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Leben und Tod

Six Bullets

Six Bullets

Als Star in B-Actionfilmen war Jean-Claude Van Damme in den 1980ern und 1990ern sehr erfolgreich. Irgendwann gegen Ende des letzten Jahrtausends kamen die Produktionen aus diesem Genre aber nicht mehr ins Kino, sondern landeten direkt in der Videothek. Das geringere Marktpotential sorgte schließlich dafür, dass Van Damme in immer günstiger hergestellten Filmen landete und ökonomisch nicht mehr ganz so erfolgreich war. Parallel dazu änderte sich langsam der Figurentypus, den er verkörperte. Die eindeutige Heldengestalt aus den 1990ern war spätestens in „Wake of Death“ (Regie: Philippe Martinez, USA 2004) kein Thema mehr. In „JCVD“ (Regie: Mabrouk El Mechri, Belgien 2008) ließ Van Damme zu, dass seine private Existenz als B-Action-Darsteller auf dem absteigenden Ast kritisch unter die Lupe genommen wurde. Aus dem Körper Van Damme, der alleine mit seiner Physis überzeugte, war ein Darsteller geworden, der auch Zwischentöne überzeugend rüberbringen kann.
Darum geht es auch in „Six Bullets“, einem in Osteuropa spielenden Actionfilm mit einem alternden Van Damme als gebrochener Söldnerfigur. Nach der Einführung des ehemaligen Fremdenlegionärs Samson Gaul (Jean-Claude Van Damme) ist klar, dass der Mann, der gerade noch als Retter eines kleinen Jungen erschienen war, eine Gestalt mit Rissen ist. Im Alleingang hat er das Kind aus den Fängen einer Gangsterbande befreit, die den Minderjährigen zu Sexdiensten an wohlhabende Kunden vermietet hat. Aufgrund der rabiaten Art, mit der Gaul vorgegangen ist, starben jedoch einige minderjährige weibliche Prostituierte. Gaul will sich deswegen aus dem Geschäft zurückziehen. Seine inneren Dämonen versucht er im Alkohol zu ertränken, als der Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Andrew Fayden (Joe Flanigan) mit seiner Frau Monica (Anna-Louise Plowman) bei Gaul auftaucht, um ihn zu engagieren. Faydens Tochter Becky (Charlotte Beuamont) wurde verschleppt. Gaul lehnt zunächst ab, weil ihn die tragischen Todesfälle aus dem Prolog gebrochen haben, aber dann überlegt er es sich doch anders. Mit der Unterstützung seines in der Botschaft arbeitenden Sohnes Selwyn (Kristopher Van Varenberg) will er gegen die Menschenhändler um Vlad (Uriel Emil Pollack), Bogdanov (Mark Lewis) und den mächtigen Stelu (Louis Dempsey) vorgehen.

„Six Bullets“ wartet mit einem gebrochenen Handlungsverlauf auf, der im Kontext des B-Actionfilms überrascht. Gauls Methode, sein Ziel unter Zuhilfenahme rabiater Mittel im Alleingang zu erreichen, muss sich nicht mit der flankierenden Hintergrundrolle begnügen, sie wird als eines der Hauptmotive problematisiert. Die Folgen seiner Gewalt brechen förmlich aus dem Bild heraus, so deutlich werden sie in Szene gesetzt. Van Damme beweist, dass er inzwischen in der Lage ist, Figuren zu verkörpern, die differenzierter erscheinen. Wenn er Six Bullets Wodka trinkend mit seinem Seelenheil ringt, weil er den Anblick der toten weiblichen Prostituierten nicht mehr los wird, dann nimmt man ihm das ab. Er verleiht Gaul die tragische Aura des gescheiterten Helden, der das Gute will, bei seinen Aktionen aber auch Schlimmes verursacht. Die Alternative des Rückzugs in die Tatenlosigkeit offeriert keine Entlastung, weil er weiß, dass er dadurch ein kleines Mädchen dem Verderben aussetzt. Geschickt zeigt Regisseur Ernie Barbarash ein Spannungsfeld unlösbarer Konflikte. Es scheint, dass dieser Gaul immer schuldig wird, egal wie er sich entscheidet.

Während „Six Bullets“ inhaltlich ein grimmiges Drama anbietet, das van Damme als guten Darsteller mit Bildpräsenz zeigt, kommt das Werk aus der Falle des B-Actionfilms nicht heraus. Die finanziellen Mittel reichen trotz der geringeren Produktionskosten in Europa nicht aus, um eine griffig-packende Mischung aus Drama und Bewegungskino zu inszenieren. Die Actionszenen sind ordentlich inszeniert, aber sie reißen einen nicht vom Hocker. Im Actionfilm ist es aber notwendig, die emotionalen Aspekte der Figuren mit einer packenden Inszenierung zu unterstreichen. Kampfszenen, Verfolgungsjagden oder sonstige Beispiele rasanten Bewegungskinos sind nicht nur kinetischer Spaß, sondern sie spiegeln in den gelungenen Werken des Genres die Dramatik wieder. Handlung und formaler Erzählrahmen bilden dann eine Einheit. In „Six Bullets“ stellt sich dieses Gefühl nicht ein. Zweikämpfe werden eher zerschnitten, als flüssig montiert, und Schießereien kommen ohne eine nennenswerte Choreographie aus. So fehlt den Ballereien ein Element, das sie über den simplen Status des reinen Munitionsverbrauchs hinaushebt. Zuweilen macht sich gar ein statischer Eindruck breit, wenn zwei in Deckung befindliche Parteien ohne Standortänderung aufeinander schießen und der Schnitt dies durch einfache Abfolgen verstärkt statt mehr herauszuholen. Die eigentlich vorhandene Dramatik des Geschehens weicht einer schwach inszenierten Präsentation ohne Spannung, weil die Konfrontation ohne Tempowechsel durchläuft. Dynamik geht anders.
Die guten Ansätze des Films scheitern am mangelnden Einfallsreichtum des Regisseurs, mit dem schmalen Budget ein Maximum an Leistung herauszuholen. Van Damme ist zu wünschen, dass er mal wieder in größeren Produktionen auftauchen darf, die seine gereiften darstellerischen Qualitäten mit einem packend inszenierten Plot verknüpfen.

Bildqualität

Six Bullets

Das Bild der Bluray kann sich sehen lassen. Ob nun die schummrigen Szenen im Schlachtergeschäft, die Nachtaufnahmen in einer Bar oder helle Tageslichtszenen, die gute bis sehr gute Schärfe sorgt für eine präzise Wiedergabe der einzelnen Elemente. Nur manchmal wirkt das Bild etwas weich. Die Farbpalette schwankt zwischen reduziert gestalten Aufnahmen, kräftigen Tönen und kühler Optik. Die Bluray hat keine Schwierigkeiten, diese Vielfalt darzustellen. Auch der Kontrast überzeugt.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren wurden ordentlich abgemischt. Da der Film nicht so actionhaltig ist, wie sich der eine oder andere Zuschauer das vielleicht erwartet hat, klingt der Ton nur bei ausgewählten Szenen richtig druckvoll. Ansonsten dominiert ein ansprechend differenzierter Ton mit Nebengeräuschen aus allen Lautsprechern und gut verständlichen Dialogen.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Six Bullets“ hat gute Ansätze, aber es fehlt an einer dynamischen Mischung aus Bewegungskino und Drama, die Konflikte, Emotionen und Probleme auch in den Actionszenen spiegelt. Hier bleibt das Werk zu brav, als dass ein rasanter Eindruck entstehen könnte. Die inhaltlichen Themen fallen dadurch leider in sich zusammen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

29.10.2012

   
Originaltitel 6 Bullets (USA 2012)
Länge 115 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Ernie Barbarash
Darsteller Jean-Claude Van Damme, Joe Flanigan, Anna-Louise Plowman, Charlote Beaumont, Steve Nicolson, Uriel Emil Pollack, Louis Dempsey, Mark Lewis, Kristopher Van Varenberg, Bianca Bree, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras -
Preis ca. 13 EUR
Bewertung durchschnitt, technisch gut