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Die Italowestern-Veröffentlichungen bei Koch Media gehen mit der DVD zu „Das Gold von Sam Cooper“ in eine neue, gelungene Runde.
Der US-Western erfahrene Van Heflin verkörpert den alten Haudegen Sam Cooper, der nach vielen Jahren der Entbehrung endlich am Ziel seiner Träume ist. Er hat Gold gefunden. Sein Partner will sich aber nicht mit 50 Prozent des Reichtums zufrieden geben, deswegen muss ihn Cooper töten. Er reitet zurück in die weit entfernt gelegene Stadt, um einen neuen Partner zu finden, weil er das Gold nicht alleine aus der Mine bergen kann. Der einzige Mensch, zu dem er Vertrauen hat und den er per Telegramm kommen läßt, taucht jedoch zusammen mit einem zwielichtig erscheinenden Galgenvogel auf. Deswegen engagiert Cooper noch einen vierten Mann, um die Kräfteverhältnisse wieder zurecht zu rücken. Gemeinsam machen sich die vier Männer auf den Weg zur Mine, den nur Cooper kennt. Aber er weiß, dass er auf der Hut sein muss, sobald die anderen ohne ihn das Gold wegschaffen können.
Von Anfang an macht Regisseur Giorgio Capitani klar, dass der Weg zum materiellen Glück nur über Leichen führt. So muss Cooper seinen Partner ins Jenseits befördern, um nicht selbst umgebracht zu werden. Die Gier duldet keinen geteilten Reichtum, das lernt der Goldsucher schnell. Sein Vertrauen in Freundschaften ist dadurch aber noch nicht vollends zerstört, denn er telegraphiert einem jungen Burschen, der ihn früher beim Versuch begleitet hat, Gold zu finden. Trotz der negativen Erfahrung mit seinem Partner gibt es noch eine Fallhöhe für Cooper. Capitani spielt damit. Aus dem Wunsch Coopers, dass Vertrauen zu anderen Menschen möglich ist, und der Andeutung eines Verrates entwickelt sich ein spannungsreiches Geflecht zwischen den einzelnen Figuren. Während Gorge Hilton als junger Freund Coopers einen unberechenbar
brüchigen Part übernimmt, indem er zwischen unterwürfiger und jammernd-aggressiver Art changiert, ist Klaus Kinski in dessen Gefolge für die finstere Seite verantwortlich. Er ist die personifizierte Inkarnation fehlender Vertrauenswürdigkeit. Dabei verzichtet Kinski auf eine übertriebene Darstellung. Stattdessen strahlt seine ruhige, diabolisch durchdringende Mine eine gewissenlose Bösartigkeit aus. Capitani führt ihn bereits entsprechend ein, wenn der in schwarzem Ledermantel gewandete Kinski bei strömendem Regen in die Stadt reitet und sein Gesicht mit den finsteren Augen nur für wenige Sekunden vom Glanz eines Blitzes erleuchtet wird, worauf sofort der Donner grollt.
Die Dynamik der Zweckgemeinschaft, welche die vier Männer verbindet, bestimmt die Qualitäten des Films. Zunächst müssen sie zusammenarbeiten, obwohl sie egoistische Ziele verfolgen. Diesen Widerstreit bringt Capitani in einer Szene brillant auf den Punkt. Als die vier Goldsucher eine niedergebrannte Mission erreichen, wird schnell klar, dass dort ein Hinterhalt droht. In einer stummen Choreographie bereiten sich die vier Männer möglichst unauffällig darauf vor, die Wegelagerer zu bekämpfen. Dabei spielen sie sich die Bälle zu, indem sie Sichtschutz bieten, damit für die lauernden Halunken nicht einsehbar Waffen gezogen werden können. Gleichzeitig ist aber nicht ganz klar, ob nicht einer der Goldsucher mit den Wegelagerern im Bunde steht oder die Situation anderweitig für seine Zwecke nutzen will. Capitani zerdehnt die Vorbereitungen vor der schließlich ausbrechenden Schießerei so gekonnt, dass die Spannung immer weiter ansteigt. Gleichzeitig erzählt er etwas über erzwungenes Vertrauen, weil die Männer, die sich eigentlich nicht besonders gut leiden können, wie ein eingespieltes Team funktionieren müssen. Dabei zeigen sie, welche stärkenden Qualitäten aus einem Miteinander entwickelt werden können. Das macht den drohenden Verrat umso tragischer, weil die bittere Neigung des Menschen portraitiert wird, die Chancen einer sozialen Gemeinschaft zugunsten eigener Interessen zu ignorieren. Das materielle Glück hat seinen Preis, das muss Sam Cooper zur Kenntnis nehmen.
Bildqualität
Das Bild der DVD weist nur gelegentlich leichte Verregnungserscheinungen auf. Die Schärfe ist solide, da die Konturen etwas weich wirken und der Detailgrad eingeschränkt bleibt. Angesichts der Filmalters kann man mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden sein. Hier wurde gute Arbeit geleistet. Das gilt auch für die Farbdarstellung, welche die Brauntöne gut wiedergibt. Der Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Analoges Rauschen tritt zwar in Erscheinung, spielt sich aber nicht in den Vordergrund.
Tonqualität
Die 2.0-Mono-Tonspuren verfügen über klar verständliche Dialoge, das Hintergrundrauschen hält sich in Grenzen. Verzerrungen treten nicht auf und die sehr gute Musik von Carlo Rustichelli kommt mit ansprechender Dynamik zur Geltung.
Extras
Der etwa 33minütige Beitrag „Der Schatz der Sierra Hija“ vereint Interviews mit Regisseur Giorgio Capitani und Darsteller George Hilton, die sich an die Dreharbeiten erinnern, zahlreiche Anekdoten aus der damaligen Zeit parat haben und die Entstehung des Films rekapitulieren. Dabei spielt die Entwicklung der Film-Charaktere am Set ebenso eine große Rolle wie Erinnerungen an die übrigen Darsteller. Die Aussagen Capitanis und Hiltons zu den gleichen Themen sind dabei so gegeneinander geschnitten, dass sie beide quasi die Bälle zuspielen. Dadurch bekommt „Der Schatz der Sierra Hija“ eine gelungene Dynamik. Insgesamt ein sehr sehenswerter Beitrag.
Das gilt auch für die bewährte Einordnung des Films durch Filmhistoriker Antonio Bruschini, den Liebhaber der Kochmedia-Italowestern-DVD-Veröffentlichungen bereits von früheren Editionen kennen. Im rund 13minütigen Beitrag „Das Gold von Bruschini“ setzt er den vorliegenden Film vom gängigen Italowestern ab und widmet sich vor allem einer Analyse der Charaktere, die er in Bezug zu den Darstellern setzt. Ein guter Beitrag.
Filmtrailer und eine Bildergalerie sind auf der DVD ebenfalls enthalten.
Im 12seitigen Booklet geht Steffen Wulf auf einige Motive des Films ein und analysiert Teile der Inszenierung Giorgio Capitanis. Neben dem dynamischen Verhältnis der Filmfiguren, das Wulff beleuchtet, geht er auch auf die Darsteller ein.
Leider fehlt auf Seite 3 des Booklets der letzte Teil des Satzes, der folgendermaßen weitergehen muss: …,den DDR-Western der Siebziger boten sie eine willkommene Vorlage für Kapitalismus-Kritik“.
Fazit
„Das Gold von Sam Cooper“ zeigt die Natur des Menschen zwischen Gier, Vertrauen, Verrat und strategischer Allianz beziehungsweise Niedertracht. Dabei spielt die Triebfeder menschlichen Erfolgs, der Wunsch nach materieller Sicherheit, eine entscheidenden Rolle. Die Fähigkeit des Menschen, um den eigenen Wohlstand zu kämpfen, ist Fluch und Segen zugleich. Ein Dilemma, aus dem es keinen Ausweg gibt. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.
Stefan Dabrock
21.04.2011
Originaltitel | Ognuno per sé (Italien 1968) |
Länge | 102 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Giorgio Capitani |
Darsteller | Van Heflin, Gilbert Roland, Klaus Kinski, George Hilton, Sarah Ross, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Featurette „Der Schatz der Sierra Hija“, Featurette „Das Gold von Bruschini“, Bildergalerie, Trailer, 12seitiges Booklet |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | gut, technisch angesichts des Filmalters gut |