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Störkanal Nr. 5: alle Filme
Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen
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In der Reihe Störkanal sind mit „7 Days“ („Le 7 jours de talion“, Regie: Daniel Grou, Kanada 2010) und „5150 Elm's Way“ („5150, Rue des Ormes“, Regie: Éric Tessier, Kanada 2009) bislang zwei Werke des kanadischen Horrorschriftstellers Patrick Senécal erschienen. Jetzt hat das Label mit „Evil Words“ eine dritte Adaption nach einem Stoff Senécals herausgebracht.
Der Amoklauf eines bislang unauffälligen Familienvaters, der an einer Schule mehrere Kinder getötet hat, erschüttert die Öffentlichkeit Kanadas. In einer psychiatrischen Klinik wird am selben Tag ein berühmter Patient eingeliefert, der Autor zahlreicher Spannungsromane Thomas Roy (Patrick Huard). Der Schriftsteller hat sich in seiner Wohnung erst die Finger von beiden Händen abgetrennt – die Daumen aber verschont – und danach versucht, mit einem Sprung aus dem Fenster dem Leben ein Ende zu setzen. Roy reagiert in seiner Apathie auf keinerlei Reize durch die Umgebung. Das Sprechen hat er eingestellt. Sein Zustand stellt die erfahrenen Psychologen vor ein Rätsel. Durch einen hartnäckigen Journalisten (Jean L'Italien) kommen der behandelnde Arzt Paul Lacasse (Michel Côté) und seine Kollegin Jeanne Marcoux (Catherine Florent) hinter den gespenstischen Zusammenhang zwischen Roys Zustand und dem Amoklauf. Das nüchterne Weltbild der rational orientierten Ärzte gerät dadurch nachhaltig ins Wanken.
Éric Tessier geht bei der Verfilmung des Senécal-Romans nach einem Drehbuch unter Mitwirkung des Autoren äußerst ungeschickt vor. Ein Großteil der Schuld dürfte dabei im Drehbuch zu suchen sein, denn die Fragestellung, welcher grundsätzliche Zusammenhang zwischen dem Amoklauf und dem Schriftsteller Thomas Roy besteht, wird sehr schnell aufgeklärt. Selbst der Filmtitel mach daraus kein Geheimnis. Was nun noch folgt, ist die Erforschung weiterer Hintergründe, die in der Vergangenheit zu suchen sind. Die entpuppen sich aber als schlichte Ausarbeitung des bereits vorgestellten Phänomens, sie liefern keine wirklich neuen Wendungen. Damit geht dem Werk schon nach etwa 30 Minuten seine
Erzählung abhanden, die sich dennoch alle Mühe gibt, auf einen erschreckenden Abschluss hinzuarbeiten. Das gelingt aber nicht, denn die Erforschungen führen zwar zu dramatischen Ereignissen abgründiger Natur, sie können in ihrer Dimension dem bereits bekannten, absolut erschreckenden Phänomen aber nicht im Ansatz das Wasser reichen. Sie sind nur Beiwerk, das zwei Drittel des Films dominiert. Tessiers Bemühungen, mit Hilfe undurchsichtiger Priesterfiguren und leicht irritierender Ereignisse weiterhin ein großes Geheimnis aufzubauen, laufen daher ins Leere, sind nur Behauptungen eines Mysteriums, das sein Versprechen schließlich nur sehr mager einlösen kann. Dazu passt letztlich auch die Dialoglastigkeit des Films, der kaum einmal eine visuelle Idee für die Kraft des Bösen findet. Ein bisschen Blut, ein bisschen Ritual, aber im wesentlichen Gespräche über das Böse müssen für die Atmosphäre herhalten, ohne dass sie das können.
Spoiler:
Besonders ärgerlich aber ist die Stoßrichtung des Films, die möglicherweise unabsichtlich ins Spiel gekommen ist, die durch die spezielle Entwicklung der Ereignisse aber mitschwingt. Das Böse fährt in ein Baby ein, dessen Entwicklung noch ganz am Anfang steht. Unter dem Einfluss der üblen Macht wird daraus ausgerechnet ein Horrorschriftsteller. Die Stringenz, mit der das Böse einen Erzeuger von Spannungsliteratur hervorbringt, diskreditiert Horror und Thriller im wahrsten Sinne des Wortes als Ausgeburt des Bösen. Das ist eine unangenehme These, die “Evil Words“ unterschwellig durchsetzt hat.
Spoiler Ende.
Bildqualität
Die Schärfe der Bluray ist in Ordnung, ohne dass sie Anlass zur Begeisterung gibt. Über die gesamte Laufzeit des Films ist analoges Rauschen sichtbar, dessen Intensität schwankt. Die Farbwiedergabe überzeugt mit kräftigen Tönen, ohne grelle Aussetzer. Der Kontrast neigt in dunklen Szenen dazu, kleinere Details zu verschlucken, liefert aber eine solide Vorstellung ab.
Tonqualität
Die räumliche Atmosphäre der DTS-Hi-Resolution-5.1-Tonspuren hält sich in Grenzen, da der Film sehr stark mit Dialogen arbeitet, die gut verständlich abgemischt wurden. In ein paar Szenen tauchen atmosphärische Geräusche in den hinteren Lautsprechern auf. Die Kulisse könnte insgesamt etwas druckvoller sein, gerade auch beim Musikeinsatz. Die deutsche Synchronisation ist übrigens sehr schwach geraten, da die Sprecher nicht in der Lage gewesen sind, die jeweilige Atmosphäre adäquat umzusetzen.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.
Fazit
„Evil Words“ scheitert an seiner verkorksten Dramaturgie, die nach 30 Minuten Laufzeit nur noch so etwas wie Bonusmaterial präsentiert, aber keine Wendungen oder echte Vertiefungen mehr parat hat. Darüber hinaus ist die Dialoglastigkeit der Wirkung eines Spannungsfilm mit mystischem Hintergrund abträglich. Die unterschwellige, wahrscheinlich nicht einmal beabsichtigte Diskreditierung von Horror und Thriller, tut das Übrige dazu. Technisch ist die Bluray in Ordnung.
Stefan Dabrock
19.09.2011
Originaltitel | Sur le seuil (Kanada 2003) |
Länge | 97 Minuten (24p) |
Studio | I-on new media |
Regie | Éric Tessier |
Darsteller | Michel Côté, Patrick Huard, Catherine Florent, Albert Millarire, Jean L'Italien, Jacques Lavallée, Jean Pierre Bergeron, Nicolas Canuel, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-Hi-Resolution 5.1 Deutsch, Französisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | schwach, technisch in Ordnung |