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12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
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03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
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26.08. | Das Omen des Bösen |
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06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Verkauft werden soll der Film unter dem Stichwort '„Scarface“ auf Südafrikanisch'. Vermutlich ist das eine Anspielung auf die gute Regiearbeit Brian de Palmas – die Filmgeschichte zählt mehr als ein Werk mit dem Titel „Scarface“, so dass keine hundertprozentige Klarheit herrscht. Auch wenn De Palmas Werk zu den faszinierendsten Beiträgen zum Gangsterfilmgenre zählt, ist es sehr angenehm, dass sich „Gangster's Paradise“ davon deutlich abhebt. Denn eine ähnliche, nun in Südafrika verortete Geschichte wie in „Scarface“ wäre ausgesprochen überflüssig.
Stattdessen besinnt sich Regisseur Ralph Ziman auf die gesellschaftlichen Verhältnisse Südafrikas in der Post-Apartheid-Zeit, ohne die Rassenfrage aufdringlich in den Vordergrund zu schieben. Die Hauptfigur Lucky Kunene erzählt im Gefängnis sitzend ihre Lebensgeschichte. Als Jugendlicher schmeißt er irgendwann die Schule hin, um für den örtlichen Township-Gangster Autos zu klauen. Das Geschäft läuft gut, aber Ersparnisse legt Kunene nicht an, so dass er vor dem Nichts steht, als er mit knapper Not bei einem fehlgeschlagenen Einbruchsversuch entkommen kann. Vom Slum am Stadtrand zieht er in das Armenviertel Hillbrow im Zentrum von Johannesburg. Dort entschließt sich Kunene nach einem weiteren Rückschlag und von den erbarmungswürdigen Wohnverhältnissen in der Gegend angestachelt dazu, eine Firma zu gründen, die ein etwas halbseidenes Geschäftsmodell verfolgt. Er bringt die Mieter eines Hauses dazu, die Miete nicht mehr an den Vermieter, sondern an seine Firma zu zahlen. Diese verhandelt nun im Auftrag der Mieter über Renovierungen. Bevor die Vermieter gerichtlich Recht bekommen können und wieder Miete einnehmen, sind sie wirtschaftlich ruiniert. Bei der anschließenden Zwangsversteigerung schlägt Kunenes Firma zu. So baut er langsam aber sicher ein kleines Imperium auf, was ihm nicht nur Freunde einbringt.
Die soziale Komponente des Aufstiegs Kunenes zum Slumlord verleiht „Gangster's Paradise“ einen ganz eigenen, südafrikanischen Stil. Ralph Ziman erzählt nicht einfach irgendeine Gangstergeschichte, er beschäftigt sich mit den speziellen Verhältnissen in Johannesburgs Armenviertel. Die meist wohlhabenden, weißen Hausbesitzer leben in schicken Vororten, während sie die Hochhäuser im Zentrum der Stadt mehr und mehr verkommen lassen.
Drogenhandel und Prostitution prägen das Bild in und um die Häuser herum. Kunene erscheint in seinem eigenen Bericht wie eine Geschäftsmann, der in Konkurrenz zu den bisherigen Besitzern tritt. Seine Methoden sind fragwürdig, aber effektiv, weil die Mühlen der Justiz langsam mahlen. Seine Motivation ist eine weitgehend ökonomische. Er ist nicht der Robin Hood Südafrikas, als der er in Zeitungsüberschriften tituliert wird. Kunene träumt von einem ebenso schicken Haus im Vorort, wie es die bisherigen Vermieter haben. Er möchte zeigen, dass es ihm als Kind eines Townships möglich ist, wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Die sozialen Errungenschaften, die er herbeiführt, indem er Drogenhändler sowie Prostituierte vertreibt, sind Teil seines Geschäftsmodells. Er benötigt das Image eines sauber agierenden Geschäftsmannes, damit er im Umfeld des Armenviertels überhaupt erfolgreich sein kann. Kunene kennt die Bedürfnisse der Bewohner, so dass er diese auch befriedigen kann. Sein geschickt eingesetzter Sinn für die Verhältnisse lässt ihn wirtschaftlich Erfolg haben. Ziman reflektiert deswegen nicht nur über die problematischen sozialen Gegebenheiten, er schafft es auch, etwas über die Logik der Ökonomie zu erzählen. Eine Ökonomie, die mit einem Dienstleistungsverständnis und einem revolutionären, den alten Besitzstand umwälzenden Ansatz erfolgreich ist, weil sie auf halbseidene Mittel zurückgreift. Dabei gelingt es Kunene-Darsteller Rapulana Seiphemo seine Figur ausgesprochen sympathisch zu gestalten. Sein Traum vom Wohlstand ist nachvollziehbar, sein Bemühen um eine lebenswerte Wohnsituation im Armenviertel hebt ihn von allen übrigen Figuren positiv ab. Er ist deswegen kein klassischer Gangster, der mit großer Geste seine Macht ausübt. Stattdessen wirkt Seiphemo immer ein wenig zurückhaltend, wenn auch ausgesprochen selbstbewusst. Das verleiht der Geschichte ihre Nachdrücklichkeit.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD verfügt nicht über die kristallklare Schärfe, die manch anderen, aktuellen Film auf Bluray auszeichnet, aber die Konturen- und Detailschärfe ist gut. Die Farbdarstellung gibt die Palette aus hellen Brauntönen sehr gut wieder. Der Kontrast überzeugt mit einer ausgewogenen Darstellung des Bildes, so dass sich die einzelnen Elemente gut voneinander abheben. Auch in dunklen Szenen werden keine Details verschluckt.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren laufen nicht zu absoluter Hochform auf, leisten sich aber auch keine besonderen Schwächen. Die Dialoge sind gut verständlich und harmonisch mit den übrigen Geräuschen abgemischt. Der Ton nutzt meistens die vorderen Lautsprecher, welche mit dynamischer Kraft erklingen. Die hinteren Lautsprecher kommen seltener zum Einsatz.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem etwa 21minütigen Making of, das Informationen nur in homöopathischen Dosen enthält, wenn ein wenig über den Drehort Hillbrow im Zentrum von Johannesburg oder über die Beweggründe des Regisseurs berichtet wird, den Film zu machen. Die Mischung aus B-Roll-Material, Filmausschnitten und Interviewpassagen verlässt zwar nur selten oberflächliches Niveau, gleitet aber wenigstens nicht in eine reine Werbeclip-Veranstaltung ab. Der Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Fazit
„Gangster's Paradise“ erzählt vom ökonomischen Aufstieg eines Jungen aus dem Township, der mit einer halbseidenen Geschäftsidee erfolgreich ist. Ökonomie und Kriminalität verbinden sich zu einer kraftvollen Ballade aus einem Armenviertel Johannesburgs, in dem sich die Bewohner nach einer lebenswerten Umgebung sehnen. Technisch ist die Bluray gut.
Stefan Dabrock
09.04.2011
Originaltitel | Jerusalema (Südafrika 2008) |
Länge | 119 Minuten (Pal) |
Studio | Ascot Elite |
Regie | Ralph Ziman |
Darsteller | Rapulana Seiphemo, Ronnie Nyakale, Jeffrey Zekele, Shelley Meskin, Louise Saint-Claire, Robert Hobbs, Jafta Mamabolo, Motlatsi Mahloko, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch/Afrikaans |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of, Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |