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rezensionen

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27.11. Die drei Supermänner räumen auf
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
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blu-ray

Der böse Ami mit der lustigen Frisur

The Master

Jet Li Nr. 4: alle Filme

The Master

1992 wagten Tsui Hark und Jet Li den Sprung über den großen Teich und drehten einen Film auf amerikanischem Boden. Li verkörpert den jungen Martial Arts Kämpfer Jet, der in LA nach seinem Meister Onkel Tak sucht. Das Heilkräutergeschäft Taks ist geschlossen und steht unter Zwangsverwaltung der Bank, weil Tak seine letzten Kreditraten nicht bezahlt hat. Von Tak selbst fehlt jede Spur. Der versteckt sich seit der letzten handfesten Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Schüler Johnny im Wohnwagen einer Jugendlichen, die kurz zuvor aus ihrer Turngruppe geflogen ist. Als Jet seinen Meister gefunden hat, will der jedoch nichts von seinem Schüler wissen, weil er von ihm enttäuscht ist. Aber die Bedrohung durch Johnny, der seine eigene Martial-Arts-Schule zur Nummer 1 ausbauen möchte, ist so groß, dass Tak und Jet zusammenarbeiten müssen.

„The Master“ ist sicherlich nicht Jet Lis bester Film und auch Tsui Hark hat deutlich mehr Werke gedreht, die eine höhere erzählerische Qualität besitzen, als solche die schwächer sind, aber die krude Machart strahlt in Verbindung mit der 1980er-Atmosphäre ihren faszinierenden Reiz aus. Denn auch wenn der Film aus dem Jahr 1992 stammt - Musik, Frisuren und Kleidung stammen noch aus dem modischen Kanon der 80er. Synthesizer-Klänge umschmeicheln das Gehör des nostalgisch veranlagten Filmfreundes, während die Figuren eine künstliche Straßenruppigkeit an den Tag legen, die weniger einen erdigen Realismus erschafft als The Master vielmehr Ausdruck ihrer popkulturellen Übersetzung ist. Die Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Gruppen werden dadurch zu einem geleckten Ritual, das als Schauspiel der Macht funktioniert. Jerry Trimble sieht mit seiner modisch verfeinerten Vokuhila-Frisur dabei aus heutiger Sicht so bizarr aus, dass der Show-Charakter noch verstärkt beziehungsweise in weiten Teilen erst erzeugt wird.

Dabei tut die weitgehend fahrige Inszenierung das ihrige dazu. Jet Li stolpert im fremden Land von einer Gefahr zur nächsten Merkwürdigkeit, ohne dass ein nennenswerter, dramaturgischer Bogen erschaffen würde. Erst wird ihm die Tasche geklaut, dann holt er sich diese wieder, woraufhin ihn die Diebe aufgrund seiner Martial Arts Fähigkeiten fortwährend als „Meister“ titulieren. Ihre groteske Unterwürfigkeit ändert sich im gesamten Film nicht. Jet stellt fest, dass sein Onkel nicht mehr da ist, und er gerät an die Bankangestellte. Daraus entwickelt sich im Rahmen der Geschichte aber noch nichts, denn weitere Treffen sind notwendig. Der Film scheucht Jet Li durch die Stadt, wobei zufällige Zusammenstöße dieser Art die Handlung bestimmen. Daraus entwickelt sich eine hohe Dynamik bei eingeschränkter Vielfalt. Am ehesten funktioniert das Werk als eine Art Odyssee eines Chinesen, der die wundersame Kultur des Westens kennenlernt, wobei diese aus bizarren Bösewichten à la Johnny, Latinogangs, unterwürfigen Latinos, die gerne eine Gang sein würden, und chinesischstämmigen Bankangestellten sowie aufmüpfigen Jugendlichen besteht.

In „The Master“ herrscht eben nicht der geringste Realismus, sondern die popkulturelle Künstlichkeit vor. Eine irreale Welt mit klaren Konflikten und Personengruppen. Wenn jetzt noch alle Kämpfe überzeugend wären, dann wäre „The Master“ sogar ein absolutes Highlight, aber das ist eben nicht der Fall. Wenn Jet Li gegen Jerry Trimble kämpft, dann ist das dynamisch und sehenswert choreographiert. Daneben ist vergleichsweise Schonkost angesagt, so dass der Film immer wieder ein bisschen ins Stocken gerät. Dann bleibt aber immer noch die wunderbare Atmosphäre übrig, die dem Film die Qualität eines Zeitdokumentes verleiht.

Bildqualität

The Master

Das Bild der Bluray ist vergleichsweise ordentlich. Der HD-Effekt hält sich zwar in Grenzen, aber für einen Hongkong-Film Anfang der 1990er Jahre macht die Bluray eine sehr ordentliche Figur. Die Schärfe ist ansprechend, da die Konturen nur leicht weich aussehen und die Detailfreude akzeptabel ist. Die Farben wirken etwas blass. Der Kontrast ist ordentlich, wenn auch mit leichten Schwächen, da in dunklen Szenen kleine Details verschluckt werden und bei hellen Bildinhalten dezente Überstrahlungen vorhanden sind. Rauschen tritt auf, beeinträchtigt das Bild aber nicht nennenswert.

Tonqualität

Die deutsche DTS-HD-Master-5.1-Tonspur ist ein Upmix, der keine besonderen räumlichen Qualitäten aufweist. Stattdessen wird der Ton so dezent auf alle Lautsprecher verteilt, dass der Effekt gering ist. Genauso gut kann man eine der beiden DTS-2.0-Tonspuren auswählen. Die Dialoge lassen sich jeweils gut verstehen, nennenswertes Rauschen gibt es nicht. Ohne besondere Stärken oder Schwächen ist der Ton ordentlich.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„The Master“ funktioniert als nostalgisches Zeitdokument des 1980er-Jahre Popkulturchics. In künstlicher Atmosphäre schickt Tsui Hark Jet Li auf eine merkwürdige Odyssee durch LA, bei der groteske Fans, eine überdimensionaler Bösewicht und eine herzensgute Bankangestellte die Eckpunkte bilden. Kampftechnisch leider nur gelegentlich voll auf der Höhe sorgt die Atmosphäre aber für den notwendigen Reiz. Technisch ist die Bluray in Ordnung, leichte Schwächen verwundern angesichts des Filmalters und seiner Herkunft nicht.

Stefan Dabrock

17.04.2011

   
Originaltitel Wong Fei Hung '92: Ji Lung Hang Tin Gwong (HK 1992)
Länge 92 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Tsui Hark
Darsteller Jet Li, Wah Yuen, Crystal Kwok, Jerry Trimble, Anne Rickets, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, DTS 2.0 Deutsch, Kantonesisch/Englisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 13 EUR
Bewertung bizarr, technisch ordentlich