dvdheimat und blurayheimat - das magazin für dvd und bluray-rezensionen

rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Die Bande der Warendiebe

Schneller als 1000 Colts

Schneller als 1000 Colts

Der „kleine Mann“ glaubt gerne, dass ihm zu Unrecht die Taschen gelehrt werden. Die oftmals nur diffuse Empfindung erweist sich im Italowestern „Schneller als 1000 Colts“ als bittere Wahrheit, denn das kleine Kaff mitten im Nirgendwo, in dem die Handlung des Films zu Hause ist, wird durch eine perfide Bande terrorisiert. Seit einiger Zeit schon gelingt es den örtlichen Händlern nicht mehr, Warenladungen zur Auffüllung der leeren Lagerbestände in die Stadt zu bekommen. Einzig Bradys Geschäft ist prall gefüllt. Seine Monopolstellung nutzt er gnadenlos aus, indem er Wucherpreise nimmt. Bradys unlautere Methode besteht darin, die Warenlieferungen seiner Konkurrenten abfangen zu lassen, um sie den angsterfüllten Wagenlenkern mit vorgehaltener Pistole gegen einen Spottpreis abzukaufen. Da er deswegen immer eine Kaufquittung vorweisen kann, wirkt sein Geschäftsgebaren legal. Denn die erpressten Wagenlenker trauen sich nicht, gegen Brady auszusagen. Als ein durchreisender Ingenieur in die Preisfalle gerät, weil er die geforderten vier Dollar Wucherpreis für zwei Bier nicht bezahlen kann, handelt sich Brady ein großes Problem ein. Der Fremde wird durch die Demütigungen der Handlanger Bradys angestachelt, sich mit der resoluten Ladenbesitzerin Sheila zusammenzutun. Gemeinsam sagen sie der Bande den Kampf an.

In leicht abgewandelter Form erzählt der Italowestern „Sabata kehrt zurück“ eine Geschichte mit ähnlicher Thematik wie „Schneller als 1000 Colts“. Der Bösewicht im Sabata-Film konfisziert jedoch keine Waren, sondern nutzt die Feuerkraft seiner Bande für die Durchsetzung seines selbst initiierten Steuersystems, bei dem ihm selbst die Steuern Schneller als 1000 Colts zufließen. So wie diese Methode einfallsreicher als Bradys Treiben im vorliegenden Film ist, so raffinierter sind auch die Inszenierungsideen in „Sabata kehrt zurück“. „Schneller als 1000 Colts“ krankt leider darunter, dass weder das Drehbuch noch Regisseur Guido Zurli seinen beiden Helden eine Strategie zubilligt, mit der sie gegen Brady vorgehen. Ein wenig unbekümmert übernimmt der fremde Ingenieur den Auftrag Sheilas, selbst eine Wagenladung Waren in die Stadt zu bringen. Obwohl völlig klar ist, dass ihm die Gegner auflauern werden, hat man keinerlei Vorkehrung getroffen, das eventuell zu umgehen oder sich irgendeine andere List ausgedacht, um die Diebe auszutricksen. Fast den ganzen Film über reagieren der Ingenieur und Sheila nur auf die frechen Aktionen Bradys, ohne selbst in die Offensive zu gehen. Deswegen nimmt das Geschehen keinerlei Fahrt auf. Stattdessen bleibt es in einer Schockstarre stecken, die sich erst gegen Ende auf martialische Weise lösen wird. Bis dahin regiert aber die pure Langeweile.

Das Mittel dagegen wäre nicht zwangsläufig ein verstärkter Waffeneinsatz gewesen, sondern ein höheres Maß an Ideenreichtum, damit überhaupt eine Art Duell zwischen den Parteien entsteht. List und Tücke können dabei auch die Waffengewalt ersetzen. Der Film präsentiert aber nur originelle Elemente, die er als Skurrilitäten ausstellen kann, ohne dass sie eine zentrale Rolle übernehmen. Der versoffene Richter mit einem Zitatenschatz von Pythagoras bis Shakespeare bringt sein zweifelsohne vorhandenes Wissen ebenso wenig in den Kampf ein wie der Ingenieurstatus des Fremden bis kurz vor dem Ende keine Bedeutung besitzt. Nur eine wieder einmal skurrile Begebenheit mit einem von Gordon Mitchell verkörperten, plötzlich zwischen den Felsen auftauchenden Pistolero nutzt die Fähigkeiten des Fremden, wenn er die Waffe des Revolverhelden so umbaut, dass der mit seinen zertrümmerten Händen schießen kann. Die Figur des seltsamen Pistolenschützen wird aber schnell wieder aus dem Film entfernt, so dass auch hier vorhandenes Potential ungenutzt bleibt. Im Ergebnis besitzt der Film eine ausgesprochen zähe Erzählung, die kaum einmal Dynamik ausstrahlt.

Bildqualität

Schneller als 1000 Colts

Das Bild der DVD besitzt hier und da Dreckspuren sowie kleine analoge Defekte, ins Gewicht fallen sie aber nicht. Die Schärfe sorgt für eine ordentliche bis gute Konturendarstellung, während der Detailreichtum in manchen Szenen etwas schwächer ausfällt. Die kräftigen Farben sind überzeugend. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Die grundsätzliche Körnigkeit das Materials stört nicht.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren verfügen über verständliche Dialoge, auch wenn die deutsche Kinofassung etwas dumpf klingt. Die ebenfalls auf der DVD enthaltene deutsche Fernsehsynchronisation klingt demgegenüber deutlich frischer, während sich der italienische Ton ein wenig dazwischen ansiedelt. Nennenswerte Verzerrungen gibt es nicht.

Extras

In der Featurette „Thompson 2010“ (etwa 30 Minuten ) kommen Regisseur Guido Zurli und Kameramann Franco Villa zu Wort, die leider beide im Oktober 2009 verstorben sind. Zurli lässt den Einstieg in seine Filmkarriere Revue passieren, bewertet rückblickend „Schneller als 1000 Colts“ und nennt Stärken oder auch Schwächen der wichtigsten Darsteller. Villa äußert sich über sein Verhältnis zum Italowestern und bewertet die Arbeit der wichtigsten Darsteller in „Schneller als 1000 Colts“. Der Beitrag ist ein sehr schönes Dokument der Erinnerungen zweier Italowesternschaffender.

Im Klappentext beschreibt Oliver Bitzer seiner Meinung nach vorhandene Qualitäten und Schwächen des Films. Daneben stellt er Regisseur Guido Zurli sowie die Darsteller George Martin und Gordon Mitchell kurz vor.

Ein Trailer zum Film und eine Bildergalerie ist auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Schneller als 1000 Colts“ krankt an seiner dramaturgischen Ideenlosigkeit, welche das Duell zwischen den einzelnen Parteien zu einer zähen Angelegenheit werden lässt. Halbwegs ansprechende Elemente werden sträflich verheizt. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

18.05.2010

   
Originaltitel Thompson 1880 (Italien 1966)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Guido Zurli
Darsteller George Martin, Gia Sandri, José Bódalo, Gordon Mitchell, Paul Muller, Ignazio Spalla, Pasquale Basile, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Featurette „Thompson 2010“, Bildergalerie, Trailer, Klappentext
Preis ca. 12 EUR
Bewertung schwach, technisch angesichts des Filmalters gut