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Der Sozialkäfig

Crips and Bloods

Crips and Bloods

„Dogtown und Z-Boys“-Regisseur Stacy Peralta widmet sich in seiner aktuellen Dokumentation der Bandenproblematik in South-Central Los Angeles, einem Stadtgebiet, dessen einzelne Viertel in Herrschaftsbereiche der blauen Crips sowie der roten Bloods aufgeteilt sind. Die Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Gruppen soll in den letzten 20 Jahren 15.000 Opfer gefordert haben. Zum Vergleich dazu führte der Nordirlandkonflikt zwischen Katholiken und Protestanten seit den 60er Jahren laut Wikipedia zu 4000 Toten. Peralta gelingt mit seiner Dokumentation, in der ehemalige sowie aktuelle Bandenmitglieder zu Wort kommen, ein vielschichtiges Portrait der sozialen Situation sowie der Genese, indem er sich einer simplen Schwarzweiß-Zeichnung verweigert. Die rassistische Tradition der weißen Bevölkerung, so durften Afroamerikaner in den 60er Jahren nicht den Pfadfindern beitreten, führte zur ersten Gründung diverser Banden in den afroamerikanisch dominierten Vierteln der Stadt, ohne dass deren Militanz bereits darauf ausgelegt gewesen wäre, Todesopfer hervorzubringen. Es flogen vielmehr die Fäuste.

Wirtschaftlicher Niedergang, die brutale, mit militärischen Mitteln durchgeführte Niederschlagung des Watts-Aufstandes 1965 (die Nationalgarde war im Einsatz) und die Bekämpfung afroamerikanischer Autoritätspersonen, die für mehr Bürgerrechte eintraten, sind einzelne Bausteine, die zu einer militanten Bandenbewegung geführt haben. Das Entfernen der Autoritätspersonen aus dem afroamerikanischen Sozialbereich sorgte für ein Machtvakuum, das infolge der gewalttätigen Erlebnisse die Gründung der Crips beförderte, deren Selbstverständnis brutaler als bei vorangegangen Banden ausgeprägt war. Die vorhandene Aggression sorgte schließlich für eine Verstärkung der Selbstaggression innerhalb der schwarzen Bevölkerung, da die Isolation innerhalb der Viertel perfekt funktionierte. Die Polizei von Los Angeles sorgte mit aller Macht dafür, dass die Schwarzen die Gebiete der Weißen nicht ohne weiteres betreten konnten. Um gegen die Crips bestehen zu können, vereinigten sich andere Banden zu den Bloods. Crips und Bloods standen sich fortan als Opponenten einander gegenüber.

Peraltas große Stärke besteht darin, dass er die äußeren Einflüsse nicht als alleinige Ursache für die Entwicklung eines brutalen Bandenkrieges Crips and Bloods ausmacht. Er entlässt die afroamerikanische Bevölkerung nicht aus der eigenen Verantwortung, die sie für ihre Viertel haben. So kommen zunehmend afroamerikanische Stimmen zu Wort, die in selbstkritischer Manier die Bandenauseinandersetzungen nicht als unabdingbaren Bestandteil einer festgefahrenen, von außen erzeugten Situation interpretieren, sondern für einen anderen Weg werben. Der Irrweg der Gewalt hat seine Ursachen auch in der afroamerikanischen Bevölkerung selbst. Peraltas gut recherchierte Dokumentation folgt einer Dramaturgie von der Genese der Gewalt bis zur Hoffnung auf eine andere Situation. Dabei behandelt er diverse Themenkomplexe, die er mit einem fließend-rhythmischen Schnitt perfekt verbindet, so dass eine ebenso rasante wie gehaltvolle Komposition entsteht.

Bildqualität

Crips and Bloods

Bei einer Dokumentation, die viel Archivmaterial beinhaltet, ist es immer in wenig müßig, über die Bildqualität zu schreiben. Die aktuellen Interviews besitzen eine gute Bildqualität mit klarer Schärfe und gelungenem Kontrast, das Archivmaterial schwankt selbstverständlich, ist aber stets auf einem guten Niveau in Bezug auf die Bebilderung der Ereignisse.

Tonqualität

Der 2.0-Originalton nutzt vor allem für die Musik die Bandbreite der vorderen Lautsprecher gut aus, so dass der rhythmische Schnitt hervorragend unterstützt wird. Die Sprache ist klar und verständlich. Die deutschen 5.1-Upmixe in DTS- beziehungsweise Dolby-Digital-Qualität liefern über die Musikverteilung auf die Lautsprecher ein etwas größeres Volumen, ohne besonders herauszustechen. Der Originalton wird mit einem deutschen Voiceover-Kommentar übersetzt.

Extras

Das Making Of (etwa 27 Minuten) geht auf die Recherchearbeit ein, die für den Film notwendig war. Archivmaterial musste aufgetrieben werden und es war unabdingbar, Kontakte zu knüpfen, um überhaupt an die Interviewpartner heranzukommen. Darüber hinaus erläutert Regisseur Stacy Peralta seine Auffassung zu seinem Inszenierungsstil.

Die Featurette „Gangsta Rap“ (etwa 30 Minuten) hat mit Musik eigentlich wenig zu tun. Vielmehr wurde hochinteressantes Material, das den Inhalt des Hauptfilms weiter verdichtet, zu diesem sehr guten, kurzen Film zusammen geschnitten. In jeweils einem Interview erläutern Lil Wayne (etwa zwei Minuten) sowie Snoop Dog (etwa vier Minuten), warum „Crips and Bloods: Made in America“ aus ihrer Sicht ein wichtiger Film ist. Beim Bonusmaterial sind deutsche Untertitel vorhanden. Ein Trailer zum Hauptfilm ist ebenfalls auf der DVD enthalten.

Fazit

„Crips and Bloods“ wirft einen vielschichtigen, detaillierten und pointiert erzählten Blick auf die Bandenproblematik in South Central Los Angeles. Stacy Peralta beweist einmal mehr seine Qualitäten als Dokumentarfilmer. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

10.09.2009

   
Originaltitel Crips and Bloods: Made in America (USA 2008)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Stacey Peralta
Darsteller Forest Whitaker (Sprecher)
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gut, technisch gut