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16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
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28.01. | Die Engel von St. Pauli |
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06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
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kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
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22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Das Londoner Eastend gilt als Prototyp für einen Stadtteil mit sozial schwacher Bevölkerung. Als klassisches Arbeiterviertel, das aus der Industrialisierung hervorgegangen ist, existiert es heute aber nicht mehr, da sich sein Charakter durch Zuwanderung deutlich geändert hat. Die Gangster, die Nicola Collins in ihrer Dokumentation „The End“ interviewt hat, wuchsen noch im alten Eastend auf. Sie erzählen über ihre Kindheit und die gesellschaftliche Atmosphäre, in der sie sich durchkämpfen mussten. Collins, die Tochter des ebenfalls im Film auftauchenden Gangster Les Falco, verzichtet dabei auf einen erklärenden Kommentar. Mit einer Mischung aus Archivaufnahmen, zwischendurch eingeblendeten Zeitungsausschnitten und der Selbstdarstellung der Interviewpartner nähert sie sich dem speziellen Gangstertypus, der vor allem auf die eigene Integrität bedacht ist. So haben die meisten Gesprächspartner ganz offenkundig keine Schwierigkeiten damit, Gewalt anzuwenden, aber es muss den Richtigen treffen. Aus ihren Äußerungen lässt sich ein Ethos herausdestillieren, der nach klaren Regeln funktioniert. Unbeteiligte und harmlose Menschen sollen danach nicht Opfer von Übergriffen werden. Ganz unabhängig davon, inwieweit das der Wahrheit entspricht, bildet es einen zentralen Aspekt der jeweils eingenommenen Rolle, in der die Gangster wahrgenommen werden wollen.
Die Qualitäten der Dokumentation liegen deswegen auch nicht darin begründet, dass sie die ungeschminkte Realität präsentiert, sondern darin, dass sie ganz ungeschminkt das Bild zeigt, dass die Kriminellen selbst von sich zeichnen. Auf diese Weise gelingt Collins ein tiefer Einblick
in das Seelenleben ihrer Interviewpartner, die den Ethos als Maßstab brauchen, um ihre Existenz außerhalb des Gesetzes ohne quälende Zweifel führen zu können. Dabei legen sie in ihren Schilderungen eine nahezu entwaffnende Selbstverständlichkeit an den Tag, die zu gleichen Teilen beeindruckend wie erschreckend ist. Die Gangster berichten über ihr jeweiliges Tun, als würden sie über einen normalen Beruf wie Bäcker, Maurer oder etwas ähnliches sprechen. Die Banalisierung der kriminellen Aktivitäten hat aber keineswegs einen verharmlosenden Charakter, sondern das Gegenteil ist der Fall. Aus dem Wissen darum, dass es sich beim Gangster um keinen gewöhnlichen Beruf handelt, und den Erzählungen, die genau so etwas suggerieren, entsteht eine unmittelbare Spannung, welche die auftretenden Menschen in ihrer Gefährlichkeit offen legt. Das ist das Verdienst der eindringlichen Dokumentation.
Bildqualität
Nicola Collins hat bei ihrem Film viel Stilwillen an den Tag gelegt, da sie das komplett in Schwarzweiß gedrehte Werke mit künstlichen Altersspuren versehen und bewusst auf ein grobkörniges Aussehen geachtet hat. Dieses visuelle Konzept wurde sehr gut auf die DVD übertragen, die eine gute Schärfe sowie einen gelungenen Kontrast aufweist. Zusätzliche Rauschmuster sind nicht zu sehen.
Tonqualität
Der englische 2.0-Ton überzeugt mit einer verständlichen Sprachwiedergabe, wenn man denn das Englisch der Herren versteht. Deutsche Untertitel sind aber natürlich vorhanden. Die Musik besitzt einen angenehm voluminösen Klang, der die vorderen Lautsprecher gut nutzt. Für den deutschen 5.1-Upmix hat man auch die hinteren Lautsprecher zur Musikwiedergabe ein wenig miteinbezogen, besonders raumfüllend klingt das aber nicht.
Extras
Der Audiokommentar mit Nicola Collins (Regie) und Noah Rosenstein (Schnitt) liefert nur spartanische Hintergrundinformationen und ergeht sich stattdessen beispielsweise immer wieder in Bewertungen der Geschichtenerzählerqualitäten einzelner Interviewpartner innerhalb des Films. Da die Dokumentation aufgrund ihrer Länge und der filmischen Form nur einen begrenzten Ausschnitt dessen widerspiegeln kann, was an Recherchearbeit im Vorfeld geleistet wurde, wäre hier sicher die Möglichkeit gegeben gewesen, die Grenzen etwas zu sprengen. Das machen die beiden aber nicht. Häppcheninformationen über die Hitze im Schneideraum, die schließlich durch eine Klimatisierung eingedämmt wurde, müssen reichen. Das Witzeln darüber, ob überhaupt noch jemand an der jeweiligen Stelle des Kommentars zuhört, ist spätestens beim zweiten Mal schon nervig.
Ein Trailer zum Film ist ebenfalls enthalten.
Fazit
„The End“ überlässt das Feld ganz seinen Interviewpartnern, die allesamt nach dem Krieg im Londoner Eastend aufgewachsen sind und zu Gangstern oder Halbweltmitgliedern wurden. Dem Film geht es weniger um eine kritische Hinterfragung als vielmehr um ein Abbild der Selbstdarstellung der Interviewpartner. Dadurch gelingt ihm ein faszinierender Einblick in die Seelen ähnlich sozialisierter Menschen, die zu Kriminellen wurden. Technisch ist die DVD gut.
Stefan Dabrock
18.03.2010
Originaltitel | The End (USA 2008) |
Länge | 78 Minuten (Pal) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Nicola Collins |
Darsteller | Victor Dark, Les Falco, Bobby Reading, Jimmy Tibbs, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar mit Nicola Collins (Regie) und Noah Rosenstein (Schnitt), Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |