Keine Lust auf Lesen?
Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Brian King, der Drehbuchautor des Vincenzo Natali Films „Cypher“ (USA 2002) nutzt sein Regiedebüt „Night Train“ für eine Mischung aus Weihnachtsfilm, Thriller und skurrilem Kammerspiel, das makabren Humor über klassische Spannungsmomente setzt.
Die gesamte Handlung spielt in dem titelgebenden Nachtzug oder in unmittelbarer Nähe des Gefährtes. Ein mysteriöser Passagier erreicht mit letzter Kraft den in einem Bahnhof stehenden Zug, bevor der abfährt. Es dauert nicht lange, bis der Unbekannte im letzten Wagen tot zusammensackt, weil er sich mit Tabletten vergiftet hat. Außer den zwei Reisenden, die sich ebenfalls im Waggon befinden, sowie dem Schaffner weiss niemand sonst von der Leiche. Der Tote besitzt eine geheimnisvolle Schatulle, deren Inhalt bei den drei Zeugen seines Ablebens große Begehrlichkeiten weckt. Sie beschließen, die Leiche verschwinden zu lassen, damit sie die Beute aufteilen können. Jetzt müssen sie nur dafür sorgen, dass keiner der übrigen Fahrgäste etwas bemerkt. Das ist jedoch nicht so leicht wie gedacht.
Brian King lässt seinen Film nicht ohne Grund zur Weihnachtszeit spielen. Die Fahrt in dem spärlich besetzten Nachtzug entpuppt sich als bissige Reflexion über die weihnachtliche Wunschmentalität, wenn sie materiell geprägt ist. Es ist der schnöde Mammon, dem die drei traurigen Gestalten hinterher jagen, die ihre Chance auf ein besseres Dasein gekommen sehen. Der alkoholfreudige Handelsvertreter, die desillusionierte Studentin sowie der Schaffner, welcher sich notorisch unterbezahlt glaubt, wollen im Reichtum das Glück finden, das ihnen bislang vorenthalten blieb. Die trügerische Sicherheit des möglichen Wohlstandes verändert die Figuren sichtbar. King spielt mit der teilweise absurden sowie makabren Kaltschnäuzigkeit, die
aus den einzelnen Personen unvermittelt herausbricht. Er entwickelt sie in Verbindung mit dem begrenzten Raum, der ungewöhnliche Maßnahmen notwendig macht, damit die restlichen Passagiere nicht merken, was vor sich geht, zur Tragikomik. Die drei Hauptfiguren rackern sich ab, ohne dass ihnen der Schein klar wird, dem sie nachjagen. Sie versteigen sich letztlich in ein sinnloses Tun, weil es keinen wirklichen Erfolg geben kann. Auf die eine oder andere Art werden sie für das bezahlen, was sie vorhaben. Sie sind Gefangene der Gier, die sich vom wahren Wert des Lebens zunehmend entfernen. Visuell spiegelt sich das auch in der stilisierten Optik wieder, die mit detailarmen Bildern arbeitet. Das Innere des Zuges sieht aufgrund der strukturarmen Flächen wie eine Traumwelt aus, die außer Illusionen nichts anzubieten hat. Konsequenterweise gibt es um den Zug herum keine fassbare Realität. Alles versinkt in der dunklen Nacht, die den Zug wie eine undurchdringliche Wand umgibt. So lange die Jagd nach dem schnelle Reichtum anhält, so lange kann es aus diesem Zug kein Entkommen geben. Die Figuren bestimmen selbst, ob es für sie einen Bahnhof gibt oder nicht. Weihnachten kann ein Fest der Erfüllung, es kann aber auch ein Gefangenenlager sein, dessen Hamsterrad des materiellen Wahnwitz' sich ohne Erbarmen weiter dreht.
Bildqualität
Das Bild der Bluray überzeugt angesichts des visuellen Stils, den Kameramann Christopher Popp, angeschlagen hat. Die Konturen werden klar abgebildet, der Detailreichtum ist aufgrund der traumartigen Optik des Films stark eingeschränkt. Die Farben sehen teilweise sehr kräftig aus und teilweise blass aus, was den künstlichen Eindruck verstärkt. Der steile Kontrast tut das Übrige dazu. Störendes Rauschen gibt es nicht.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren bleiben im Rahmen des Möglichen angesichts der kammerspielartigen Szenerie. Die gut verständlichen Dialoge dominieren das akustische Geschehen, räumliche Effekte gibt es kaum. Bemängeln kann man die Drucklosigkeit der Abmischung, die auch bei einem kammerspielartigen Film mehr Kraft besitzen könnte.
Extras
Das etwa 22minütige aus Interviews, Filmausschnitten und B-Roll-Material bestehende Making Of enthält neben viel Inhaltsangabe auch ein paar Reflexionen über die Charaktere und ihre Handlungsweise und gibt Einblicke in den Bau des Zugsets sowie die Erstellung der Spezialeffekte. Insofern ist es nicht ganz sinnlos, sondern durchwachsen.
Bei den Interviews mit den Hauptdarstellern sowie anderen Stabmitgliedern, die in etwa zwischen drei und sechs Minuten lang sind, handelt es sich um längere Versionen der Ausschnitte, die im Making Of enthalten sind. Da einige Darsteller sowie der Regisseur Lust haben, etwas mehr über den Film nachzudenken, als das in solchen Interviews sonst üblich ist, liefern die Gespräche nicht nur reine Inhaltsangabe, sondern auch ein paar interessante Überlegungen zur dramatischen Konstruktion des Films.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Fazit
Brian King nutzt die Thrillerhandlung für eine teilweise absurde, stets aber bissige Reflexion über die Gier des Menschen, der von der Jagd nach materiellem Wohlstand getrieben wird. Die traumartige Optik des strukturarmen Bildes verstärkt den Illusionscharakter des Glücks, dem die Hauptfiguren nachjagen. Technisch ist die Bluray gut.
Stefan Dabrock
08.01.2010
Originaltitel | Night Train (USA 2009) |
Länge | 91 Minuten (24p) |
Studio | Koch Media |
Regie | Brian King |
Darsteller | Danny Glover, Leelee Sobieski, Steve Zahn, Matthias Schweighöfer, Takatsuna Mukai, Togo Igawa, Richard O'Brian, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of, Interviews, Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |