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Die guten Engländer

Kali Yug – Die Göttin der Rache + Aufruhr in Indien

Kali Yug – Die Göttin der Rache + Aufruhr in Indien

Es ist durchaus legitim, die britische Kolonialzeit in Indien als Kulisse für eine unpolitische Abenteuerkulisse zu nutzen. Problematischer wird es, wenn eine unpolitisch erscheinende Abenteuererzählung dazu genutzt wird, dem Zuschauer eine politische Botschaft über die Qualitäten der Kolonialherrschaft unterzujubeln.
Der britische Arzt Simon Palmer (Paul Guers) macht sich im Indien des Jahres 1880 auf den Weg in die Provinzhauptstadt Madanpur, weil eine wichtige Karawane mit Hilfsgütern verschwunden ist. Palmer glaubt, dass sie überfallen wurde. Beim örtlichen Gouverneur Robert Talbot (Ian Hunter) stößt er aber auf taube Ohren, weil eine kleine Karawane für den arrogant auftretenden Briten nicht wichtig ist. Bei dem Versuch, das Militär für seine Sache zu gewinnen, gerät Palmer mit dem Offizier Lt. Collins (Joachim Hansen) aneinander. Als Collins wenig später tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf Palmer, gegen den sofort ein Haftbefehl erlassen wird. Mit Hilfe des Inders Gopal (I.S. Johar), der beim Gouverneur als Bediensteter gearbeitet hat, gelingt Palmer aber die Flucht. Jetzt müssen er und Gopal auf eigene Faust ermitteln, was hinter dem Überfall auf Palmers Karawane steckt. Dabei stellen sie fest, dass eine fanatisierte Sekte der Göttin Kali zum Aufruhr gegen die Briten rüstet.

Regisseur Mario Camerini nutzt die etwa dreistündige Laufzeit seiner zweiteiligen Abenteuergeschichte nicht für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der britischen Kolonialherrschaft in Indien und ihm mangelt es an Aktionsreichtum, um stattdessen als pralles Abenteuerkino durchzugehen. Die Erlebnisse des Arztes Simon Palmer sind vielmehr erstaunlich harmloser Natur. Wann immer ein Problem auftaucht, lässt es sich zumindest kurzfristig ohne nennenswerte Schwierigkeiten lösen. Als Palmer und sein Begleiter Gopal beispielsweise in eine Tigerjagd geraten, die der Gouverneur veranstalten lässt, der bereits nach Palmer sucht, kommt es weder zu einer Gefahrensituation mit dem Tiger noch mit dem Gouverneur und seinem waffenstarrenden Anhang. Die Raubkatze bekommen die beiden erst gar nicht zu Gesicht und vor Kali Yug – Die Göttin der Rache + Aufruhr in Indien waffenstarrenden Anhang. Die Raubkatze bekommen die beiden erst gar nicht zu Gesicht und vor den Briten können sie sich kurzerhand in einem Busch verstecken. Immer präsentiert sich eine so einfache Lösung für auftretende Schwierigkeiten, dass die Dramatik auf der Strecke bleibt. Die Abenteuerhandlung ist eine Behauptung der exotischen Schauplätze und der homöopathisch eingestreuten Konflikte, an Fahrt gewinnt sie leider nie. Deswegen wirkt der zweiteilige Film wie die Erzählung eines Aufschneiders, der von seinen gefährlichen Erlebnissen berichtet, aber eben ein so schlechter Lügner ist, dass jeder Zuhörer schnell abwinkt.

Dazu passt auch der Umgang mit der Kolonialzeit, die letztlich nicht nur als unwichtige Kulisse funktioniert. Denn hier leistet sich das auf einem Roman des Engländers Robert Westerby basierende Drehbuch die Peinlichkeit, aus dem zunächst diskreditierten britischen Gouverneur Robert Talbot einen Helden für Indien zu machen. Während Talbots herablassende Art gegenüber den Indern zu Beginn des Films ein schlechtes Licht auf die britische Herrschaft wirft, entwickelt der Film die Figur zur Speerspitze des Kampfes gegen die bösartige Kali-Sekte. Die Befreiungsbewegung gegen die Fremdherrschaft wird vollständig diskreditiert, da sie nur aus wahnsinnigen Fanatikern besteht, gegen die lediglich die Waffengewalt der Briten etwas ausrichten kann. Die Fremdherrschaft erweist sich im Finale des Films als einziger Garant für Sicherheit und Ordnung, ohne dass dies hinterfragt wird. Stattdessen stilisiert der Film den britischen Gouverneur zu einem indischen Volkshelden. Diese perfide Restaurierung der Kolonialzeit lässt das Werk letztlich ungenießbar werden.
Erwähnt werden sollte noch Klaus Kinski als Anpeitscher für die Kali-Sekte, der dunkelhäutig geschminkt mit angeklebtem Bart die herrliche Pulp-Version eines Fanatikers abgibt. Solche, letztlich satirisch wirkenden Momente, hätte man sich innerhalb des Films öfters gewünscht.

Bildqualität

Kali Yug – Die Göttin der Rache + Aufruhr in Indien

Das DVD-Label Pidax wirbt gern damit, Raritäten zu veröffentlichen. Die Bildqualität der vorliegenden DVD wird diesem Status mehr als gerecht. Das Ausgangsmaterial muss in einem bemitleidenswerten Zustand gewesen sein. Das zeigt sich auch an den noch vorhandenen analogen Defekten. Bei dunklen Nachtaufnahmen sind gelegentlich flimmernde Pixelwolken im Schwarz zu sehen. Das wirkt fast so, als hätte die der DVD zugrunde liegenden Filmkopie einen Wasserschaden. Die Schärfe ist schwach ausgeprägt. Das Bild wirkt über die gesamte Lauflänge weich, da die Konturen oftmals auswaschen. Bei Nahaufnahmen sehen sie allerdings klarer aus. Aufgrund des deutlichen Rauschfiltereinsatzes, kommt es immer wieder zu einem Wechsel der Bilddarstellung. So lässt sich vor allem bei Gesichtern wahrnehmen, wie der Detailgrad besser und schwächer wird. Das Bild pumpt je nach Wirkung der Rauschunterdrückung. Dazu passend gibt es zwischendurch kurze Szenen, in denen das Bild selbst massiv in sich in Bewegung ist. Es wird förmlich für den Bruchteil einer Sekunde verzerrt. Der Kontrast ist steil, so dass die Feinheiten des Bildes nicht zur Geltung kommen. Trotz Rauschfiltereinsatz gibt es immer wieder Szenen die sichtbar körnig sind. Es ist ohne genaue Ansicht des Ausgangsmaterials schwer zu bewerten, ob der verwendete Rauschfiltereinsatz sinnvoll war. Vielleicht hätte man das Bild sonst gar nicht ansehen können. Aber das Ergebnis ist nicht dezent, sondern sehr auffällig. Als Sammler lässt man sich davon aber natürlich nicht abschrecken, denn trotz der schwachen Bildqualität lässt sich der Film ansehen.

Der zweite Teil des Abenteuerfilms ist auf der DVD im Bildformat 1:1,78 enthalten, während der erste Teil im Format 1:1,66 wiedergegeben wird. Da nicht davon auszugehen ist, dass im Laufe der Dreharbeiten plötzlich das Format gewechselt wurde, müssen beim zweiten Teil Bildinhalte am oberen und unteren Rand fehlen.

Tonqualität

Der DD 2.0-Ton ist mit einem immerwährenden Rauschen durchsetzt, das aber nicht die Verständlichkeit der Dialoge beeinträchtigt. Es ist lediglich als zusätzliche Geräuschkulisse präsent. Die Sprachwiedergabe selbst wirkt künstlich, da der Klangkörper kein Volumen hat.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus zwei 8-seitigen Booklets, welche einerseits Nachdrucke des Filmprogramms „Illustrierte Film-Bühne“ zu den beiden Teilen und andererseits Informationen über die Dreharbeiten und einzelne Stabmitglieder enthalten.

Fazit

„Kali Yug - Die Göttin der Rache + Aufruhr in Indien“ scheitert an dem Versuch, rasante Abenteuerunterhaltung zur produzieren, weil die Gefahrensituationen viel zu harmlos sind. Die Umdeutung der britischen Kolonialherrschaft zu einer Zeit des Glücks für den indischen Subkontinent schlägt dem Fass dann schließlich den Boden aus. Technisch ist die DVD schwach, eine echte Rarität eben.

Stefan Dabrock

31.08.2011

   
Originaltitel Kali Yug - La dea de la vendetta + Il mistero del tempio indiano (Italien / BRD / Frankreich 1965)
Länge 183 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Mario Camerini
Darsteller Paul Guers, Senta Berger, Lex Barker, Sergio Fantoni, Klaus Kinski, Ian Hunter, I.S. Johar, Claudine Auger, Joachim Hansen, Michael Medwin, Roldano Lupi, u.a.
Format 1:1,66 (16:9) + 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Zwei 8-seitige Booklets
Preis ca. 18 EUR
Bewertung fragwürdig, technisch schwach