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rezensionen

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kurzrezension

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Hauskrawall

Phase 7

Phase 7

Virenkatastrophen, Zombieplagen, kriegerische Auseinandersetzungen oder andere fatale Faktoren sorgen im Kino immer wieder für Endzeitstimmung, mit wechselndem Erfolg.
In „Phase 7“ sorgt ein Virus dafür, dass die Menschen wie die Fliegen sterben. Deswegen wird auch das in einer argentinischen Stadt gelegene Wohnhaus unter Quarantäne gestellt, in dem Coco (Daniel Hendler) mit seiner hochschwangeren Frau Pipi (Jazmín Stuart) lebt. Neben ihm befinden sich noch andere Parteien in dem Gebäude, die über die Maßnahme von Leuten in Schutzanzügen mit einer knappen Ansprache informiert werden. Danach sind sie auf sich allein gestellt, nur einmal taucht ein merkwürdig demotiviert wirkender Arzt zu einer Zwischenuntersuchung auf. Cocos Nachbar Horacio (Yayo Guridi) ist für so einen Fall bestens ausgerüstet. Mit einem eigenen Schutzanzug bekleidet sucht er Coco immer wieder auf, um diesen als Verbündeten zu gewinnen. Langsam wird Coco, dessen Frau Pipi die Lage völlig unbeeindruckt zur Kenntnis nimmt, in Horacios Welt hineingezogen. So kommt es schließlich auch zu handfesten Konflikten mit den übrigen Nachbarn.
Die Vorgänge außerhalb des mehrstöckigen Wohnhauses bleiben völlig im dunkeln, so dass die Bedrohung durch den Virus eine abstrakte Dimension gewinnt. Das ist ein effektives Stilmittel, mit dem eine paranoide Grundstimmung heraufbeschworen werden kann. Wenn keine nennenswerten Informationen über eine gefährliche Lage vorliegen, dann wird sie überdimensional groß. Die Phantasie des Gehirns füllt die Lücken auf und das meist nicht mit positiven Gedanken.

Die mitschwingende bedrohliche Lage durch den tödlichen Virus wird unter der Regie des Argentiniers Nicolás Goldbart aber ad absurdum geführt. Pipi lebt völlig gelangweilt vor sich hin, als gäbe es den Virus gar nicht. Sie darf nur nicht nach draußen. Ihr Mann Coco weiß nicht recht, was er von der Sache halten soll. Die Nachbarn schwanken zwischen grotesker Paranoia, undurchsichtiger Mischung aus Freundlichkeit und aufbrausender Gewalt, sowie hysterischen Verdächtigungen. Die Charakterisierungen lassen vermuten, dass „Phase 7“ zumindest über die Phase 7 Figuren der Nachbarn Dynamik heraufbeschwört, aber das ist nicht der Fall. Die genannten Beschreibungen sind ein letztlich unzureichendes Hilfsmittel, um die träge Bewegung der weitgehend stagnierenden Handlung wenigstens ansatzweise zu erfassen. Denn Goldbart hat sich dafür entschieden, nicht nur die Vorgänge der Außenwelt, sondern auch die innerhalb des Wohnhauses völlig nebulös zu lassen. Nur Coco und Pipi sind innerhalb ihrer Wohnung zu sehen, so dass ihre Reaktion oder auch bewusste Nichtreaktion auf die Katastrophe über Dialoge und das Verhalten deutlich wird. Alle anderen Figuren tauchen nur schlaglichtartig immer wieder im Dunstkreis von Coco auf. Dadurch wollte Goldbart die Absurdität der Situationen steigern. So wirkt es ohne Zweifel irritierend, wenn Horacio plötzlich mit Schutzanzug und Maske im Treppenhaus steht. Ohne genauen Anhaltspunkt für die Gefährlichkeit der Lage stellt sich eine Mischung aus Bedrohlichkeit und karikierender Überzeichnung ein. Allerdings bricht Goldbart das System der fehlenden Informationen nie auf. Er präsentiert nur dezente Informationshäppchen. So kann die Quaratäne-Situation innerhalb des Gebäudes kein dynamisches Gegengewicht zur Außenwelt entwickeln. Sie wirkt genauso statisch wie das nicht geschilderte Geschehen vor der Haustür. Die heraufbeschworenen Konflikte zwischen den Nachbarn strahlen den Geruch gewollter Konstruktionen im Sinne einer auf plumpe Überraschungseffekte hin gestalteten Komödie-Thriller-Mixtur aus. Sie entwickeln sich nie zu einer geschlossenen Einheit, weil Goldbart keine Verbindungslinien anbietet. Er fährt die Situation der Gefangenschaft auf engem Raum völlig vor die Wand, weil er die Isolation der einzelnen Parteien konsequent weiterführt. Spannung, Humor und sonstige Emotionen bleiben angesichts der Verweigerung eines miteinander kommunizierenden Erzählflusses auf der Strecke. Wie Monolite stehen die absurden Situationen für sich. Sie sind nicht Teil einer Entwicklung. Es gibt bei Goldbart keine nachvollziehbare Entwicklung.

Bildqualität

Phase 7

Das Bild der Bluray kann bei der Schärfe nicht mit den besten Produktionen mithalten, weil immer wieder dezent weiche Szenen auftauchen. Das liegt aber weniger an der Bluray als an den Produktionsbedingungen des Films, der mit einem geringen Budget entstanden ist. Deswegen kann man der Bluray keinen Vorwurf machen. Die vielen Nahaufnahmen weisen eine sehr gute Schärfe mit klaren Konturen und einem hohen Detailgrad auf. Die kräftigen Farben überzeugen ebenfalls, während der Kontrast nicht verhindern kann, dass in dunklen Szenen einzelne Details verschluckt werden.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-Tonspuren überzeugen. Die hinteren Lautsprecher kommen durch die klare Abmischung gut zur Geltung. Einzelne Geräusche sind sehr präsent zu hören, atmosphärische Hintergrundklänge werden ebenfalls wiedergegeben. Daneben sorgt die Musik für eine räumliche Atmosphäre. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Die gut neunminütige Zusammenstellung mit Deleted Scenes besteht aus neuen sowie verlängerten Szenen. Bahnbrechendes ist nicht dabei. Trailer und Teaser zum Film sind ebenfalls enthalten.

Fazit

„Phase 7“ versteift sich auf das merkwürdige Konzept, nicht nur die Vorgänge in der Außenwelt, sondern auch die in der Quarantänesituation völlig nebulös zu halten. Dadurch kommt die Dramaturgie zum Stillstand, die einzelnen Situationen werden zu grotesken Einzelszenen. Eine konsistente Einheit ergeben sie nicht. Die Einheit von Innen- und Außenwelt als weitgehend informationsloser Raum – nur Andeutungen bietet Goldbart an – verzichtet ohne Not auf die wirkungsvolle Möglichkeit, einen spannungsreichen Kontrast aufzubauen. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

09.08.2012

   
Originaltitel Fase 7 (Argentinien 2011)
Länge 97 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Nicolás Goldbart
Darsteller Daniel Hendler, Jazmín Stuart, Yayo Guridi, Federico Luppi, Carlos Bermejo, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch
Extras Deleted Scenes, Teaser, Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch gut