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dvd

Das nahezu unsichtbare Commonwealth

Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 3.1

zur serie...

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 3.1

Nachdem es Dylan Hunt und seiner Crew in der letzten Staffel endgültig gelungen ist, das Commonwealth zu reaktivieren, ist den Drehbuchschreibern der Serie der rote Faden nun völlig abhanden gekommen. Produzent Allan Eastman hatte schon im Bonusmaterial zur Halbstaffel 2.2 geäußert, dass er die Serie gerne zu einer Art „Die glorreichen Sieben im Weltall“ entwickelt hätte. Die Ansätze dieses Konzeptes, das auf den ursprünglichen inhaltlichen Rahmen der Serie weder aufbaut noch über eine erzählerische Auseinandersetzung mit den Strukturen des Commonwealth entwickelt worden ist, kann man nun in der Halbstaffel 3.1 beobachten. Dylan Hunt und seine Crew sind mehr oder weniger auf eigene Rechnung im Weltall unterwegs. Warum sie nicht stärker in das System Commonwealth eingebunden sind, erzählt die Serie leider nicht. Der neu geschaffene Planetenbund wird zu einer völligen Randerscheinung degradiert. Im Grunde genommen macht die Besatzung der Andromeda genauso weiter wie vor der Neuinstallation des Commonwealth, nur das ihnen jetzt das Ziel abhanden gekommen ist. Ersatzweise übernehmen sie die Rolle als Schutzmacht im Universum, eine Art freiberufliche Polizeitruppe, die immer da auftaucht, wo es nach ihren Moralvorstellungen notwendig ist. Dabei steht die kriegerische Auseinandersetzung durchaus im Vordergrund. In „Windhunde des Krieges“ (Episode 6) unternimmt Dylan mit Beka, Trance und Tyr ein Kommandounternehmen, um auf einem feindlich eingestuften Planeten eine Massenvernichtungswaffe auszuschalten. Die Folge arbeitet mit einem simplen, in keiner Weise hinterfragten Feindbild, das letztlich nur noch die Waffengewalt als Option zulässt. Die Ausblendung sonstiger Informationen wie eine nähere Betrachtung des politischen Systems auf dem feindlichen Planeten, seine Geschichte und die Frage ob überhaupt schon einmal ein Dialog versucht wurde, erweisen sich als billiger Trick, um die Hasardeurstrategie zu rechtfertigen. Denn mit abnehmender Informationsdichte nehmen auch die Handlungsalternativen ab.

Der ausgleichende Ansatz, den Dylan bei der Etablierung des Commonwealth an den Tag gelegt hat, wird plötzlich gegenstandslos, seitdem das Commonwealth wieder existiert. Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 3.1 Insofern ist der Planetenbund in der Geisteshaltung möglicherweise präsenter als es auf den ersten Blick scheint. Ein Commonwealth bedeutet einen Machtgewinn, den die Andromeda-Crew zuvor nicht hatte. Das scheint den Charakter zu verderben, indem nun hauptsächlich die Waffen sprechen. Die Ideologie der Serie hat sich in eine unappetitliche Richtung umgedreht. Nicht etwa weil nicht auch mal ein Kommandounternehmen notwendig sein könnte, sondern weil es nur noch darum geht, seine Macht zu demonstrieren, ohne überhaupt an andere Lösungen zu denken. Die besten Folgen der Serie sind deswegen die Episoden, in denen die Andromeda-Crew mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird oder sich mysteriösen Ereignissen an Bord stellen muss. In diesen Folgen tritt die Ideologie zugunsten gut ausgedachter Science-Fiction in den Hintergrund.

Die Bild- und Tonqualität entspricht der ersten DVD-Box:

Bildqualität

Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 3.1

Die Schärfe des sauberen Bildes ist recht gut, weist aber bei Bewegungen leichte Schwächen auf. Darüber hinaus ist die Detailfreudigkeit nicht ganz so hoch wie sie sein könnte. Die Farben sehen demgegenüber kräftig aus, der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen beeinträchtigt die Sehfreude kaum. Sonstige Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton sorgt nicht nur für klare Dialoge, er nutzt die die Lautsprecher auch für eine dynamische Bandbreite, die sich vor allem in den Action-Sequenzen bemerkbar macht. Wer es möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören, von dessen räumlichen Qualitäten man aber keine Wunder erwarten sollte.

Extras

Zu allen Folgen der Veröffentlichung ist jeweils ein 30sekündiger TV-Trailer im Vollbildformat enthalten.

Bei den Deleted Scenes handelt es sich einerseits tatsächlich um entfernte Szenen und andererseits um Alternativfassungen in der jeweiligen Episode enthaltender Szenen. Sie lassen sich jeweils im Menü der Folgen anwählen, zu denen sie gehören. Das deutsch untertitelte Material fällt etwas interessanter als bei den vorangegangenen Boxen aus, da dramaturgisch zentralere Aspekte darin auftauchen. Teilweise handelt es sich um unfertige Szenen, in denen die Green- oder Bluescreen-Teile noch nicht durch visuelle Effekte ersetzt wurden. Die Szenen liefern einen Einblick in den Entscheidungsprozess während des Schnittvorgangs.

Die DVD enthält Deleted Scenes zu folgenden Episoden:

Folge 1 (4 Minuten und 27 Sekunden), Folge 3 (1 Minute und 17 Sekunden), Folge 5 (5 Minuten und 12 Sekunden), Folge 7 (45 Sekunden), Folge 9 (1 Minute und 12 Sekunden).

Die erste DVD enthält das Interview „Kevin Sorbo – Teil1“ (etwa 6 Minuten und 30 Sekunden) und ein Gespräch mit Bob Engels (etwa zehn Minuten).
Darsteller Sorbo äußert sich in seinem Interview über kindliche Fernseherlebnisse mit Cary-Grant- oder Humphrey-Bogart-Filmen, seinen schon zeitig entwickelten Hang zur Disziplin und seinen beruflichen Werdegang. Ganz nett, aber relativ oberflächlich.
Bob Engels (Ausführender Produzent) versucht die dritte Staffel sowie seine Tätigkeit an der Serie etwas einzuordnen, leistet sich dabei aber ein paar wirre Aussagen. Erst beschwört er den Star-Trek-Geist und dann erwähnt er, dass man sich immer weiter davon entfernt habe. Interessant ist auf jeden Fall, dass er die dramaturgische Konstruktion der dritten Staffel bestätigt, die zumindest in ihrer ersten Hälfte augenfällig keinen roten Faden mehr besitzt. Das Ziel war nach seiner Aussage, eine Aneinanderreihung einzelner Episoden zu drehen. Auf die erzählerischen Folgen dieses Verfahrens, das die Andromeda in einem luftleeren Raum völlig allein lässt, geht er aber nicht ein.

Auf der zweiten DVD ist ein Interview mit Kameramann Gordon Verheul (etwa zwölf Minuten) enthalten. Darin erläutert Verheul anhand des großen Andromda-Sets die Arbeitsweise an der Serie und geht auf die technische Ausstattung der Kulissen ein. Dabei zeigt er unter anderem auch den Kontrollraum für die Lichttechnik. Ein ebenso informativer wie schwungvoll erzählter Beitrag.

Im zweiten Teil seines Interviews (etwa 14 Minuten und 30 Sekunden), das auf der dritten DVD enthalten ist, geht Darsteller Kevin Sorbo unter anderem darauf ein, was ihn bewogen hat, in Andromeda mitzuspielen, und er berichtet über seine Tätigkeit als Ausführender Produzent der Serie. Der zweite Teil des Gespräches ist wesentlich informativer als der kurze erste Teil auf DVD Nummer Eins.
Trance-Darstellerin Laura Bertram reflektiert in ihrem Interview (etwa 14 Minuten) über die charakterliche Entwicklung ihrer Figur, nachdem die Trance aus der Zukunft den Platz mit der jüngeren Trance getauscht hat. Dabei entwickelt sie ein intensives Gespür für die Essenz der Figur. Ein sehr spannendes Gespräch, in dem Bertram auch erläutert wie sie zur Serie gekommen ist.
Der Regisseur einer Episoden Richard Flower äußert sich in seinem Interview (etwa sechs Minuten) so oberflächlich zu seiner Arbeit an der Serie, dass der Beitrag keinen großen Wert hat.
Wesentlich besser fällt das etwa 12minütige Interview mit dem Verantwortlichen für die visuellen Effekte, Bruce Tuner, aus. Er geht auf die Bedeutung der zahlreichen Nachbearbeitungen ein, indem er sie in einen Kontext zur Erzählung setzt, und äußert sich zur Zusammenarbeit mit den übrigen Abteilungen der Serienproduktion. Dazu sind Ausschnitte aus einzelnen Folgen zu sehen, welche die visuellen Effekte illustrieren. Ein guter Beitrag.

Die Einführung des Regisseurs Richard Flower zu Folge 11 (etwa vier Minuten und 30 Sekunden) stammt aus dem ebenfalls auf dieser DVD enthaltenen Interview, wurde dort aber nicht veröffentlicht, sondern abgetrennt, um einen weiteren Beitrag zu haben. Flower sagt in der Einführung mit vielen Worten kaum mehr, als dass es aus Budgetgründen schwierig war, eine spezielle effektreiche Szene der Folge zu drehen, dass es aber aufgrund der hervorragenden Stuntleute sowie Darsteller geklappt hat.

In dem etwa 12minütigen Beitrag „Fighting for Andromeda“ erläutert Stuntkoordinator Ernest Jackson wie er die Kampfszenen plant und durchführen lässt. Dabei geht er auch auf den Entscheidungsprozess ein, der die Frage beantwortet, ob ein Stunt-Double oder der Originaldarsteller eingesetzt wird. Einige Schauspieler (Kevin Sorbo, Laura Bertram, Lisa Ryder und Lexa Doig) kommen in dem Beitrag ebenfalls zu Wort. Sie berichten über iher persönliches Verhältnis zu den Kampfszenen und ihre Trainingsarbeit. Ein guter Beitrag.

Das 8seitige Booklet enthält neben dem bekannten Episodenführer kurze Texte über das Raumschiff Bellerophon, das Volk der Vedraner und die Nebenfigur Uxulta.

Fazit

Der Ansatz des Ausgleichs, der noch während der Bemühungen um eine Neuerrichtung des Commonwealth existierte, tritt seit dem gelungenen Neustart des Planetenbundes zugunsten einer überheblichen Machtdemonstrationsideologie in den Hintergrund. Etwas anderes als Waffengewalt haben Dylan und seine Leute nicht mehr zu bieten, wenn es um die Lösung bedrohlicher Entwicklungen geht. Die besten Folgen der Halbstaffel sind die, in denen der ideologisch unappetitliche Ballast keine Rolle spielt, weil die Crew mit sich selbst beschäftigt ist. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

25.04.2010

   
Originaltitel Gene Roddenberry's Andromeda – Staffel 3.1 (USA 2002 / 03)
Länge 11 Folgen à 43 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie Jorge Montesi, Mike Rohl, Allan Eastman, J. Miles Dale, u.a.
Darsteller Kevin Sorbo, Lisa Ryder, Lexa Doig, Gordon Michael Woolvett, Laura Bertram, Keith Hamilton Cobb, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Englisch
Extras Deleted Scenes, Interviews, u.m.
Preis ca. 19 EUR
Bewertung durchwachsen mit teilweise fragwürdiger Ideologie, technisch recht gut