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Der Schrecken vom mexikanischen Busch

Octaman – Die Bestie aus der Tiefe

Octaman – Die Bestie aus der Tiefe

Regelmäßige Besucher des in Gelsenkirchen tagenden Geheimnisvollen Filmclubs Buio Omega werden „Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ kennen. Das Anfang der 1970er Jahre entstandene Werk hat ohne Zweifel seine Fans. Nur so lässt sich auch die Veröffentlichung auf DVD erklären, denn mit der Qualität des Films hat sie wenig zu tun.
Harry Essex, der unter anderem das Drehbuch zu Jack Arnolds Klassiker „Der Schrecken vom Amazonas“ („Creature from the Black Lagoon“, USA 1954) geschrieben hat, verfasste auch „Octaman“ und inszenierte ihn gleich selbst. Irgendwo in den Hügeln von Hollywood, Pardon, in Mexiko fahren ein paar Wissenschaftler mit einem Camper durch die Gegend und untersuchen die Auswirkungen der radioaktiven Verseuchung des Landstrichs auf die Natur. Dabei stoßen sie auf kleine Oktopus-Exemplare, die ihre Aufmerksamkeit erregen. Die Arbeit der Forscher erregt wiederum die Aufmerksamkeit des menschengroßen Elternteils Octaman, der die Wissenschaftler angreift und schließlich sogar die Frau im Team entführt.

Die Ähnlichkeit zur Handlung aus Arnolds Monsterfilm „Der Schrecken vom Amazonas“ ist frappierend. Harry Essex muss sich gedacht haben, dass die erprobte Formel aus den 1950er Jahren auch Anfang der 1970er Jahre noch funktioniert. Vielleicht hätte sie das auch, wenn Octaman – Die Bestie aus der Tiefe Essex die Fähigkeiten eines Jack Arnold besessen hätte. Auch wenn man berücksichtigen muss, dass er sicher weniger Budget zur Verfügung hatte als Arnold, überrascht die unbeholfene Inszenierung. Der begrenzte Drehort – der Film entstand im Bronson Canyon nahe Hollywood – wurde ungeschickt eingesetzt, ohne aus den Felsen einen Nutzen für die Bildeinstellungen zu ziehen. Das wäre aber aber nötig gewesen, da sonst wenig mehr passiert, als sporadische Angriffe eines menschengroßen Gummioktopus sowie trockene Unterhaltungen der Figuren. Die Blaupause des Vorbilds wurde auf der mechanischen Ebene der Handlung kopiert, während die Qualität der Bilder, des Kostüms und der Charakterzeichnung heruntergefahren wurde. So bleibt nicht mehr viel übrig, um filmisch etwas anzubieten. Und genau das scheint die Fans des Werkes anzuziehen.

„Octaman“ ist ein Anachronismus, weil er so tut, als könne er mit den pseudowissenschaftlichen Dialogen der 1950er Jahre auch mehr als 10 Jahre später noch punkten. Seine Spezialeffekte sind absurderweise auf einem Niveau, das die guten Monsterfilme der 1950er noch unterschreitet, wenn man auch sagen muss, dass der Octaman Charme hat. Die stacksigen Bewegungen, die miteinander verbundenen Ame und das knubbelige Gesicht verbreiten weniger Schrecken als Sympathie.
„Octaman“ ist aber nicht nur ein Anachronismus, er führt den Monsterfilm auch auf sein pures Gerippe zurück. Die Mechanik des Genres wird wie unter einem Mikroskop sichtbar. Leider versäumt Essex, die Besinnung darauf, mit rasantem Tempo, Action und lässigen Inszenierungseinfällen zu würzen. Sie hätten die fehlende Komplexität kompensieren können.

Bildqualität

Octaman – Die Bestie aus der Tiefe

Das Bild der DVD ist dem Film angemessen etwas ranzig. Weiche Bilder mit verwaschenen Konturen und geringer Detailschärfe verraten das niedrige Budget sowie das Alter des Films. Das klingt aber schlechter als es ist. Die DVD sieht letztlich aus wie eine relativ gut erhaltene alte Filmkopie mit entsprechender Körnigkeit. Die Farben kommen noch gut zur Geltung und der Kontrast bleibt im Rahmen der Möglichkeiten gut. Die dunklen Bereiche ohne Details liegen an der fehlenden Beleuchtung beim Dreh. Es war eben kein Geld für viele Lampen da. Ein paar Bilddefekte gibt es auch. Insgesamt kann man mit der Bildqualität zufrieden sein. Ein Film wie „Octaman“ sollte gar nicht anders aussehen.

Tonqualität

Der deutsche Mono-Ton weist ein hörbares Grundrauschen auf, dass die Verständlichkeit der Dialoge aber nicht beeinträchtigt. Insgesamt mangelt es dem Ton an Volumen, aber warum sollte das akustische Geschehen auch mächtiger klingen, als die Inszenierung des Films geworden ist. Die Tonqualität wird dem Werk gerecht.

Extras

Auf der zweiten DVD befindet sich das Bonusmaterial, so auch die 4:3-Fassung von „Octaman“ für Videonostalgiker.

Das Vorwort von Jörg Buttgereit dauert zusammen mit seinem 25-minütigen Kurzfilm „Der Gollob“ etwa 30 Minuten. Buttgereit schildert „Octaman“ als zentrale Inspirationsquelle für den Kurzfilm, weil ihm das Werk vor Augen geführt habe, dass er so etwas auch könne. Das ist auch nicht ganz falsch, denn trotz zahlreicher Unzulänglichkeiten ist „Der Gollob“ kaum schlechter als der Hauptfilm, in vielen Passagen sogar amüsanter.

In der gut fünfminütigen Featurette „It came from Bronson Canyon“ stellt Elijah Drenner, der Regisseur der Dokumentation „American Grindhouse“, den nahe Hollywood gelegenen Drehort Bronson Canyon vor, der für zahlreiche günstige Produktionen als Kulisse genutzt wurde.
Der gut 13-minütige Beitrag „Der Monstermacher – Ein Interview mit Doug Beswick“ präsentiert ein Gespräch mit Beswick, der neben Rick Baker für das Design des Octaman-Kostüms verantwortlich ist. Beswick geht auf seine Begeisterung für Filmeffekte ein und schildert wie er darüber in die Branche eingestiegen ist. Natürlich geht er auch ausführlich auf die Arbeit am Octaman-Kostüm ein.

Eine Bildergalerie und der Originalvorspann sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Das 12-seitige Booklet enthält ein Interview, das Jörg Buttgereit mit Rick Baker über dessen Karriere geführt hat. „Octaman“ taucht darin allerdings nicht auf, weil sich Buttgereit nach eigener Angabe nicht traute, den Meister auf sein Frühwerk anzusprechen.

Eine sagenhafte 3D-Lentikularkarte mit dem Cover-Motiv rundet die bemerkenswert gute Edition des Films ab.

Fazit

„Octaman – Die Bestie aus der Tiefe“ kopiert auf dreiste Weise die Handlungslinie des Jack-Arnold-Klassikers „Der Schrecken vom Amazonas“, ohne dessen visuelle Qualitäten, inszenatorische Finesse oder ökonomischen Schnitt zu erreichen. Die Folge ist eine Reduktion auf die Mechanik des Monsterfilmgenres, deren reine Präsentation zwischen drolliger Unbeholfenheit und purer Langeweile schwankt. Technisch ist die DVD dem Film angmessen.

Stefan Dabrock

26.08.2012

   
Originaltitel Octaman (USA 1971)
Länge 75 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Harry Essex
Darsteller Pier Angeli, Kerwin Mathews, Jeff Morrow, David Essex, Read Morgan, Jerome Guardino, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Vorwort von Jörg Buttgereit inkusive seines Kurzfilms „Der Gollob“, Vollbildfassung von „Octaman“, Bildergalerie, u.m.
Preis ca. 30 EUR
Bewertung schwach, technisch angemesen