30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
1967 hatte der Schweizer Erwin C. Dietrich bereits erfolgreich einige Komödien und Kriminalfilme produziert, die wie „Der Würger vom Tower“ (BRD 1966) teilweise auf den Spuren der Edgar Wallace-Reihe wandelten. Bevor sich Dietrich in den 1970er Jahren dann vornehmlich dem Sexfilm zuwandte, entstand unter seiner Produktion noch José Bénazérafs „St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“, der in Dietrichs Filmographie eine solitäre Stellung einnimmt. Denn Bénazérafs Inszenierungsstil hat wenig mit dem launigen Tempokino zu tun, das Edgar Wallace und Co prägte. Stattdessen fand der Franzose eine eigenwillige Bildsprache zwischen dokumentarisch angehauchten Aufnahmen und Stilisierung, die auf betörende Weise irritierend wirkt.
Der schweizerische Polizist Helmut (Helmut Förnbacher) soll in Hamburg einen Drogenring sprengen. Nach den bisherigen Vermutungen dient der Nachtklub des zwielichtigen Bernie (Rolf Eden) als Zentrum der Aktivitäten, aber die Beweise fehlen. Helmut versucht, Bernies Bande undercover zu unterwandern. Nachdem er sich bei einem Überfall auf Bernies Etablissement als tatkräftiger Helfer gegen die Angreifer ausgezeichnet hat, ist der Weg frei. Doch es ist unklar, ob Helmut immer noch dem Gesetz zur Geltung verhelfen will. Denn im Laufe der Ermittlungen hat er die Stripperin Arlette (Eva Christian) kennengelernt, die aus dem Milieu aussteigen möchte. Die Liebe der beiden verschiebt die Sicht auf ihr jeweiliges Leben.
Aufgrund der Handlung kommt man nicht auf die Idee, dass sich „St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“ von einem gängigen Genre-Reißer unterscheiden könnte. Im Drehbuch sind mit einem Undercover-Polizisten im schwierigen Fahrwasser, zwielichtigen Gestalten und einer Liebe gegen die professionelle Vernunft die üblichen Zutaten enthalten, mit denen sich Spannung und Action inszenieren lassen. Bénazéraf hatte aber andere Pläne im Sinn. Immer wieder durchbricht er den Erzählfluss der Ermittlungs- und Liebesgeschichte, indem er lange Aufnahmen scheinbar belangloser Ereignisse einstreut. Geht die Tanznummer dreier Frauen in Bernies Klub zu Anfang noch als Charakterisierung der Atmosphäre durch, irritiert ihr regelmäßiger Auftritt zunehmend. Als ein Wagen auf einem Schrottplatz zur Demonstration einer Sprengstoffvorrichtung in Flammen aufgeht, ist das lodernde Feuer in einer fast starren Einstellung noch einige Zeit zu sehen.
Die Liste mit ähnlichen Bildern ließe sich weiter fortsetzen und sie zeigt Bénazérafs persönlichen Umgang mit der Geschichte des Films, dessen Figuren als Schattengestalten in einer Welt umhergeistern, die mit größeren Kräften durchsetzt ist. Das bedeutet nicht, dass sich Bénazéraf für die Menschen nicht interessieren würde, aber durch die Betonung der
Randaufnahmen stellt er ihre limitierte Fähigkeit heraus, das Geschehen zu kontrollieren. So dominiert die melancholische Atmosphäre, die alle Beteiligten umfasst. Zwischen der Sehnsucht nach einem besseren Morgen auf Seiten der Stripperin, ihrer Liebe zu Helmut und dem geschäftsmäßigen Treiben der Gangster entwickelt Bénazéraf einen tragischen Sog.
Das wird durch die zumeist dunklen Aufnahmen unterstützt. Bei Tag herrscht ein dämmriges Zwielicht, das in der Nacht durch eine überzeichnete Dominanz künstlicher Lichtquellen abgelöst wird. Außerhalb ihres Einflussbereichs herrscht die unergründliche Dunkelheit des Abgrundes, der stets neben den Figuren lauert. Die eigene Existenz wird angesichts der allgegenwärtigen Gefahr zu einer brüchigen Angelegenheit. Darin spiegelt sich sowohl die Romantik des Untergangs als auch ihre tragische Grausamkeit wieder.
„St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“ ist ein ganz und gar bemerkenswerter wie überraschender Beitrag zum deutschen Genrekino, der unbedingt wiederentdeckt werden sollte.
Bildqualität
Das klare Bild der DVD unterstützt die ästhetischen Qualitäten der Kameraarbeit, sodass der Film gut zur Geltung kommt. Die sehr wenigen analoge Defekte stören den positiven Eindruck nicht. Kontrast und Schärfe machen eine gute Figur.
Tonqualität
Der deutsche 2.0-Mono-Ton weist zwar ein leichtes Hintergrundrauschen und dezente Verzerrungen auf, aber beides fällt gering aus. Die Dialoge lassen sich gut verstehen und die groovende Musik entfaltet ihre atmosphärische Wirkung.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck des Programmheftes „Illustrierte Film-Bühne“.
Fazit
Dank seines eigenwilligen Inszenierungsstils verleiht José Bénazéraf der einfachen Krimigeschichte eine melancholisch-existenzielle Tiefe, die „St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“ aus dem Durchschnitt des Genrekinos seiner Zeit deutlich heraushebt. Eine willkommene Entdeckung. Technisch ist die DVD gut.
Stefan Dabrock
12.11.2013
Originaltitel | St. Pauli zwischen Nacht und Morgen (BRD/Frankreich 1967) |
Länge | 86 Minuten (Pal) |
Studio | Pidax Film |
Regie | José Bénazéraf |
Darsteller | Eva Christian, Helmut Förnbacher, Dunja Rajter, Hans Waldherr, Tom Riedel, Bob Iller, Rolf Eden, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |