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Lebe mit dem Schmerz

8 Millionen Wege zu sterben

8 Millionen Wege zu sterben

New-Hollywood-Legende Hal Ashby („Harold und Maude“, USA 1971; „Shampoo“, USA 1975) drehte Mitte der 1980er Jahre mit dem Thriller „8 Millionen Weg zu sterben“ seinen letzten Kinofilm, bevor er nach TV-Arbeiten 1988 im Alter von nur 59 Jahren starb.
Der mit grellen Motiven angereicherte, noirartige Thriller erzählt vom Schicksal des Ex-Cops Matt Scudder, der bei einer missglückten Festnahme einen Verdächtigen erschossen hat. Er verfällt darauf dem Alkohol, verliert seinen Job und seine Familie, da sich seine Frau von ihm scheiden lässt. Als er dank der Anonymen Alkoholiker langsam wieder auf die Beine kommt, taucht die mysteriöse Sunny auf, welche ihm eine merkwürdige Einladung übergibt. Es stellt sich heraus, dass die Frau aus einer prekären Situation aussteigen will und einen Beschützer sucht, der sie vor ihren Feinden abschirmt, bis sie Los Angeles per Flugzeug verlassen hat. Nachdem Sunny vor Matts Augen getötet wird, verfällt er zunächst erneut dem Alkohol, macht sich dann aber an die Ermittlungsarbeit, um den Mörder zu stellen.

Die sonnendurchflutete Atmosphäre der Stadt atmet in Verbindung mit den Synthie-Beats das ungetrübte, luftige Flair der 1980er Jahre, aber „8 Millionen Weg zu sterben“ ist keine LA-Variante von Miamai Vice. Das Bild hat Risse. Die Alkoholsucht Matts pumpt eine ordentliche Portion Tragik in das Szenario, dessen Sonnenstrahlen zwar ein Versprechen auf ein unbeschwertes Leben abgeben, das aber nicht gegen den Schmerz ankommt, mit dem man Leben muss. So erzeugt Ashby eine ständige atmosphärische Spannung wiederstreitender Emotionen, die sich mit packender Energie über alle Szenen des Films legt. Jeff Bridges als Matt Scudder kämpft sich durch einen Fall, mit dem sein zukünftiges Schicksal verknüpft ist. 8 Millionen Wege zu sterben Nach dem alkoholischen Rückschlag ist klar, dass er den Mörder erfolgreich zur Strecke bringen muss, wenn er nicht völlig abstürzen will. Es geht letztlich um seine Existenz, die auf dem Spiel steht. Bridges trägt die Bürde, welche auf der Rolle lastet, mit Bravour. Seine rotzige Lässigkeit wirkt stets wie das Spiel eines Gefallenen, der aller Welt beweisen will, dass er sich hervorragend fühlt, obwohl es nicht so ist. Dabei scheint die verletzte Seele aber immer durch. Nur bei den zwei Treffen der Anonymen Alkoholiker legt er die zur Schau gestellte Fassade ab, um sein Inneres zu offenbaren. Sie bilden eine wunderbare Klammer um die Ermittlungsarbeit herum, weil sie die Fallhöhe sowie das persönliche Drama Matts kompakt reflektieren. Dazwischen liegt die wendungsreiche Suche nach dem Mörder, deren grelle Momente immer wieder offen lassen, ob nicht alles nur der Fiebertraum eines im Delirium liegenden Alkoholikers ist. So mutet nicht nur Sunnys Annäherung an Matt äußerst skurril an, wenn sie die ganze Zeit mit absurder Selbstverständlichkeit so tut, als würde sie Matt schon lange kennen, auch Andy Garcia gibt in der Rolle des Drogenbosses Angel dem Affen mächtig Zucker. Er chargiert zwar nicht völlig, reichert seine Figur aber mit einer überzogenen Dominanz an, die comicartig daher kommt. Seine selbstsichere Gangsterattitüde mit ihren belehrenden Vorträgen über Respekt oder die Architektur von Gaudi wirkt wie die parodieartige Maske eines Kriminellen, der genau weiß, dass sein Status keinesfalls so unberührbar ist wie er aller Welt zeigen will. Oder aber wie das groteske Verhalten einer im Fiebertraum zusammengesponnenen Figur. Denn „8 Millionen Wege zu sterben“ ist keine LA-Vaiante von Miami Vice, weil die Glitzerfassade bröckelt und offenbart, was unter dem 1980er-Jahre-Schick an Tragik lauert.

Bildqualität

8 Millionen Wege zu sterben

Das saubere Bild der DVD sieht wunderbar aus. Die Konturen besitzen eine klare Schärfe ohne störende Artefakte, der Detailreichtum wird nicht getrübt. Die Farben geben die sonnendurchfluteten Stadtszenerien LAs gut wieder, ohne ausgebleicht zu sein. Nennenswerte Überstrahlungen gibt es dank eines ausgewogenen Kontrastes nicht, der auch die wenigen Nachtszenen souverän meistert. Es werden auch bei spärlicher Beleuchtung in Matts Wohnung oder einer Bar keine Details verschluckt, der Schwarzwert ist dennoch tief. Störendes Rauschen gibt es nicht.

Tonqualität

Die 2.0-Tonspuren verfügen über eine ansprechende Dynamik, so dass die 1980er-Synthie-Beats druckvoll wiedergegeben werden und das atmosphärische Flair perfekt anheizen. Die Bandbreite der vorderen Lautsprecher wird auch bei den Nebengeräuschen gut genutzt, die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer.

Fazit

„8 Millionen Wege zu sterben“ präsentiert ein dynamisches Spannungsverhältnis aus luftiger 1980er-Jahre-Atmosphäre und existentialistischer Tragik. Beides ergibt eine ebenso bizarre wie seltsamer Weise perfekte Mischung für ein intensives und mitreißendes Thrillerdrama. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

18.02.2011

   
Originaltitel 8 Million Ways to Die (USA 1986)
Länge 111 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Hal Ashby
Darsteller Jeff Bridges, Rosanna Arquette, Alexandra Paul, Randy Brooks, Andy Garcia, Lisa Sloan, Christa Denton, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut