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kurzrezension

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Vogelfluch!

Roadkill

Roadkill

2011 hat Johannes Roberts das Fantasy Filmfest-Publikum mit dem mies inszenierten „F“ (GB 2010) geschockt, einige Jahre zuvor aber den durchaus hübschen Horrorfilm „Forest of the Damned“ (GB 2005) gedreht. Da Roberts bei „F“ versucht hat, originell zu sein, bei „Forest of the Damned“ jedoch nicht, hätte „Roadkill“ etwas werden können. Denn innovativ ist das Werk auch nicht.
Ein paar Jugendliche, darunter auch das ehemalige Liebespaar Ryan (Oliver James) und Kate (Kacey Barnfield), machen sich mit einem Wohnmobil auf eine Reise durch Irland. Nach anfänglichen Frotzeleien landen sie bei einer schäbigen Hütte, in der ein paar seltsame Gestalten unnützes Zeug wie billigen Schmuck oder anderen Tand verkaufen. Aufgrund eines Tricks des Verkäufers Luca (Ned Dennehy) kommt es zu einem Streit, die Jugendlichen flüchten und überfahren dabei eine alte Wahrsagerin (Stella McCusker), die zur Sippe Lucas gehört. Noch vor ihrem Tod verflucht die Zigeunerin die Reisegruppe. Danach wird der mythische Vogel Roch, der schon in „1001 Nacht“ eine große Rolle spielte, einen nach dem anderen als Futter verspeisen. Was zunächst absurd klingt, wird schon bald bittere Realität. Die Zigeunersippe lässt ebenfalls nicht locker und sinnt auf Rache.

Auch wenn ein großer Vogel als Gefahr nicht zum gängigen Arsenal ähnlich gelagerter Horrorfilme gehört, die Handlung um eine Gruppe junger Leute, die an unberechenbare Hinterwäldler gerät und dadurch Todesgefahren ausgesetzt ist, greift auf altbekannte Muster zurück. Ein Regisseur, der das tut, muss die Spannungsbögen der Erzählung halbwegs souverän in Szene setzen, um das Gewohnte interessant zu halten. Dafür hat er mehrere Möglichkeiten.
Erstens könnte die Gruppe mit spannenden inneren Konflikten zu kämpfen haben, die Emotionen sowie Dramaelemente auffächern. Außer den üblichen Scharmützeln, weil manche in der Gruppe platte Sprüche bringen, die bei anderen, scheinbar ernsteren Charakteren nicht so gut ankommen, gibt es das ehemalige Liebespaar. Ihre noch vorhandene Zuneigung für den Roadkill jeweils anderen reflektiert Roberts mithilfe persönlicher Erinnerungsstücke an die gemeinsame Zeit, er versäumt es in der Anfangsphase aber, die Emotionen auch jenseits toter Gegenstände aufrecht zu erhalten. Erst im Angesicht der Bedrohung kommt er damit um die Ecke. Das ist mangels anderer dramatischer Kristallisationspunkte innerhalb der Gruppe zu wenig, um aus dem Figurenensemble Kapital schlagen zu können. Die Schärfung der Charaktere hat Roberts nicht im Griff. Das Drehbuch bietet ihm nur wenige Möglichkeiten dazu, die er weitgehend auslässt.
Zweitens könnte die Anbahnung der Todesszenen sowie die Tötung selbst so mitreißend inszeniert werden, dass die konventionelle Erzählung in den Hintergrund tritt. Mit den Mitteln des Kinos kann man so überwältigen, dass auch übliche Handlungselemente spannend wirken. Das Genrekino besteht zu einem großen Teil aus Variationen bekannter Motive, die oftmals dennoch überzeugen. Auch hier hat sich Roberts jedoch kein Bein ausgerissen. So blickt sich der bedauernswerte Bursche, der auf einer einsamen Waldstraße aus dem Wohnmobil aussteigen muss, um einen Reifen zu wechseln, ängstlich nach dem Vogel um, der schließlich über ihm auftaucht, weil er auf dem Dach des Wohnmobils gelandet ist. Der gemächliche Schnitt der Szene sorgt im Verbund mit der wenig aufregenden Auflösung für Langeweile. Roberts hakt die Todesszenen auf schlichte Weise ab. Es gelingt ihm nicht einmal, mit klassischen Spannungsmitteln für mehr Aufregung zu sorgen.
Eine dritte Möglichkeit, das Geschehen aufzuwerten, besteht in charismatischen Bösewichten. Dabei kann sich Roberts immerhin auf Luca-Darsteller Ned Dennehy verlassen. Mit einer Mischung aus irrem Blick und trügerischer Friedlichkeit verleiht Dennehy seiner Figur eine dämonische Präsenz, die alle Szenen überstrahlt, in denen er auftaucht. Dennehy wird mühelos zum Zentrum des Bildes. Alles andere verblasst. Dadurch entgeht der Film immerhin der Gefahr, komplett langweilig zu werden, allerdings entsteht aus der Dominanz Dennehys auch ein Missverhältnis. An keiner Stelle bietet der Film ein ebenso starkes Element auf, das ihm Paroli bieten könnte. Alleine kann er die Erzählung aber nicht tragen, zumal er auch nicht der Mittelpunkt der dramaturgischen Konstruktion ist.
Johannes Roberts hat es leider nicht geschafft, „Roadkill“ spannend oder auf andere Weise dramatisch zu inszenieren. Ein gelungener Bösewicht kann das fad erzählte Werk nicht hinreichend aufwerten. Auch die schöne irische Landschaft ist nur ein schwacher Trost für maue Genrekost.

Bildqualität

Roadkill

Das Bild der Bluray liefert eine gelungene Qualität. Schärfe und Detailreichtum überzeugen auf gehobenem Niveau, wie man es für einen kleinen Fernsehfilm erwarten kann. Landschaftsaufnahmen wirken immer dezent weich, während Nahaufnahmen schärfer sind. Die Farben wirken stets etwas düster, über dem Geschehen scheint ein leicht milchiger Schleier zu liegen. Das mag aber die Absicht der Filmemacher gewesen sein, die den mythischen Charakter betonen wollten. Der Kontrast ist sehr ordentlich.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren bieten eine solide Geräuschkulisse. Angesichts des weitgehend harmlos inszenierten Spannungsszenen besteht nicht die Möglichkeit für eine ausgefeilte, räumliche Abmischung. Man kann der Bluray also keinen Vorwurf machen, dass hier nur Hausmannskost geboten wird. Die Musik nutzt auch die hinteren Lautsprecher, die Dialoge sind gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Roadkill“ erzählt seine gängige Grundkonstellation ohne Herzblut für das Geschehen. Roberts reißt das Geschehen gelangweilt runter und verzichtet auf eine nennenswerte Inszenierung. Alles wirkt ohne Interesse gedreht. Einzig Ned Dennehy hat Spaß an seiner Rolle als Bösewicht. Er kann als Lichtblick überzeugen, aber das rettet den Film auch nicht mehr. Technisch ist die Bluray in Ordnung.

Stefan Dabrock

26.09.2012

   
Originaltitel Roadkill (USA 2011)
Länge 88 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Johannes Roberts
Darsteller Oliver James, Kacey Barnfield, Eliza Bennett, Ned Dennehy, Diarmuid Noyes, Eve Macklin, Roisin Murphy, Stephen Rea, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch in Ordnung