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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
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dvd

Mafiagangster fordert Kegelclubpräsidenten heraus

Zinksärge für die Goldjungen

Edition Deutsche Vita Nr. 1: alle Filme

2 DVDs

Zinksärge für die Goldjungen

Anfang der der 1970er Jahre stand das deutsche Genrekino noch in voller Blüte, bevor es dann zunehmend aus den Lichtspielhäusern verbannt wurde und sich mit deutlich kleiner dimensionierten TV-Serienpräsenzen wie beispielsweise „Derrik“ begnügen musste.
Bei „Zinksärge für die Goldjungen“ konnte Krimiprofi Jürgen Roland aber noch aus dem vollen Budget einer veritablen Kinoproduktion schöpfen. Unter Produzent Wolf C. Hartwig erzählte er von der Auseinandersetzung zwischen dem Hamburger Otto Westermann (Herbert Fleischmann) und dem Italo-Amerikaner Luca Messina (Henry Silva). Der aus Chicago eingereiste Messina hat vor, mit samt seinen rabiaten Helfershelfern die Unterwelt von Hamburg zu übernehmen. Als neuer Boss in der Stadt an der Elbe will er ein hübsches Sümmchen Geld verdienen, um sich dann in den wohlverdienten Ruhestand nach Sizilien zu verabschieden. Bei seinen Bemühungen kommt Messina aber Otto Westermann in die Quere, dem aktuellen Anführer der kriminellen Szene. Seine ungesetzlichen Aktivitäten tarnt Westermann mit der scheinbaren Existenz des Kegelclubs „Zum schwarzen Pudel“, dessen Präsident er ist, während seine Handlanger die übrigen Mitglieder bilden. Da Messina auch vor handfesten Drohungen unter Waffeneinsatz nicht zurück schreckt, um Westermann auszubooten, spitzt sich die Auseinandersetzung zwischen den beiden Streithähnen schnell zu. Schon bald fliegen Kugeln durch Hamburg, während sich Messinas Tochter Sylvia (Patrizia Gori) und Westermanns Sohn Erik (Horst Janson) ineinander verlieben. Beide wissen nichts vom Gangstertreiben ihrer Väter.

In „Zinksärge für die Goldjungen“ herrscht ein ruppiger Umgangston vor, der aufgrund des geschilderten Milieus auch im privaten Bereich an der Tagesordnung ist. Nettigkeiten oder so etwas wie Respekt gegenüber anderen sind Mangelware. Nicht nur mit handfesten Auseinandersetzungen, auch mit Sprüchen muss im machohaften Lebensumfeld das Revier abgesteckt werden. Sowohl Westermann als auch Messina stehen sich da in kaum etwas nach. Sie mögen zwar leichte stilistische Unterschiede an den Tag legen, aber sie sind zwei Zinksärge für die Goldjungen Dinosaurier vom gleichen Schlag. Daraus entwickelt Regisseur Jürgen Roland ein packendes Duell zweier Gangster, die in ihren Denkmustern aus Gewalt und Dominanz gefangen sind. Alternative Handlungsmuster erwägen sie kaum einmal und wenn Messina die Ermordung eines Menschen aus Westermanns direktem Umfeld dann doch noch stoppen möchte, weil ihm der Hamburger Gangster einen Dienst erwiesen hat, dann ist es schon zu spät. Seine Schergen haben die Arbeit bereits erledigt. Der mögliche Ausweg ist verbaut. Vor dem Hintergrund der festgefahrenen Strukturen, in denen sich die beiden Kontrahenten bewegen, kommt der Beziehung zwischen den Kindern Sylvia und Erik eine besondere Bedeutung zu. Wer sich bei William Shakespeares „Romeo und Julia“-Motiv der liebenden Kinder aus verfeindeten Familien bedient, der kann auch darauf verzichten, die beiden Charaktere ausgefeilt auszuarbeiten. Das Motiv liefert aufgrund seines literarischen Vorbilds bereits genug inhaltliche Dramatik und Substanz. Der Verweis reicht aus, um klarzumachen, dass es auch in „Zinksärge für die Goldjungen“ um eine mögliche Überwindung überkommener, festgefahrener Strukturen geht. Die ruppige Machart und die rasante Action unterfüttert die gefährliche Bedrohung, die von Messina und Westermann ausgeht.

Jürgen Rolands Inszenierung besticht durch prägnante, trockene Momente ohne ausufernde Schnörkel. Der Bandenkrieg geht keine Umwege. Auf eine Aktion Messinas folgt eine Gegenreaktion Westermanns. Die Ziele sowie die Denkweisen der beiden Bosse sind so eingefahren, dass sie keinen Raum für Verzweigungen bieten. Das reflektiert auf indirekte Weise auch die knackige Machart des Films, die in erster Linie der unterhaltsamen Rasanz geschuldet sein dürfte. Schießereien, Verfolgungsjagden im Finale und schnoddrige Sprüche sind das Markenzeichen eines deutschen Genrefilms, der das Drama aus Gangsterrivalitäten, Vorherrschaft und die Distanz zwischen der Elterngeneration zu ihren Kindern kompakt umsetzt. Ein Klassiker der deutschen Actionthriller-Landschaft, dessen Wiederentdeckung sich lohnt.

Bildqualität

Zinksärge für die Goldjungen

Die DVD präsentiert den Film in einer guten Qualität, wenn man das Filmalter berücksichtigt. Das analoge Rauschen ist zwar stets sichtbar, aber glücklicherweise wurde auch darauf verzichtet, die Körnigkeit mit rabiaten Filtern zu entfernen, die das Bild zu weich gezeichnet hätten. So überzeugt die DVD mit einer ansprechenden Detailfreude und nur etwas weichen Konturen. Das Ergebnis ist nicht ganz so scharf wie beim zur ähnlichen Zeit entstandenen „Perrak“, aber man kann damit zufrieden sein. Die Farben sind schon etwas ausgebleicht, haben aber noch genügend Kraft, um die raue Atmosphäre des Hamburg-Reißers wiederzugeben. Der Kontrast ist nicht immer optimal, so dass die Differenzierung des Bildes teilweise eingeschränkt ist, aber das spielt sich nicht in den Vordergrund. Leichte Verschmutzungen stören auch nicht. Vergleicht man die Fassung mit der sonst bekannten Bildqualität des Films auf Video, dann ist das Ergebnis bemerkenswert gut geworden.

Tonqualität

Die DD Mono Tonspuren geben sich keine nennenswerte Blöße, da das Rauschen nie deutlich zu Tage tritt. Die Dialoge sind stets klar und verständlich, auffällige Verzerrungen gibt es nicht.

Extras

Die deutsche Fassung des Films wird mit einem knapp 30-sekündigen Grußwort von Darsteller Horst Janson eingeleitet, der viel Spaß beim Zuschauen wünscht.
Das knapp 13-minütige Interview mit Horst Janson dreht sich um die Produktionsbedingungen bei „Zinksärge für die Goldjungen“, das deutsche Genrekino der damaligen Zeit sowie die Action in „Zinksärge“. Ein hübsches Interview.
Das gut vierminütige Interview mit Henry Silva streift die „Zinksärge“ ein wenig und geht ansonsten auf Silvas europäische Karriere ein.
Im 50-minütigen Audiointerview lässt Regisseur Jürgen Roland umfassend seine Karriere als Filmemacher Revue passieren. Dabei spielen natürliche auch die „Zinksärge“ eine Rolle. Mit viel Elan berichtet Roland auf interessante Weise über die zahlreichen Projekte. An denen er beteiligt war. Ein sehr gutes Interview, das nur den einen Nachteil hat, dass es sich um das Rohmaterial einer Tonaufnahme handelt, die nie dazu bestimmt war, als Tondokument veröffentlicht zu werden. Das Interview wurde in einer Umgebung mit lauten Nebengeräuschen geführt, so dass es extrem anstrengend ist, Roland zu folgen. Tatsächlich wäre es sehr sinnvoll gewesen, Untertitel zu erstellen, um das Verständnis zu erleichtern.

Auf der zweiten DVD des Digipacks befindet sich die italienische Fassung des Films, die nicht nur eine alternative Musik besitzt, sondern vor allem durch einen andere Schnittreihenfolge auffällt. Auf diese Weise stellen die Italiener Zusammenhänge her, die es in der deutschen Fassung nicht gibt. Die Geschichte bekommt dadurch einen leicht anderen Charakter. Auch wurde die Handlung etwas gestrafft, um die Actiondichte zu erhöhen. Die Fassung liegt im Format 1:1,66 mit italienischem Mono-Ton und deutschen Untertiteln vor.
Der deutsche Filmtrailer, eine Bildergalerie und der Trailer zur aktuell entstandenen Dokumentation „Eurocrime: The Italian Cop and Gangsterfilms that ruled th '70s“ von Regisseur Mike Malloy sind auf der DVD ebenfalls enthalten. Aus dieser Dokumentation stammt übrigens auch das Interview mit Henry Silva, das auf der ersten DVD enthalten ist.
Das 12-seitige Booklet enthält einen launig geschriebenen Text von Heiko Hartmann, der den Film thematisch einordnet und auch auf die italienische Fassung kurz eingeht. Ein guter Text, der Informationen und Spaß am Film gekonnt miteinander vereint.

Fazit

„Zinksärge für die Goldjungen“ gehört zu den vergessenen Actionthrillern des deutschen Genre-Kinos der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, der eine Wiederentdeckung lohnt. Die ruppige Atmosphäre paart sich mit dem Duell zweier Gangster, die nicht aus ihrem Verhaltensmuster ausbrechen können und so das Mittel der Gewalt auf tragische Weise zementieren. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

23.04.2012

   
Originaltitel Zinksärge für die Goldjungen (BRD 1973)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Media Target
Regie Jürgen Roland
Darsteller Herbert Fleischmann, Henry Silva, Patrizia Gori, Horst Janson, Véronique Vendell, Raf Baldassarre, Ermelinda De Felice, Sonja Jeannine, Dan Van Husen, Peter Lehmbrock, Denes Törsz, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Italienische Fassung (77 Min.) Interview mit Horst Janson (Darsteller), Trailer, 12-seitiges Booklet, u.m.
Preis ca. 34 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut