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dvd

Drachenkampf

Die Pagode zum fünften Schrecken

Die Pagode zum fünften Schrecken

Edgar Wallace soll laut der englischen Version des Films Pate für das Drehbuch aus der Feder des Autoren und Produzenten Harry Alan Towers gestanden haben. Das Ergebnis ist ein schwungvoller Abenteuerthriller, in dem Robert Cummings einen Journalisten verkörpert, der in die gefährlichen Machenschaften der fünf goldenen Drachen hineingerät. Ein Anwalt, der aus dem siebten Stock eines Hongkonger Hochhauses gestürzt wurde, hatte einem Taxifahrer zuvor einen Brief an den Journalisten übergeben. Das nimmt die Polizei zum Anlass, im Hongkonger Hotel vorstellig zu werden, wo es sich der Journalist gerade mit einer Poolbekanntschaft bei einem Drink gut gehen lässt. Der Journalist streitet jedoch ab, etwas mit den fünf goldenen Drachen zu tun zu haben, den einzigen Worten auf dem an ihn adressierten Brief des Toten. Was er nicht weiß ist, dass die Schwester seiner entzückenden Poolbekanntschaft in die Angelegenheit verstrickt ist. Sie wird gezwungen, den Journalisten in eine Falle zu locken, was jedoch scheitert. Nach seiner Flucht vor den Schergen wird der Journalist neugierig und macht sich an ein paar Nachforschungen. Dabei gerät er nicht nur ins Visier der fünf goldenen Drachen, die zudem in ihren eigenen Reihen einen Verräter vermuten, sondern auch in die Fänge einer Gruppe untergeordneter Mitarbeiter in der Drachenorganisation, die ein großes Stück vom Kuchen des Geldes haben wollen, das die Drachen mit kriminellem Handeln erwirtschaftet haben.

Vor der exotischen Kulisse Hongkongs entfaltet Regisseur Jeremy Summers einen stimmigen Abenteuerthriller, dessen Elemente elegant flüssig ineinander greifen. Was in einer Szene bereits vorbereitet wurde, wird in der nächsten sofort aufgenommen, um das Tempo der ökonomischen Inszenierung hoch zu halten. Stillstand gibt es hier nicht. Die Geschichte selbst bleibt zwar relativ harmlos, weil für den Journalisten kaum einmal eine echte Gefahr besteht, sie punktet aber mit den klassischen Elementen einer Abenteueratmosphäre, die zwischen zart-verruchter Romantik und sanftem Spannungsgeschehen wechselnd die Phantasie anregt. Eine hübsche Nachtklubsängerin wird darin zu einer ebenso geheimnisvollen wie Die Pagode zum fünften Schrecken verführerischen Figur, Geheimgänge mit Buchregaltüren sorgen für den wohligen Schauer und die absurden goldenen Masken der Drachen, die sich nicht kennen, weil sie stets nur so maskiert einander gegenüber getreten sind, flößen dem Film die Prise greller Schauwerte ein, die das atmosphärische Ensemble abrunden. Dabei geht von solchen Bildern noch eine Wirkung aus, die über die reine visuelle Qualität hinausgeht. Sowohl die Geheimtüren als auch der Nachtklub verweisen auf einen Wahrnehmungsraum hinter dem gezeigten Szenario.

Während die Türen offenbaren, dass stets mehr da ist, als man zunächst glaubt, vermag das Milieu des Nachtklubs beim Zuschauer etwas jenseits des im Film gezeigten anzusprechen, da es mit den unterschiedlichsten, individuellen Projektionen besetzt ist. Was so letztlich für jedes filmische Bild gilt, macht sich ein Werk wie „Die Pagode zum fünften Schrecken“ besonders zu nutze, indem es speziell auf Szenerien aufgebaut ist, die vom gewöhnlichen Zuschauer weit entfernt sind. Hongkong als Schauplatz war Ende der 60er Jahre für die meisten unerreichbar und ist es für viele auch heute noch. Nicht jeder betrat einen entsprechenden Klub und Häuser mit Geheimgängen gehören auch nicht zum Erfahrungsschatz eines jeden.

Besonders geschickt ist vor diesem Hintergrund die Gestaltung der Journalistenfigur, die als leicht tollpatschig wirkender Mensch – möglicherweise ist das auch eine absichtliche Täuschungsstrategie („Verrücktheit mimen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren“) – durch das Abenteuer stolpert. Cummings verkörpert ihn mit einer wunderbaren Mischung aus Lust an der Ermittlung und Verwunderung über jede neue Wendung, die ihn zur idealen Identifikationsfigur werden lässt.

Abschließend sei noch Klaus Kinski erwähnt, der zwar nur eine Nebenrolle als Bösewicht spielt, was nicht unerwartet ist, aber als kalt wirkender Schurke ein wirkungsvolles Gegengewicht zur Journalistenfigur darstellt. Kinskis durchdringende Grimmigkeit füllt die Szenen, in denen er auftritt, mit einer fiesen Präsenz an, die für das Gelingen des Films mitentscheidend ist.

Bildqualität

Die Pagode zum fünften Schrecken

Das weitgehend saubere Bild der DVD – hier und da sind natürlich analoge Defekte und etwas Verschmutzung zu sehen – besitzt eine schwankende Schärfe. Eine Texttafel weist vor dem Film bereits darauf hin, dass das Material aus unterschiedlichen Quellen stammt. Mal ist das Bild matschig, mal zieht die Schärfe an. Die Farben sind an manchen Stelle leicht ausgebleicht, wenn das Geschehen beispielsweise draußen spielt, andere Szenen, wie der Nachtklub besitzen hingegen kräftige Farben. Der Kontrast ist recht gut. Lässt man das leichte Hintergrundrauschen weg, treten keine Rauschmuster nennenswert in Erscheinung. Insgesamt handelt es sich um einen Transfer, der angesichts des Filmalters gut ausgefallen ist.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren weisen ein Hintergrundrauschen auf, das jedoch die Verständlichkeit der Dialoge nicht beeinträchtigt. Verzerrungen sind gelegentlich leicht feststellbar, drängen sich aber nicht in den Vordergrund. Die englischen Dialoge der Alternativfassung klingen leider dumpf. Die Abmischung mit der Musik macht eine gute Figur, so dass sich die Atmosphäre gut entfalten kann.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der englischsprachigen Alternativfassung des Films, die einerseits rund 22 Minuten länger ist, aber auch darüber hinaus anders als die deutsche Fassung geschnitten wurde. So gibt es beispielsweise auch Szenen in der deutschen Fassung, die in der englischen nicht enthalten sind. Eine Bildergalerie ist ebenfalls enthalten.

Fazit

„Die Pagode zum fünften Schrecken“ funktioniert prächtig als schwungvoller Abenteuerthriller vor exotischer Kulisse, dessen Geschichte zwar relativ harmlos ist, der aber dank phantasieanregender Elemente das Geschehen deutlich erweitert. Tempo und stimmige Figurenzeichnung sorgen für ein filmisches Vergnügen. Technisch ist die DVD sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

29.01.2010

   
Originaltitel Five Golden Dragons (BRD / GB / Liechtenstein 1967)
Länge 78 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Jeremy Summers
Darsteller Robert Cummings, Margaret Lee, Rupert Davies, Klaus Kinski, Maria Rohm, Sieghardt Rupp, Dan Duryea, Christopher Lee, Brian Donlevy, George Raft, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Englischsprachige Alternativfassung des Hauptfilms (100 Minuten), Bildergalerie
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch sehr ordentlich