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rezensionen

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kurzrezension

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dvd

Der gehetzte Deserteur

Mann im Netz

Mann im Netz

Lawrence Huntington gehört nicht unbedingt zu den Schwergewichten des britischen Kinos, aber der emsige Regisseur hat zwischen 1930 und 1967 zahlreiche Thriller sowie Abenteuerfilme und zwischendurch auch mal ein Drama inszeniert. Dabei hielt er sich nicht mit dem Wunsch auf, Meisterwerke zu drehen, sondern fabrizierte schmissige Genrekost im Dienste eines flotten Erzähltempos.
Grundsätzlich schlägt auch „Mann im Netz“ in diese Kerbe, wenn auch eine Spur mehr Action gut getan hätte. Der Deserteur Peter Burden (Derek Farr) ist nach dem Zweiten Weltkrieg vor der Armee auf der Flucht und hat sich in ein kleines Kaff an der Küste zurückgezogen. Als er zufällig erkannt wird, muss er nach London fliehen, wo seine finanziellen Mittel schon bald knapp werden. Deswegen möchte er seinen Kriegsrevolver versetzen. In dem Moment, in dem er die Waffe in einem Geschäft aus seiner Jacke holt, tauchen zwei maskierte Ganoven auf, die den Laden überfallen. Dadurch gerät Burden in Verdacht, an dem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein und muss fliehen. Da er keine Maske getragen hat, kann der Ladenbesitzer lediglich ihn beschreiben. Die Polizei unter Chef Inspektor Mitchell (Edward Chapman) geht der einzigen Spur nach, die sie hat. So wird Burden in die Enge getrieben. Seine einzige Chance ist die alleinstehende Jean Adams (Joan Hopkins), in deren Haus Burden eindringt, um sich zu verstecken. Er versucht, die Frau von seiner Unschuld zu überzeugen.

Huntington ist einem ökonomischen Erzählstil verpflichtet. Ohne Umschweife führt er die Deserteur-Problematik ein, die Burden in ein Dasein immerwährender Unsicherheit versetzt. Sie ist der Nährboden, auf dem die restliche Geschichte abläuft. Denn die Angst vor der Verhaftung durch die Armee erklärt seine Scheu, mit Behörden in Kontakt zu kommen. Vielleicht hätte er sonst versucht, der Polizei zu erklären, dass er mit dem Überfall nichts zu tun hat. Zwei weitere Szenarien genügen dem Regisseur, um die finanzielle Notlage und schließlich die völlige Unsicherheit Burdens als Mann unter Kriminalitätsverdacht einzuführen. Innerhalb weniger Minuten fällt die Hauptfigur von einer Existenz in Scheinsicherheit auf ein Dasein ohne planbare Zukunft zurück. Burden hängt in der Luft und ist auf Jean Adams' Hilfe angewiesen. Die Frau lässt sich auf den Mann ein, der so unvermittelt in ihr Leben Mann im Netz hereinbricht. Danach lässt das Tempo der Bewegung etwas nach, weil Burdens Aktionsradius aufgrund der engmaschigen Polizeiüberwachung eingeschränkt ist. Das macht sich auch beim Inszenierungstempo bemerkbar. Denn Huntington kann sich zwar auf sein selbst verfasstes Drehbuch verlassen, das verschiedene Elemente einführt, die das Geschehen vorantreiben, aber er ist nicht so versiert darin, die Spannungssituation aus Versteck und sich nähernder Polizei effektiv zu inszenieren. Jean Adams nächtliche Konfrontation mit einem Polizisten auf einer Themsebrücke, als sie Burdens Revolver in den Fluss wirft, bleibt ein für den weiteren Verlauf der Handlung wichtiges, aber harmlos gefilmtes Intermezzo. Huntington gelingt es nicht, die Szene mit Hilfe einer packenden Montage stärker aufzuladen. Stattdessen belässt er es bei einem kurzen Schockmoment, als der Polizist wie aus dem Nichts auftaucht, und fährt die Spannung nach nur wenigen Sekunden wieder runter, weil sich die Szene ohne Umschweife klärt. Der Polizist hat nichts bemerkt. Hier bleibt der Film wie bei ähnlichen Elementen eine Spur zu bieder, um sich vom Nimbus des ordentlichen Unterhaltungsdurchschnitts freizumachen. Huntington macht keine nennenswerten Fehler, wenn er schildert, wie die Polizei Burden immer näher kommt, aber er ist zu brav. Er filmt sein eigenes Drehbuch ab, ohne ihm mehr Größe zu verleihen. Deswegen ist „Mann im Netz“ kein schlechter Film geworden, aber eben nur ordentlicher Durchschnitt, der gut unterhält.

Bildqualität

Mann im Netz

Das Bild der DVD greift auf eine alte Filmkopie zurück, bei der Alterserscheinungen gut sichtbar sind. Verregnung, analoge Defekte und Verschmutzungen gehören hier zum guten Ton. Auch analoges Rauschen ist stets präsent. Man muss sich das Bild wie bei einer recht ordentlich erhaltenen, aber alten, durchaus schon einige Male abgespielten Filmrolle vorstellen. Der Verzicht auf eine harsche digitale Nachbearbeitung bedeutet auch, dass die Schärfe recht ordentlich ist. Die Konturen wirken zwar etwas weich, aber viel knackiger, als das bei einer schwachen digitalen Korrektur der Fall gewesen wäre. Der Detailreichtum macht im Rahmen der Möglichkeiten eine gute Figur. Der Kontrast ist in Ordnung, wenn auch nicht so gut, wie bei Schwarzweiß-Material möglich. Helle Bildbereiche überstrahlen immer wieder leicht, die Übergänge zwischen hellen und dunklen Teilen sind nicht so fließend, wie das möglich wäre. Angesichts des Filmalters und der Größe des Films ist das Bild in Ordnung.

Tonqualität

Die DD 2.0-Mono-Tonspuren haben mit einem immerwährenden Rauschen zu kämpfen, sodass die Verständlichkeit der Dialoge bei der Originalfassung etwas schwieriger ist. Die Sprache wird aber nie übertönt, man muss sich nur etwas stärker konzentrieren, wenn Englisch nicht die eigene Muttersprache ist. Beim deutschen Ton ergeben sich solche Probleme trotz Hintergrundrauschens nicht. Insgesamt fehlt es beiden Tonspuren an einem ausgewogenen Klangkörper, an Volumen. Das überrascht bei einem so alten Monoton aber auch nicht.

Extras

Als Bonus besitzt die englische Fassung des Films ein anderes Ende, das offensichtlich von einer VHS-Quelle stammt. Es sieht videomatschig aus und kommt mit schlechterem Kontrast daher. Betroffen sind aber nur wenige Minuten. Das Ende der deutschen Fassung stammt aus der verwendeten Filmkopie und weist deswegen keine Bildunterschiede zum Rest auf.

Fazit

„Mann im Netz“ ist ein solider Thriller über einen Mann auf der Flucht vor Polizei und Armee. Nach anfänglichem Erzähltempo schafft es Regisseur Huntington nicht mehr, das Potential der Spannungsszenen voll auszuschöpfen, weil er zu brav inszeniert. Ordentliche Unterhaltung ist ihm aber allemal gelungen. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters und des begrenzten Marktpotentials in Ordnung.

Stefan Dabrock

17.09.2012

   
Originaltitel Man on the Run (Japan 2002)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Lawrence Huntington
Darsteller Joan Hopkins, Derek Farr, Edward Chapman, Laurence Harvey Howard Marion Crawford, Alfie Bass, John Bailey, John Stuart, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Alternatives Ende bei der englischen Fassung
Preis ca. 22 EUR
Bewertung solide, technisch noch Durchschnitt