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Anders als der vier Jahre später entstandene, nun ebenfalls bei Koch Media veröffentlichte „Die Pagode zum fünften Schrecken“ („Five Golden Dragons“, Regie: Jeremy Summers, BRD/GB/Liechtenstein 1967) setzt „Sanders und das Schiff des Todes“ kaum auf Humor. Nur eine Nebenfigur sorgt für entsprechende Erheiterung, um die ansonsten ernste Abenteuergeschichte aufzulockern.
Im Zentrum der Ereignisse steht der ehemalige Kolonialpolizist Harry Sanders, der im Auftrag einer Versicherungsgesellschaft das Gebaren des windigen Geschäftsmannes A.J. Magnus unter die Lupe nehmen soll. Ein erstes Baggerschiff des Unternehmers war zum Schaden der Versicherungsgesellschaft gesunken. Nun hat Magnus ein neues beschafft, um wieder vor der Küste Südwest-Afrikas (heute Namibia) nach Diamanten zu suchen. Der deutsche Kapitän des Schiffs, ein U-Boot-Kommandant aus dem Zweiten Weltkrieg, hat jedoch andere Pläne, nachdem ihn ein Besatzungsmitglied an eine alte Kriegsepisode erinnert hat. Der Kapitän sieht in seiner persönlichen Suche nach Reichtum eine Chance, seine luxusverwöhnte Frau, die er aufrichtig liebt, aus dem Einflussbereich des schmierigen, mit Geld um sich werfenden Magnus loszueisen. Auf dem einsamen Schiff sowie im Sand der Küstenwüste entbrennt ein Kampf um Leben und Tod sowie die Träume, die man im Reichtum verwirklicht glaubt.
Gradlinig, aber mit etwas weniger Rasanz als bei „Die Pagode zum fünften Schrecken“ rollt die konfliktreiche Abenteuergeschichte vor exotischer Kulisse ab. Aufgrund der klaren Erzählung
mit eindeutig verteilten Rollen mussten einzelne Szenen etwas gestreckt werden, um die volle Spielfilmlänge zu erreichen. So zerdehnt Regisseur Robert Lynn eine tragisch endende, tempoverliebte Fahrt zweier Sportwagen, ohne dass die minutenlange Jagd über kurvige Straßen vom Unfallende abgesehen etwas zur Dramaturgie beiträgt. Denn die anderen beteiligten Figuren sollen nicht etwa als Hallodris charakterisiert werden, sie bilden stattdessen vernünftige Ruhepole innerhalb der Films. Solch kleine Streckungen stören das Sehvergnügen aber nicht, da sich Lynn ansonsten auf die raubeinige Atmosphäre der Abenteurer verlässt.
Heinz Drache als ehemaliger deutscher U-Boot-Kapitän überzeugt mit rustikalem Charme. Wenn es sein muss kann er sich gegen zweifelhafte Gestalten in seiner Besatzung körperlich durchsetzen, gleichzeitig strahlt er aber auch einen gewissen Stil aus, der ihn als Mann mit Achtung vor zivilisatorischer Etikette kennzeichnet. Er verzichtet lieber auf Gewalt und setzt sie nur als äußerstes Mittel ein. Seine gezähmte Energie, die jederzeit herausbrechen kann, verleiht der Abenteuergeschichte eine faszinierende, romantische Note. Richard Todd als Sanders meistert dagegen die Aufgabe des vergleichsweise biederen Helden, der aber Dank seiner guten Polizeiausbildung allen Gefahren gewachsen ist. Während Sanders ein gewöhnliches Motiv wie den Auftrag einer Versicherungsgesellschaft hat, spielt sich das eigentliche Drama beim Kapitän ab. Seine zentrale Motivation für die abenteuerliche Suche nach Reichtum ist die Liebe zu seiner Frau. Obwohl sie sich alles andere als liebenswürdig verhält, will er alles für sie tun. Deswegen ist der Kapitän eine tragische Figur, dessen innerer Konflikt das notwendige Gegengewicht zur Versicherungsgeschichte bildet. Beides fügt sich zu einem gekonnten Wechselspiel aus emotionaler, tragischer Romantik und rationaler Ermittlung zusammen.
Bildqualität
Das Bild der DVD weist nur wenige Defekte oder Verschmutzungen auf. Die Schärfe ist eindeutig besser als bei „Die Pagode zum fünften Schrecken“. Das gilt sowohl für die Konturen, die zumeist mit einer klaren Linienführung überzeugen, als auch für den Detailreichtum. Die Farben wirken etwas ausgebleicht, hier hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Der Schwarzwert ist nicht ganz überzeugend, da einige Bereiche leicht grau aussehen. Das analoge Rauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster sind nicht auffällig.
Tonqualität
Die beiden 2.0-Mono-Spuren liefern eine durchschnittliche Qualität. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich, weisen aber leichte Verzerrungen auf. Der englische Ton ist ein wenig dumpf. Das Hintergrundrauschen stört nicht sonderlich. Der Musik mangelt es ein wenig an Volumen, grundsätzlich kann sie ihre Wirkung aber entfalten. Die in der deutschen Fassung geschnittenen Szenen sind bei dieser ungeschnittenen Veröffentlichung auf englisch mit deutschen Untertiteln enthalten.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.
Fazit
„Sanders und das Schiff des Todes“ ist ein gradliniger Abenteuerfilm, der dank einer stimmigen Mischung aus raubeiniger Atmosphäre, tragischer Romantik und rationaler Ermittlungsarbeit die kleinen Längen sehr gut in den Hintergrund drängt. Technisch ist die DVD sehr ordentlich. Die Rechtelage des ersten Sanders-Film „Todestrommeln am großen Fluss“ („Death Drums Along the River“, Regie: Lawrence Huntington, GB 1963) ist leider unklar, so dass eine Veröffentlichung zunächst nicht wahrscheinlich ist.
Stefan Dabrock
05.02.2010
Originaltitel | Coast of Skeletons (GB 1963) |
Länge | 87 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Robert Lynn |
Darsteller | Richard Todd, Dale Robertson, Heinz Drache, Marianne Koch, Elga Andersen, Derek Nimmo, Gabriel Bayman, George Leech, Dietmar Schönherr, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Bildergalerie |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | gut, technisch sehr ordentlich |