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Fuxjagd

Geißel des Fleisches

Geißel des Fleisches

Zeitgleich veröffentlicht Donau Film mit „Schamlos“ und „Geißel des Fleisches“ zwei Werke des österreichischen Regisseurs Eddy Saller, die in keinem abgesegneten Kanon wertvoller Filme auftauchen. Sehenswert sind sie dennoch. In „Geißel des Fleisches“ verkörpert Herbert Fux einen Frauenmörder, der seine Taten aus sexuellen Motiven verübt, einen klassischen Triebtäter. Im Rahmen eines Gerichtsprozesses gegen den inzwischen verhafteten Mörder werden einige der Taten mit Hilfe diverser Zeugenaussagen aufgerollt. Der Film schildert die Szenerien in Rückblenden der Ereignisse, wobei die riskante Polizeiaktion, welche schließlich zu seiner Verhaftung führte, einen breiten Raum einnimmt. Der Mörder selbst wohnt der Verhandlung weitgehend stoisch bei, während sich Staatsanwalt und Verteidiger duellieren.

Der Mord ist in „Geißel des Fleisches“ an den unterschiedlichsten Orten zu Hause. Er wütet sowohl in der Umkleidekabine eines Theaters, findet in schmierigen Lokalen statt, die der frivolen Abendunterhaltung dienen, oder treibt sich im Prostituiertenmilieu herum. Auch die Landstraße ist sein Revier, wobei nicht unbedingt alle geschilderten Taten auf das Konto des Angeklagten gehen. Auch wenn es in „Geißel des Fleisches“ oft die Schattenorte der Gesellschaft sind, die das Verbrechen anziehen, so verzichtet Regisseur Eddy Saller dank der unterschiedlichen Tatorte auf die ganz einfache Zuordnung zwischen den Morden und den düsteren Milieus. Das Verbrechen wird so zu einem Teil der sozialen Gemeinschaft, dem sich deren Mitglieder stellen müssen. Die sexuelle Verführung, welche den Angeklagten schließlich zu seinen Taten getrieben hat, ist vielmehr allgegenwärtig, als dass sie nur auf einige Randbereiche abgeschoben werden könnte.

Sallers Kameramann Edgar Osterberg fängt das mit voyeuristischen Bildern ein, die immer wieder auf die Beine sowie kurzen Röcke der Frauen gerichtet sind. In einer Szene, in der der Mörder eine Anhalterin mitnimmt, spielt diese sogar besonders aktiv mit ihren Reizen, wodurch der Angeklagte in Erregung versetzt wird. Wer solche durchaus exploitativen Filmbilder zum Anlass nimmt, „Geißel des Fleisches“ Geißel des Fleisches vorzuwerfen, er würde die Taten des Mörders rechtfertigen, weil die Frauen aufgrund ihres Verhaltens die eigenen Tode selbst provoziert hätten, geht Eddy Saller auf den Leim. Denn der Film bietet eine solche Schlussfolgerung zwar provozierend an, forciert sie darüber hinaus aber nicht, da er keine weiteren, suggestiven filmischen Mittel anwendet. Die Morde selbst sind ohne übertrieben reißerische Bilder lediglich als gute Spannungsmomente in Szene gesetzt. Die letztliche Schlussfolgerung ereignet sich deswegen in einem solchen Fall nur im Kopf des Zuschauers, dessen dann vorhandene Neigung zu vorschnelle Urteilen vorgeführt wird. Der Film selbst stellt sie stattdessen über einen Einwurf des Staatsanwaltes in Frage, wenn dieser die Zeugenaussage eines Models erfragt, in der sie zu Protokoll gibt, dass ihre aufreizenden Vorführungen noch nie ähnliche Konsequenzen hatten. So erweist sich „Geißel des Fleisches“ als sehenswerte, bittere Erzählung einer Mordserie, deren getriebenem Täter die Kraft zur eigenen Kontrolle fehlt, während die Gesellschaft ein wenig hilflos um den richtigen Umgang mit einer solchen Person ringt.

Bildqualität

Geißel des Fleisches

Das Bild der DVD weist immer wieder kleinere Verschmutzungen und durchgehend leichte Verregnung sowie hier und da Laufstreifen auf. Die analogen Defekte stören den Filmgenuss aber kaum, da sie im Schwarzweiss-Szenario relativ unauffällig bleiben. Die Schärfe überzeugt mit klaren Konturen und einem ansprechenden Detailreichtum. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild mit einem guten Schwarzwert. Die Körnigkeit des Bildes stört nicht, hier und da ist es aber in sich unruhig, was etwas stärker auffällt. Leichte Nachzieheffekte sind teilweise sichtbar. Insgesamt ist der Transfer angesichts des Filmalters aber in Ordnung.

Tonqualität

Der Ton weist vor allem bei der Musik leichte Verzerrungen in den Höhen auf, auch die Dialoge sind leicht verzerrt, lassen sich aber gut verstehen. Die Abmischung der einzelnen Tonelemente ist gut gelungen, so dass sich die Stimmung des Films entfalten kann. Das Hintergrundrauschen stört nicht.

Extras

Hinter „Interviews mit Regisseur, Produzent und Darstellern“ (etwa 18 Minuten) verbirgt sich ein kurzer Beitrag, indem ein paar zentrale Strömungen der österreichischen Filmgeschichte nach dem zweiten Weltkrieg angesprochen werden. Über Interviewschnipsel mit Regisseur Eddy Saller, dem Produzenten sowie Darstellern werden die beiden Filme „Geißel des Fleisches“ sowie „Schamlos“ in die österreichische Filmgeschichte eingeordnet. Eine ansprechende Kurzdoku. Ein Trailer zu „Geißel des Fleisches“ befindet sich ebenfalls auf der DVD.

Fazit

„Geißel des Fleisches“ überzeugt als bittere Erzählung einer Triebtätermordserie, die mit viel Gespür für atmosphärische Orte, einen kompakten Schnitt sowie eine mitreißende Musik in Szene gesetzt wurde. Herbert Fux spielt den Mörder mit unterdrückter Energie, die sich plötzlich ihre Bahn bricht. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters ordentlich.

Stefan Dabrock

30.10.2009

   
Originaltitel Geißel des Fleisches (Österreich 1965)
Länge 77 Minuten (Pal)
Studio Donau Film
Regie Eddy Saller
Darsteller Herbert Fux, Hermann Laforet, Hans Obonya, Peter Janisch, Josef Loibl, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Interviews mit Regisseur, Produzent und Darstellern, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch recht ordentlich