton aber zufrieden sein.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie, sowie einem 8seitigen Booklet, das in die schöne Mediabook-Edition eingeklebt ist. Allerdings bietet es nur zwei Seiten Text, den Autor Hank Schraudolph für eine knappe Analyse des Films mit seinen moralischen Fragestellungen sowie interessanten Anmerkungen zu den Darstellern nutzt. Insgesamt eine schöne DVD-Edition.

Fazit

„Schieß zurück, Cowboy!“ überzeugt als geschickt inszenierte Auseinandersetzung zweier moralischer Positionen, die nicht nur über die Fähigkeiten der Kontrahenten gelöst, sondern in erster Linie auch mit Hilfe einer mitschwingenden, übergeordneten Kraft ausbalanciert wird. Das verleiht dem Film eine hintergründige, fast schon ironische Note, welche die Geschichte frisch wirken lässt. Technisch ist die DVD mittelmäßig.

Stefan Dabrock

16.05.2011

   
Originaltitel From Hell to Texas (USA 1958)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Henry Hathaway
Darsteller Don Murray, Diane Varsi, Chill Wills, Dennis Hopper, R. G. Armstrong, John Larch, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel Italienisch
Extras Bildergalerie, 8seitiges Booklet
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gut, technisch mittelmäßig