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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Der tödliche Schatten der Vergangenheit

Nebraska Jim

Nebraska Jim

Ulrich P. Bruckner schreibt in seinem Italowesternbuch „Für ein paar Leichen mehr“ über „Nebraska Jim“, dass es sich um einen langweiligen Film handele, der Gerüchten zufolge in Wirklichkeit von Mario Bava inszeniert worden sei. Der Umfang von Bavas Mitarbeit an „Nebraska Jim“ ist in der Tat nicht ganz klar, etwas eindeutiger ist demgegenüber, dass Bruckners Urteil über den vorliegenden Italowestern etwas zu hart ausfällt, wenngleich das Werk auch nicht zu den guten oder sehr guten Genrebeiträgen gehört.

Die Handlung stellt einen Streit zweier Rancher in den Mittelpunkt, bei dem sehr lange unklar bleibt, aus welchem Grund die Auseinandersetzung geführt wird. Marthy Hillmann, einer der beiden Rancher, sieht sich immer wieder Angriffen seines Kontrahenten Bill Carter ausgesetzt. Carter hat mit seinen Revolvermännern das nahe liegende Städtchen sowie den örtlichen Sheriff, einen Trunkenbold, unter seine Kontrolle gebracht. Als jedoch der nebulöse Nebraska auftaucht und seine hervorragenden Schießkünste in den Dienst Hillmanns stellt, ändern sich die zuvor eindeutigen Machtverhältnisse. Es gelingt Nebraska und Hillmann sogar, den Sheriff dazu zu bewegen, seinen Pflichten als Ordnungshüter nachzukommen, was ihm aber das Leben kostet. Auch Hillmann wird verwundet, so dass Nebraska bald auf sich allein gestellt ist, um das Rätsel des Rancherstreits aufzuklären.

Die Geschichte ist, wie im Italowestern gar nicht unüblich, recht einfach gehalten, wobei die an einen Thriller erinnernde Rätselhaftigkeit nicht unbedingt zum festen Genrebestandteil zählt, auch wenn es verwandte Beispiele gibt. Insofern ist es eher wahrscheinlich, dass die relativ schlichte Inszenierung Bruckner zu seinem harschen Urteil veranlasst hat. Denn die vermag der Dramaturgie kaum etwas visuell bemerkenswertes hinzuzufügen. Das Tempo bleibt zwar einigermaßen hoch, da sich der Film nicht mit Nebenschauplätzen aufhält, aber western- oder italowesterntypische Szenarien wie Schießereien, direkte Auseinandersetzungen oder trickreiche Pläne bilden die Ausnahme, sind aber recht ordentlich in Szene gesetzt, wenn es dazu kommt. Lediglich der Schnitt bei einer Kneipenschlägerei zwischen Nebraska und Carter offenbart deutliche Schwächen, wenn die nicht ganz gelungene Stuntausführung dadurch kaschiert werden soll, dass in manchen Einstellungen relativ wenig zu sehen ist. Statt einer Nebraska Jim Konzentration auf die physische Auseinandersetzung soll die Unklarheit über das, was ganz offenkundig in der Vergangenheit geschehen ist, den Reiz des Films ausmachen. Das funktioniert insofern, als das Rätsel an ein natürliches Interesse des Menschen appelliert, unklaren Dingen auf den Grund zu gehen, so dass man auch als Zuschauer wissen will, worum es eigentlich geht. Es funktioniert auf einer anderen Ebene aber auch nicht, da der Film versäumt, wirkliche Thrillermomente so zahlreich ins Geschehen einzuflechten, dass so etwas wie Spannung jenseits des reinen Rätsels entsteht. Angesichts reduzierter italowesterntypischer Momente, visuell nur solider Kameraarbeit und der fehlenden Möglichkeit, ein Personendrama zu entwickeln, da der Schwerpunkt auf dem bis zum Schluss nebulösen Nebraska sowie seinem Verhalten innerhalb der Streitregion liegt, wäre ein größerer Ideenreichtum zur Spannungssteigerung notwendig gewesen. Wenn Nebraska unter einem Tuch liegend, das scheinbar eine Leiche bedeckt, langsam aufsteht, um seine Waffe sprechen zu lassen, dann ist das ein entsprechender Moment, der den Film für einen kurzen Augenblick in die obere Klasse hebt. Da sie zu selten sind, kommt das Werk aus dem Mittelmaß nicht heraus, langweilig ist er aber nicht, weil er ökonomisch erzählt ist.

Bildqualität

Nebraska Jim

Die Bildqualität der DVD fällt durchwachsen aus. Das liegt unter anderem daran, dass an ein, zwei Stellen für kurze Momente eine andere Quelle herhalten musste, um den Film ungeschnitten herausbringen zu können. Diese Bilder sind sehr matschig, relativ dunkel und kontrastarm, tauchen aber auch kaum auf. Deutlich relevanter sind die Schwankungen des Hauptmaterials, das bei Nahaufnahmen eine gute bis sehr gute Schärfe bietet, ansonsten aber zu weichen Konturen neigt und nur über einen relativ geringen Detailreichtum verfügt. Verschmutzungen und Defekte spielen erfreulicherweise keine nennenswerte Rolle. Die Farben sind nur an manchen Stellen leicht ausgebleicht, sonst so kräftig, dass die Atmosphäre des Films gut zur Geltung kommt. Leichte Nachzieheffekte sind ebenso sichtbar wie ein durchgehendes Hintergrundrauschen auftritt, das jedoch kaum stört. Insgesamt ist der Transfer schwächer als bei den meisten Italowestern aus dem Hause Koch Media, aber durchaus noch in Ordnung.

Tonqualität

Der italienische Mono Ton liefert verständliche Dialoge, fällt aber etwas dumpf aus. Leichte Verzerrungen bei den Höhen sind zu hören, das gilt auch für die Musik. An einigen Stellen leiert die Musik leider sehr deutlich. Der deutsche Mono Ton fällt etwas klarer als sein italienisches Pendant aus.

Extras

Der 20minütige Beitrag „Nebraska Howard“ enthält ein Interview mit Darsteller Howard Ross, das in bewährter Manier der Italowestern-Veröffentlichungen aus dem Hause Koch Media einen gelungenen Streifzug durch die Erinnerungswelt des Schauspielers bietet. Ross geht dabei auf seine Kollegen ein, erinnert sich an die Drehorte und erzählt auch ganz kurz etwas über andere Italowestern, die er zusätzlich in seiner Karriere gedreht hat.

Eine Bildergalerie und ein Trailer sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Da zur Rezension nur eine DVD ohne Verpackung vorlag, kann ich auf einen möglicherweise darauf abgedruckten Text nicht näher eingehen.

Fazit

„Nebraska Jim“ fehlen die inszenatorischen Qualitäten, welche der relativ schlichten Handlung etwas mehr als Durchschnittskost abringen könnten. So bleibt ein Italowestern übrig, der ganz in Ordnung ist, ohne sich absetzen zu können.

Stefan Dabrock

18.12.2009

   
Originaltitel Ringo del Nebraska (Italien 1966)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Antonio Román und Mario Bava
Darsteller Ken Clark, Yvonne Bastien, Piero Lulli, Howard Ross, Alfonso Rojas, Antonio Gradoli, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Featurette „Nebraska Howard“, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 12 EUR
Bewertung durchschnittlich, technisch in Ordnung