30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Tom Tykwer engagiert sich seit ein paar Jahren in Kenia, das über eine kleine „Filmindustrie“ verfügt. In Nairobis River Road werden in kürzester Zeit dialogintensive Filme oder Serien hergestellt, die oftmals ohne Kinoauswertung direkt auf Datenträgern vermarktet werden. Das Phänomen ist auch unter dem Namen Riverwood bekannt. Tykwer möchte mit seinem Verein One Fine Day Produktionen ermöglichen, die über diesen einfachen Standard hinausgehen, damit eine weltweite Aufmerksamkeit möglich ist. Er veranstaltet in Nairobi Workshops, die afrikanische Talente stärken. Die vielversprechendsten Teilnehmer drehen am Ende einen gemeinsamen Film. Auf diese Weise entstand das Drama „Nairobie Half Life“.
Darin träumt der Jugendliche Mwas (Joseph Wairimu) davon, eine erfolgreich Darstellerkarriere im Theater zu starten. In der kenianischen Provinz hat er jedoch keine Chance, aus seiner einfachen Existenz herauszukommen. Die einzige Möglichkeit für eine Weiterentwicklung liegt in Nairobi. Die große Stadt entpuppt sich gleich nach Mwas Ankunft als gefährliches Pflaster, dessen Regeln der junge Mann erst noch lernen muss, will er nicht untergehen. Er wird nicht nur am Busbahnhof ausgeraubt, sondern landet auch gleich im Knast, weil er in eine Menge flüchtender Schwarzmarkthändler gerät und ebenfalls eingesackt wird. Hinter Gittern lernt er Oti (Olwenya Maina) kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt. So wird Mwas Teil einer Bande, die sich mit dem Raub von Radkappen, Scheinwerfen und sonstigen Beutestücken durchschlägt, während er versucht, ein Engagement als Schauspieler zu ergattern. Doch das riskante Dasein in kriminellen Kreisen wird immer gefährlicher, weil die korrupte Polizei unberechenbar scheint.
Mwas ist ein junger Mann, der sich nicht unterkriegen lassen will. Getreu dem abgedroschen klingenden Motto „Ich habe keine Chance, aber die nutze ich“ geht er zu Werke, wobei sein größtes Kapital die eigene Naivität ist. Denn Mwas weiß eigentlich gar nicht, dass er so gut wie keine Chance hat. Fröhlich lächelnd erkundigt er sich bei den umstehenden jungen Leuten
nach einem Vorsprechen für eine Theaterrolle, in deren Antworten ihm Ablehnung entgegenschlägt. Aber das stört Mwas konsequenterweise nicht. Er hat einen Traum, den er verwirklichen will. Gitonga nutzt die Figur, um dem zementierten Fatalismus vieler Kenianer eine andere, positiv gestimmte Kraft entgegen zustellen. Die Kleinkriminellen um Oti leben nur von Tag zu Tag, aber das ist Mwas zu wenig. Denn ohne einen zukunftsgerichteten Antrieb bleibt alles so wie es ist.
Unsicherheit, Gefahr, Korruption und mangelhaft funktionierende Einrichtungen prägen das Dasein in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen das Überleben ein immerwährender Kampf ist. Mwas Doppelexistenz als Bandenmitglied sowie als angehender Darsteller spiegelt die Zerrissenheit einer Gesellschaft wieder, die an ihren Gegensätzen zu zerbrechen droht. Die Kluft zwischen Arm und Reich spielt dann auch in dem Theaterstück eine Rolle, in dem Mwas mitwirken will. Gitonga verbindet den Traum seiner Hauptfigur mit den Problemen einer menschenwürdigen Existenz, die Mwas selbst aus eigener Anschauung kennt. Durch das dichte Netz einander bedingender und miteinander kommunizierender Themen entwickelt „Nairobi Half Life“ mit zunehmender Laufzeit eine immer größer werdende Stärke, die über die einfache Präsentation gesellschaftsrelevanter Fragen hinausgeht. Mwas Festhalten am eigenen Traum ist ein Teil der Problemlösung, die Gitonga natürlich nicht abschließend anbieten kann, die er aber in der märchenhaft berührenden Erzählung andeutet.
Bildqualität
Das Bild der DVD verfügt zumeist über eine gute Konturendarstellung, auch die Wiedergabe der Details ist sehr ordentlich gelungen. Vereinzelte Unschärfen stören nicht. Gelegentlich bilden sich bei Bewegungen aber dezente, horizontale Streifen, die jedoch so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Die Farbpalette aus unterschiedlichen Ockertönen wirkt kräftig. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein angemessen differenziertes Bild.
Tonqualität
Die DD 2.0-Tonspuren geben die Dialoge sauber wieder, sodass sie stets gut verständlich sind. Verzerrungen existieren nicht. Die stimmungsvolle Musik fügt sich ebenso harmonisch ein wie die Nebengeräusche.
Extras
Das rund 10-minütige Making Of beschäftigt sich weniger konkret mit „Nairobi Half Life“ als vielmehr mit den Workshops, die Tom Tykwer veranstaltet. Daraus ist dann auch „Nairobi Half Life“ hervorgegangen. Neben Tykwer kommen einige Teilnehmer der Workshops zu Wort. Die Interviews ergeben ein grobes Bild der Arbeit, die Tykwer in Kenia angestoßen hat. Nach dem Making Of folgt direkt anschließend noch ein rund fünfminütiger Zusammenschnitt aus Szenen des Films.
Die Deleted Scenes sind zusammen gut sechs Minuten lang. Als Dreingabe können sie überzeugen, da sie weitere Details der kenianischen Lebenswirklichkeit prägnant auf den Punkt bringen.
Der Trailer und einer Bildergalerie sind auf der DVD ebenfalls enthalten.
Fazit
„Nairobi Half Life“ besticht durch eine dichte Verbindung märchenhafter Aspekte mit sozialkritischen Themen. Dadurch gelingt es Regisseur Tosh Gitonga, Hoffnung und ernüchternde Analyse in einem Film so zu vereinen, dass ein vielschichtiges Drama entsteht, technisch ist die DVD sehr ordentlich bis gut.
Stefan Dabrock
27.04.2013
Originaltitel | Nairobi Half Life (Kenia/BRD 2012) |
Länge | 96 Minuten (Pal) |
Studio | Neue Visionen |
Regie | Tosh Gitonga |
Darsteller | Joseph Wairimu, Olwenya Maina, Nancy Wanjiku Karanja, Mugambi Nthiga, Paul Ogola, Antony Ndung'u, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Swahili/Kikiyu/Englisch |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Französisch |
Extras | Making Of, Deleted Scenes, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | gut, technisch sehr ordentlich bis gut |