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Schrecken hinter der Morgenröte

The Quiet Earth – Das letzte Experiment

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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The Quiet Earth – Das letzte Experiment

Die Vorstellung, der letzte Mensch auf Erden zu sein, entfacht eine Vision unendlicher Freiheit gepaart mit dem gigantischen Schrecken ebenso unendlicher Einsamkeit. Regisseur Geoff Murphy hat das Thema in seinem faszinierenden Endzeitfilm „The Quiet Earth“ aufgenommen.
Der neuseeländische Wissenschaftler Zac Hobson ist Teil eines Teams, das an einem geheimen Experiment arbeitet. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit verschiedenen internationalen Partnern, die von neuseeländischer Seite etwas misstrauisch beäugt wurde, weil man glaubte, die Amerikaner halten Informationen zurück. Eines morgens wacht Hobson wie sonst auch auf, aber die Welt hat sich geändert. Bei dem Experiment ist etwas schief gelaufen, denn außer dem Wissenschaftler ist niemand mehr zu sehen. Hobson ist offensichtlich nicht nur der einzige, lebende Mensch auf Erden, auch die übrigen Lebewesen scheinen vollständig verschwunden zu sein. Der Wissenschaftler flüchtet sich in eine Bewältigungsstrategie aus grenzenloser Handlungsfreiheit und intellektueller Erforschung der aktuellen Situation. Sein Umgang mit dem Schockzustand ändert sich, als er plötzlich Joanne trifft, welche die Folgen des Experimentes ebenfalls überlebt hat. Gemeinsam versuchen sie, die apokalyptische Realität nachzuvollziehen.

„The Quiet Earth“ ist ein Musterbeispiel atmosphärischen Erzählens, denn seinen Titel nimmt Regisseur Geoff Murphy ernst. Die dominierende Stille aufgrund der Einsamkeit nach dem Scheitern des Experimentes lässt ihm keinen Raum für eine Flucht in sprachliche Dramatisierungen, die Bilder selbst sind der Motor der Erzählung. Sie berichten von einer gespenstisch unbelebten Welt, deren Einsamkeit vielschichtige Facetten offenbart. Die Unnatürlichkeit völlig leerer Straßen, in denen sich sonst Menschen bewegen, rückt die Auslöschung des Lebens auf prägnante Weise in der Vordergrund. Hier entfacht Murphy den apokalyptischen Geist des Science-Fiction-Films, der eine Mahnung vor Allmachtsphantasien ausspricht. Für den Wissenschaftler wird die Welt zu einem Gefängnis, weil die totale Isolation wie ein Strafe angesichts der riskanten Forschungsarbeit wirkt. Dabei präsentiert der Film die The Quiet Earth – Das letzte Experiment Folgen aber nicht als eindeutige moralische Anklage gegenüber Hobson im Sinne eines Gerichtsverfahrens mit anschließendem Urteil. Dafür bleibt die Inszenierung der entvölkerten Welt zu sachlich. Es fehlen die drastischen, mit der Urgewalt der Kinos überdimensionierten Szenen, welche als direkte Beschuldigung Hobsons funktionieren würden. Die Mahnung aber weht als Leitmotiv durch den Film, um Reflexionen anzustoßen. Denn der Schrecken der Einsamkeit ist stets präsent. Er brennt sich über die eindrucksvoll gestalteten Bilder ein. Gleichzeitig lassen sie aber auch Raum für die Schönheit der Landschaft, die sich ohne den Menschen nachdrücklich offenbart. Die Ruhe entpuppt sich auch als eine Ruhe mit meditativer Kraft, in der sich die noch vorhandene und unversehrte landschaftliche Schöpfung in ihrem Wert zeigt. So wirkt das gescheiterte Experiment auch wie eine Chance auf einen Neuanfang, der jedoch aufgrund einiger beunruhigender Daten in Gefahr ist, die Hobson mit seinen Messgeräten feststellt.

Die dritte Dimension, die sich in den Bildern der Einsamkeit offenbart, ist die Freiheit. Sie manifestiert sich ganz offen in den Handlungen, die Hobson vollführt, nachdem er erkannt hat, der einzige Mensch auf Erden zu sein. Ungeniert rast er mit einem Wagen über die freien Straßen, zieht in ein pompöses Haus ein und gibt sich dem zur Verfügung stehenden Luxus hin. Daraus entwickelt sich jedoch eine geistige Verarmung, die zunehmend psychotische Züge annimmt, wenn er auf seinem Balkon stehend eine Rede an das nicht vorhandene Volk simuliert. Es zeigt sich, dass Freiheit ohne Ziel, keine dauerhafte Befriedigung entfalten kann. Die Apokalypse erreicht letztlich auch Hobsons mentale Unversehrtheit, was den Schrecken angesichts der Katastrophe verstärkt.
Diese drei Facetten der atmosphärischen Bilder bündelt Murphy schließlich zu einer vielschichtigen Reflexion über den Sinn des Lebens, die Risiken des Fortschritts und die Natur des Menschen mit seiner Fähigkeit zusammen, auf Krisensituationen zu reagieren. Dabei bleibt letztlich offen, wie real die Menschen sind, denen Hobson noch begegnet. Es zählen die philosophischen Aspekte, die in einem brillanten Schwebezustand der Uneindeutigkeit verbleiben. Das öffnet Räume für Reflexionen jenseits der Offensichtlichkeit eines klaren Bildes.

Bildqualität

The Quiet Earth – Das letzte Experiment

Da es sich bei „The Quiet Earth“ nicht um eine neue Produktion handelt, sondern um einen etwa 25 Jahre alten, klein produzierten Film – deswegen auch der Bluray-Titel 25th Anniversary Edition – ist angesichts des aktuellen Heimkinomarktes das Optimum nicht drin. Das Bild der Bluray zeigt über die gesamte Lauflänge deutliches Filmkorn. Das entspricht zwar nicht unbedingt aktuellen Sehgewohnheiten, aber immerhin wurde auf den Einsatz eines Rauschfilters verzichtet, der dem Film jegliche Textur und damit Natürlichkeit genommen hätte. Angesichts eines nicht aufwendig restaurierten Masters eine sinnvolle Entscheidung. Im Ergebnis kann die Konturenschärfe halbwegs überzeugen, der Detailreichtum ist zumeist recht schwach ausgeprägt. Gelegentliche analoge Defekte sind vorhanden. Die Farben wirken etwas reduziert, der Kontrast hingegen überzeugt mit seiner ausgewogenen Austarierung dunkler und heller Szenen. Schade ist der immer wieder sichtbare leicht unruhige Bildstand. Insgesamt liegt die Qualität der Bluray etwas über DVD-Niveau, einem Vergleich mit aktuellen HD-Transferen hält sie natürlich nicht stand.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sind unterschiedlich ausgefallen. Die Dialoge der englischen Fassung sind weitgehend klar und verständlich, während der deutsche Upmix seine Dialoge auf alle Lautsprecher verteilt. Das klingt nicht gut und schränkt die Verständlichkeit ein. Ein leichtes Hintergrundrauschen und leichte Verzerrungen, die zu Beginn auch stärker ausgefallen sind, ist sowohl bei der deutschen als auch der englischen Fassung vorhanden. Besondere räumliche Qualitäten sollte man sich nicht erwarten, da nur sehr dezente Geräusche aus den hinteren Lautsprechern kommen. Die englische Fassung hat hier mehr zu bieten als sein deutsches Pendant. Für die DTS-HD-Master-2.0-Tonspuren gelten die Ausführungen ohne die Bemerkungen zur hier entfallenden räumlichen Abmischung analog.

Extras

Der Audiokommentar von Sam Pillsbury (Produktion) wartet mit einigen Informationen zur literarischen Vorlage, den Drehorten, der Erstellung des Spezialeffekte und der Umsetzung der Filmarbeiten am Set auf. Daneben geht Pillsbury auf produktionstechnische Vorbereitungen wie das Beschaffen von Drehgenehmigungen für einzelne Gebäude ein. Zwischendurch gibt es kleinere Pausen, aber insgesamt ein recht informativer Kommentar.
Ein Trailer ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„The Quiet Earth“ ist ein zeitloser, zu philosophischen Reflexionen anregender Science-Fiction-Film, dessen atmosphärische Bilder eine brillante Kraft entwickeln. Technisch ist die Bluray angesichts des Filmalters und der Produktionsbedingungen ordentlich.

Stefan Dabrock

05.08.2011

   
Originaltitel The Quiet Earth (Neuseeland 1985)
Länge 87 Minuten (1080i)
Studio atlas film
Regie Geoff Murphy
Darsteller Bruno Lawrence, Alison Routledge, Pete Smith, Anzac Wallace, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch, DTS-HD-Master-2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Sam Pillsbury (Produktion), Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich