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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Ende vor dem Schrecken

1911 – Revolution

1911 – Revolution

Vermarktungstechnisch wird „1911- Revolution“ gerne als Jackie Chans 100. Film bezeichnet. Das Jubiläum des chinesischen Stars passt zum gewichtigen Inhalt des Werkes. Das Thema ist die Absetzung des chinesischen Kaisers Anfang des 20. Jahrhunderts und der Kampf für eine Republik. Das heutige kommunistische Regime Chinas betrachtet den chinesischen Revolutionsführer Sun Yat-Sen (auch Wen Xuan Zhao genannt), ebenso als Volkshelden wie die Kuomintang, die als politische Partei auf Sun Yat-Sen zurückgeht. Sie verlor 1949 den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten und zog sich nach Taiwan zurück, wo sie bis 1990 unter dem Namen der Chinesischen Republik diktatorisch regierte. Seitdem gibt es in Taiwan Wahlen. Während Sun Yat-Sen aber eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten wünschte, brach Chiang Kai-Shek, der nach Suns Tod 1925 dessen Nachfolger an der Spitze der Kuomintang wurde, mit dieser Linie und forcierte die Auseinandersetzung. Die Verhältnisse in der jungen chinesischen Republik spielen angesichts eines gewollten Jubelendes aber keine Rolle in „1911 – Revolution“.
Stattdessen beschränkt sich der Film auf die Zeit bis zur endgültigen Abdankung der Kaiserfamilie sowie die Verankerung der neuen Republik. Auf der Seite der Revolution kämpfen Sun Yat-Sen (Winston Chao), der vornehmlich im Ausland für das Einsammeln von Spenden sowie strategische Interventionen bei mächtigen europäischen Institutionen verantwortlich ist, und Huang Xing (Jackie Chan), der die militärischen Kämpfe leitet. Auf der Seite des Kaiserhofes führt Liao Zhongkai (Ming Hu) die Truppen des Feudalsystems, nachdem er angesichts der prekären Lage aus der politischen Isolation wieder hervorgeholt wurde. Er hat aber gar kein Interesse, die Revolutionäre vernichtend zu schlagen, sondern will ein militärisches Patt erreichen, um selbst Kapital daraus schlagen zu können.

Der Film schildert in paralleler Montage Sun Yat-Sens Auslandsaktivitäten und die militärischen Kämpfe auf chinesischem Boden. Dazwischen werden Szenen am Kaiserhof geschnitten, in denen es um die strategische Planung im alten Zentrum der Macht geht. Das blanke Aneinanderreihung der einzelnen Stationen lässt leider ein ineinandergreifendes 1911 – Revolution dramaturgisches Konzept vermissen, was aus den Ereignissen eine Erzählung machen würde. Die reine Präsentation einzelner Stationen funktioniert nur bedingt, zumal auch den einzelnen Schlachten keine spezifische inszenatorische Qualität eingeflößt wird. Sie spielen zwar an unterschiedlichen Orten, sehen aber relativ gleichförmig aus. Schüsse peitschen durch die Gegend, Explosionen sorgen für herumfliegende Gesteinsbrocken und die Kamera bleibt immer bei einem kleinen Ausschnitt des Kampfes, ohne eine größeren Zusammenhang herzustellen. Jenseits der abstrakten Bebilderung, dass die Revolution auf dem Vormarsch ist, erzählen die Kampfszenen nichts nennenswertes. Darüber hinaus sorgt die sprunghafte Raffung des Kampfgeschehens nicht gerade für eine klare Darstellung der revolutionären Ereignisse.
Demgegenüber sind die Szenen mit Sun Yat-Sen besser ausgefallen. Sein strategisches Gespür für die große Gefahr, die der Revolution droht, wenn das Kaiserhaus bei europäischen Banken eine Anleihe platzieren und somit Geld einsammeln kann, vermittelt einen Teil der komplexen Geschehnisse rund um die Absetzung des chinesischen Kaisers.

Leider versucht der Film die Selbstlosigkeit Sun Yat-Sens im Sinne eines kommunistischen Ideals auszuschlachten, das den Menschen als Kämpfer für das Land, ohne eigene Interessen betrachtet. Das geht aber selbst im beschränkten Handlungskontext des Films nicht auf. Denn Suns Zurückhaltung sorgt schließlich dafür, dass mit Liao Zhongkai ein strategischer Schmierlappen Präsident der Republik wird. Die Frage, ob die Selbstlosigkeit also auch Schaden verursacht steht deswegen im Raum, wird aber nicht diskutiert. Ganz abgesehen davon, dass die chinesische Republik von Machtkämpfen und Konflikten geprägt war und der Film sein schönes Ende mit einem rechtzeitigen Abbruch der Erzählung erkauft.

Bildqualität

1911 – Revolution

Das Bild der Bluray leistet sich keine nennenswerte Schwäche. Wie bei einem aktuellen Film zu erwarten, stellt die Scheibe die Konturen der Bildelemente einwandfrei und bietet einen guten Detailreichtum. Überschärfungen gibt es nicht. Die Farben der jeweiligen Bildkompositionen kommen gut zur Geltung. Das gilt sowohl für erdreiche Farbtöne bei einzelnen Schlachtszenen wie für die etwas buntere Verbotene Stadt oder die einzelnen Innenräume. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild.

Tonqualität

Wo die Bildqualität „nur“ gut geraten ist, setzt der Ton noch einmal deutlich eins drauf. Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren begeistern mit einer ausgezeichneten räumlichen Abmischung. In den Kampfszenen nutzen diverse Schuss- oder Explosionsgeräusche auch die hinteren Lautsprecher, wobei sie so klar zur Geltung kommen, dass kein Klangbrei entsteht. Auch sonstige atmosphärische Geräusche sind aus allen Lautsprechern zu hören. Aufgrund der gelungenen Abmischung werden an keiner Stelle die Dialoge übertönt, so dass sich ein hervorragend-räumlicher und dynamischer Klang ergibt.

Extras

Das B-Roll-Material auf der Bluray ist in verschiedene Kapitel untergliedert und umfasst etwa 30 Minuten. Untertitelt wurde es leider nicht, so dass die Gespräche am Set unverständlich bleiben.
Das Making of ist ebenfalls in mehrere Kapitel gegliedert, die zusammen etwa 30 Minuten dauern. Dabei handelt es sich jedoch um kein wirkliches Making Of, sondern einfach um weiteres B-Roll-Material, das diesmal den Vorteil deutscher Untertitel hat.
Das knapp sechsminütige Interview mit Darstellerin Bingbing Li lohnt sich nicht, da sie nur sehr Oberflächliches zu ihrer Rolle zu sagen hat.
Zu guter Letzt enthält die Blueray aber auch noch Bonusmaterial, das einen Wert hat. Die etwa 32-minütige Pressekonferenz zu „1911 – Revolution“, die in Hongkong stattgefunden hat, vereint neben Moderator Eric Li die drei Hauptdarsteller Jackie Chan, Winston Chao und Bingbing Li. In der lockeren Gesprächsrunde geht es unter anderem um historische Zusammenhänge der dargestellten Ereignisse, die Bedeutung des Wortes Revolution für die drei Darsteller und Aspekte der Dreharbeiten. Die Konferenz gleitet nicht in reine Lobhudelei ab, sondern wartet mit inhaltlich halbwegs substantiellen Aussagen auf. Lohnenswert.

Fazit

„1911 – Revolution“ scheitert an seiner hölzernen Dramaturgie, die es versäumt das simple Abarbeiten einzelner Fakten in eine ineinandergreifende Erzählung zu übersetzen, bei der sich emotionale Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Szenen ergeben. Technisch ist die Bluray gut bis sehr gut.

Stefan Dabrock

30.03.2012

   
Originaltitel Xinhai geming (China/Hongkong 2011)
Länge 122 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Jackie Chan, Li Zhang
Darsteller Jackie Chan, Bingbing Li, Winston Chao, Joan Chen, Jaycee Chan, Simon Dutton, Ming Hu, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras B-Roll, Making Of, Interview
Preis ca. 17 EUR
Bewertung hölzern, technisch gut bis sehr gut