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rezensionen

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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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kurzrezension

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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Die Hochzeitsverhandlung

Nacht und Nebel über Japan

Japanische Meisterregisseure Nr. 4: alle Filme

Nacht und Nebel über Japan

Die vierte DVD-Veröffentlichung in der Reihe Japanische Meisterregisseure widmet sich noch einmal Nagisa Ôshima, bevor es bei Teil Fünf mit Yoshitarô Nomura weiter geht.
„Nacht und Nebel über Japan“ wurde laut Klappentext bereits nach drei Tagen aus dem Kino genommen. Das überrascht kaum, wenn man berücksichtigt, das die politische Thematik des Films zum Zeitpunkt seines Erscheinens noch taufrisch war. Es geht darin um die gewaltsamen Auseinandersetzungen angesichts eines zwischen Japan und den USA geschlossenen Sicherheitspaktes, gegen dessen Ratifizierung Studenten, Arbeiter, Professoren, die sozialistische Partei und weitere Bevölkerungsteile im Jahr 1960 protestierten.
„Nacht und Nebel über Japan“ wartet nun aber nicht mit Massenszenen über die Unruhen auf, sondern er verhandelt seine Thematik mit Hilfe einer Hochzeit zwischen dem linken Journalisten Nozawa und der Aktivistin Reiko. Auf der Feier befinden sich auch einige Studenten, die damals wie Nozawa und Reiko gegen den Sicherheitspakt gekämpft haben. Entgegen der beschwichtigenden Feierstimmung des Trauzeugen, welcher die Hochzeit sogar noch als gelungenen Ausdruck der Protestbewegung instrumentalisieren will, konfrontieren sie die anwesenden Gäste sowie das Hochzeitspaar mit den damaligen Ereignissen. In deren Folge beging einer der Ihren Selbstmord, ein anderer zog sich völlig zurück.

Wenn man die konkreten Ereignisse verstehen will, die innerhalb des Films auftauchen, dann ist es notwendig sich zunächst mit der japanischen Nachkriegsgeschichte zu beschäftigen. Für ein universelles Begreifen des Werkes ist das jedoch nicht notwendig, da die Betrachtungen über die Protestbewegung in Japan auch als allgemeine Reflexion über das Dilemma funktionieren, mit dem Widerstandsgruppierungen konfrontiert sind. Das Ideal eines freien Nacht und Nebel über Japan Japans, das die beteiligten Aktivisten in Gefahr sahen, wird angesichts der vielstimmigen Interessen letztlich zermalmt. Mit eiserner Strenge seziert Nagisa Ôshima die angeblich so einige Bewegung, indem er die unterschiedlichen Strömungen offen legt, die unter anderem durch sozialistische Theoretiker und pseudorevolutionäre Teile gebildet werden. Während die einen mit asketischer Ernsthaftigkeit über ihrer Philosophie brüten, ergehen sich die anderen als Protestersatz in albernen Sangesspielen. Der politische Aktivismus scheitert letztlich an den verschiedenen persönlichen Interessen der Menschen. Der Mantel des gemeinsamen Ziels kann nur mühselig verdecken, das die Gemeinsamkeit ihre Grenzen hat. Der Mensch selbst ist nun einmal ein Individuum mit ganz persönlichen Interessen, will er nicht als Roboter ohne eigenen Willen instrumentalisiert werden.

Das Scheitern einer universellen Protestbewegung ist deswegen bereits in ihr selbst angelegt, da sie ihre Macht nur aus der Mobilisierung einer Masse heraus entwickeln kann, die zwangsläufig heterogen ist. Ôshima nutzt die Hochzeit nun als Verhandlungsort, um durch schonungslose Offenheit einen Ausgleich der unterschiedlichen Strömungen zu erzielen. Die offene Debatte, in der keiner die Macht der Unterdrückung besitzt, erscheint als Ausweg aus dem Dilemma, da eine Reflexion der Fehler möglich ist. Die Kamera fährt in langen Einstellungen immer wieder zwischen den verschiedenen Polen hin und her und offenbart so eine spürbare Spannung, die in der Luft liegt. Wie an einem Gummiseil scheint sie mal von der einen, dann wieder von der anderen Kraft gezogen zu werden. So ist auch die offene Debatte nur ein sehr fragiler Zustand, der stets umzukippen droht. „Nacht und Nebel über Japan“ verdeutlich die Tragik im Scheitern der Protestbewegung. Einerseits kann der Mensch als soziales Wesen in der Gemeinschaft viel erreichen, andererseits sorgt seine Individualität, welche die Ziele erst bestimmt, die er erreichen möchte, für ein Scheitern des gemeinschaftlichen Handelns. Auch ohne Kenntnis der konkreten politischen Thematik Japans besitzt der Film eine Kraft, die sich in den komplexen Fragen offenbart, die er stellt.

Bildqualität

Das Bild der DVD weist angesichts des Filmalters eine sehr gute Qualität auf. Verschmutzungen oder Defekte sucht man vergebens. Die Schärfe ist zumeist gut, teilweise sogar sehr gut. Da der Detailreichtum geringer ausgeprägt ist, als bei aktuellen Produktionen, wirken die Szenarien manchmal etwas weich. Die Farben sind oft kräftig und wirken nur manchmal altersbedingt ein wenig reduziert. Der Kontrast führt nur in seltenen Fällen zu einem leichten Überstrahlen, sonst ist das Bild sehr ausgewogen. Das analoge Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Der japanische 2.0-Mono-Ton – eine deutsche Synchronisation existiert nicht – liefert klare und verständliche Dialoge, die nur geringe Verzerrungen aufweisen. Die Musik entfaltet ihre Qualitäten mit dem notwendigen Volumen. Insgesamt eine gute Tonqualität.

Extras

Nacht und Nebel über Japan

Das Bonusmaterial besteht wie bei den vorherigen Veröffentlichungen aus demselben 20seitigen Booklet, das sich der kompletten Reihe widmet, indem die einzelnen Regisseure Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita und Yasujirô Ozu sowie die Filme vorgestellt werden, deren Veröffentlichung noch geplant ist.
Daneben sind noch Trailer zu den Filmen „Sing a Song of Sex“, „Die Nacht des Mörders“ und „Nacht und Nebel über Japan“, den Nummern Zwei bis Vier der Reihe Japanische Meisterregisseure, enthalten.

Fazit

„Nacht und Nebel über Japan“ überzeugt als strenge, mit langen Einstellungen komponierte Reflexion über das Scheitern sowie den Sinn der Protestbewegung angesichts des Sicherheitspaktes zwischen Japan und den USA im Jahr 1960. Mit eleganten Kamerabewegungen verknüpft Nagisa Ôshima die unterschiedlichen Strömungen und verbindet sie bruchlos mit Rückblenden aus der Zeit des Protestes. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters sehr gut.

Stefan Dabrock

09.03.2010

   
Originaltitel Nihon no yoru to kiri (Japan 1960)
Länge 103 Minuten (Pal)
Studio Polyfilm
Regie Nagisa Ôshima
Darsteller Fumio Watanabe, Miyuki Kuwano, Masahiko Tsugawa, Tōru Ajioka, Osamu Yamakawa, Kei Satô, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras 20seitiges Booklet
Preis ca. 21 EUR
Bewertung sehr gut, technisch angesichts des Filmalters sehr gut