Keine Lust auf Lesen?
Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
„Hölle Afghanistan“ ist nicht gerade ein guter Titel für eine Mischung aus Kriegssatire und Drama, gaukelt er doch das große Leiden vor, das im Film gar nicht enthalten ist. Der englische Originaltitel „Afghan Luke“ klingt demgegenüber luftiger und passt damit besser zum fertigen Film.
Der kanadische Kriegsreporter Luke (Nick Stahl) kommt mit der Nachricht nach Hause zurück, innerhalb der eigenen Afghanistantruppen gäbe es einen Scharfschützen, der getöteten Feinden die Finger abschneidet. Da sein geplanter Bericht über das Kriegsverbrechen abgelehnt wird, fliegt er auf eigene Rechnung mit seinem Kumpel Tom Holiday (Nicolas Wright) in das Land am Hindukusch, um der Sache vollständig auf den Grund zu gehen. Während Tom mithilfe maßstabsgetreuer Panzermodelle eine Dokumentation über afghanische Panzerschlachten drehen will, versucht Luke seine Kontaktleute dazuzubewegen, ihn an den Ort des Kriegsverbrechens zu bringen. Aber die Lage in Afghanistan ist unübersichtlich und so führt der Einheimische Mateen (Stephen Lobo) seine Begleiter Luke und Tom auf verschlungenen Wegen durch das Land.
Die kennzeichnen auch den inszenatorischen Stil innerhalb des Films, denn Regisseur Mike Clattenburg nähert sich der Situation in Afghanistan mit den Mitteln der absurden Realitätskonstruktion. Die Figuren, die gezeigten Lebensumstände der Einheimischen oder auch die Art des Reisens in Afghanistan sollen kein dokumentarisch akkurates Bild abliefern, sondern die Unmöglichkeit widerspiegeln, die Übersicht zu behalten.
Als Tom einem unglaublich schlechten Möchtegernrapper für ein Treffen mit einem angeblichen
Haschischbaron verspricht, er könne ihm einen Plattenvertrag besorgen, werden sie zu Assad (Emmanuel Shirinian) gebracht. Der produziert sich mit Anzug und Sonnenbrille als lässiger, mächtiger Gangster, mit dem man sich nicht anlegt. Er übergibt Luke und Tom einen Haufen CDs mit Demoaufnahmen afghanischer Rapper, die unbedingt groß rauskommen sollen. So grotesk das Treffen schon ist, weil eigentlich keine der beiden Parteien das Geschwätz der jeweils anderen glauben kann, so absurd wird die Konstellation im weiteren Verlauf des Films. Als Assad herausfindet, dass er belogen wurde, rast er mit einem Wagen, auf dem sich ein Maschinengewehr befindet, hinter Luke und Tom her, wird aber von zwei harmlos scheinenden Afghanen in traditioneller Kleidung gedemütigt und fortgejagt. In solchen Szenen mischt Clattenburg satirischen Humor über afghanische Großmannsambitionen mit der Tragik, die dem gnadenlosen Scheitern innewohnt. Gleichzeitig verwirrt das Nebeneinander aus Karikaturgestalten und deutlich realistischer wirkenden Einheimischen.
In einem Land mit einer so komplexen sozialen Lage wie Afghanistan, in dem ausländische Truppen versuchen, ihre Vorstellung einer Ordnung durchzusetzen, in dem Drogenanbau den Lebensunterhalt harmloser Bauern ohne andere Perspektiven sichert, in dem die meisten Menschen einfach nur ein ruhiges Leben führen wollen, kann niemand genau verstehen, was passiert. So erscheint die Wahrheitssuche der Journalisten, die Rolle der Soldaten, privater Sicherheitsunternehmen und anderer Akteure in einem zunehmend spöttischeren Licht. Die Dynamik der Unübersichtlichkeit ist Teil der Erzählung selbst. Das ist die Stärke von Clattenburgs Film.
Die fehlenden Ausschläge ins Extreme sind die Schwäche. Nur selten reizt er die Groteske wirklich aus. Das Gleiche gilt für die Dramatik, die angesichts der verfahrenen Lage für die Menschen in Afghanistan gilt. Zwischen beiden Polen richtet sich Clattenburg auf einer Mittellinie ein, sodass der Film zwischendurch immer wieder ein wenig versandet.
Bildqualität
Das Bild der Bluray ist sehr gut. Der hohe Detailreichtum sorgt in Verbindung mit klaren Konturen für eine sehr gute Schärfe. Die filtergeschwängerten Aufnahmen, mit deren Brauntönung aus Kanada Afghanistan gemacht wurde, kommen gut zur Geltung. Der ausgewogene Kontrast kommt ohne nennenswerte Schwächen aus.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sind etwas schwachbrüstig. Zumeist spielt sich das akustische Geschehen auf den vorderen Lautsprechern ab, selbst die Musik ertönt nur selten aus den hinteren Boxen. Darüber hinaus klingen die Geräusche nicht so satt, wie man sich das wünschen würde. Die Dialoge sind klar und verständlich.
Extras
Die Bluray wartet mit lohnenswertem Bonusmaterial auf, das ein paar Hintergründe vermittelt. So geht Regisseur Mike Clattenburg im Audiokommentar auf wichtige Punkte der Filmproduktion ein. Er äußert sich über die Drehorte, hat Details zur visuellen Ausstattung parat und vermittelt, wie man mit einem kleinen Budget einen möglichst guten optischen Eindruck erzielen kann.
„Hölle Afghanistan“ basiert lose auf Erlebnissen des Kriegsberichterstatters Patrick Graham. Seine Informationen über die realen Hintergründe einiger Filmszenen sind das Beste am rund 8-minütigen Making Of, das sonst zumeist die Filmhandlung nacherzählt.
15 Minuten an „Deleted Scenes“ geben einen amüsanten Einblick in die Kreativität der Drehbuchautoren, deren Einfälle sich eben nicht immer harmonisch in die Dramaturgie des fertigen Films einfügen lassen.
Fazit
„Hölle Afghanistan“ konstruiert sich ein absurdes Afghanistan, in dem nur die Unübersichtlichkeit klar ist. Mithilfe dieser filmischen Metapher spiegelt Regisseur Mike Clattenburg die Realität in Krisengebieten wieder, ohne akkurate Details zu benötigen. Etwas mehr Mut zum Extremen hätte dem Film gut getan, aber auch so ist er eine willkommene Abwechslung aus dem gewohnten Trott der üblichen Kriegsdramen. Technisch ist die Bluray recht gut.
Stefan Dabrock
18.09.2013
Originaltitel | Afghan Luke (Kanada 2011) |
Länge | 96 Minuten (24p) |
Studio | MIG Film |
Regie | Mike Clattenburg |
Darsteller | Nick Stahl, Nicolas Wright, Stephen Lobo, Steve Cochrane, Pascale Hutton, Vik Sahay, Ali Liebert, Parm Soor, Lewis Black, Emmanuel Shirinian, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar mit Mike Clattenburg (Regie), Making Of, Deleted Scenes |
Preis | ca. 12 EUR |
Bewertung | guter Durchschnitt, technisch recht gut |