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30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Das vor allem in den 1960er und 1970er Jahren überaus erfolgreiche Hongkonger Filmstudio Shaw Brothers produzierte neben seiner absoluten Spezialität – reinrassigen Kungfufilmen – auch Genremischungen wie beispielsweise den erotisch angehauchten „Karate, Küsse, blonde Katzen“ („Yang chi“, Regie: Ernst Hofbauer, Chih-Hung Kuei, Hongkong 1974). Da in Hongkong japanische Superheldenserien wie „Ultraman“ („Urutoraman: Kûsô tokusatsu chirîzu, Japan 1966) oder „Kamen Rider“ („Kamen Raidâ, Japan 1971) ausgesprochen populär waren beschloss man bei den Shaw Brothers einen eigenen, an die japanischen Vorbilder angelehnten Superhelden ins Kino zu bringen: den Infra Superman.
Doch so ein Held braucht natürlich geeignete Gegner, um überhaupt als legitimer Kämpfer auf der Bildfläche zu erscheinen. Als im ländlichen Hinterland Hongkongs die Erde aus ihrem Tiefschlaf erwacht, taucht plötzlich die böse Urzeitherrscherin Elzibub (Terry Liu), auch Fürstin Dämona genannt, mit ihrer Gefolgschaft auf. Dazu zählen nicht nur ein paar Handlanger mit aufopferndem Kampfeswillen, sondern auch Elzibubs Assistentin Teufelsauge (Dana Tsen) nebst einer Bande diverser, überdimensionaler Monsterwesen. Nachdem Elzibub unmissverständlich klargemacht hat, dass die Ausrottung der Menschheit droht, wenn ihr nicht uneingeschränkte Gefolgschaft geschworen wird, beschließt Professor Liu (Hsieh Wang), sein Infra Superman-Projekt umzusetzen. Rayma (Danny Lee) meldet sich freiwillig und wird in einem aufwendigen Verfahren zum Superhelden umgebaut. Fortan kann er sich nach Wunsch vom normalen Menschen in den Infra Superman mit Superkräften, Laserstrahlen und zusätzlichen Fähigkeiten verwandeln. Der Kampf gegen die grausame Elzibub und ihre Monster beginnt.
In der Auseinandersetzung zwischen dem neugeschaffenen Superhelden und Elzibub trifft die Zukunft auf die Vergangenheit. Das ist keine erzählerische Willkür, sondern sorgfältig gestaltet, denn Elzibub mit ihrer archaischen Drachensymbolik repräsentiert längst untergegangene Herrschaftssysteme. Der Geist der Vergangenheit begehrt aus dem Innern der Erde auf, um die jetzige Menschheit zu unterjochen. Insofern darf man nie glauben, dass sich dämonische Gefahren einfach ausrotten lassen, dass unbequeme Aspekte zu den Akten gelegt werden dürfen. Nur durch eine beständige Auseinandersetzung mit Grausamkeit, Unrecht und Gewalt lässt sich eine Wiederkehr verhindern.
Bei den Shaw Brothers wird daraus wenig überraschend kein nachdenklicher, differenzierter Problemfilm, sondern ein buntes Spektakel, dessen Ausgangssymbolik aber dennoch unzweifelhaft ist. Der Infra Superman muss die böse Herrscherin Elzibub in die Schranken weisen. Der Weg bis zu ihr ist gepflastert mit Knochenkriegern, einer Riesenspinne, einem
Baummonster, mehreren Robotern und anderen Gefahren. Das liefert Regisseur Hua Shan genügend Anknüpfungspunkte, um schmissige Kämpfe zu inszenieren, bei denen Kungfueinlagen, Laserstrahlen und Anklänge an Godzilla und Co zu finden sind, wenn in Übergröße eine Stromleitung malträtiert wird. Ohne nennenswerte Ruhepausen prügeln sich die Protagonisten in hübschen Kulissen und kreieren so eine Dauerdynamik, die eine Vorstellung von der bedrohlichen Urgewalt vermittelt.
Dabei gehen die Monster sowie die übrigen Kämpfer auf unterschiedlichste Weise gegen die Menschen vor. Schlingarme, fliegende, an Federn befestigte Metallköpfe oder brachiale Schlagkraft gehören zu ihrem Arsenal, dessen Vielfalt eine Vorstellung von ihren verzweigten Fähigkeiten vermittelt. Die Schlacht gegen die Dämonen der Vergangenheit ist kein einfacher Kampf, sondern einer, bei dem man über die Trägheit des Alltags hinauswachsen muss, um am Ende zumindest für eine gewisse Zeit gewinnen zu können. Aber die Wachsamkeit darf danach nicht nachlassen.
Bildqualität
Die Bildqualität der Bluray ist wirklich erstaunlich gut. Nur ganz selten erhält man die Chance, einen Hongkongfilm aus den 1970er Jahren mit so klaren Konturen, so vielen Details und ohne nennenswerte Defekte anzusehen. Das tut dem Werk gut, denn so kommen die hübschen Kulissen mit den blinkenden Lämpchen, den bizarren Apparaturen und der Höhle perfekt zur Geltung. Nur selten sind dabei die Seile zu sehen, an denen die Darsteller bei der einen oder anderen Szene hängen. Das ist bei anderen Blurayfassungen anderer alter Hongkongfilme nicht immer so gut umgesetzt worden. Die kräftigen Farben und der ausgewogene Kontrast sorgen für ein rundum eindrucksvolles visuelle Erlebnis.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-1.0-Tonspuren sind ebenfalls gut, denn auffälliges Rauschen gibt es hier nicht. Gut verständliche Dialoge und eine saubere Wiedergabe der schmissigen Musik können überzeugen.
Extras
Zum Bonusmaterial gehören die Jugendvorstellungsversion aus den 1970er Jahren und eine ältere Heimkinofassung. Beide Varianten sind kürzer als die Originalversion und dokumentieren die Vertriebsgeschichte des Films. In Sachen Bild und Ton zeigen sie sichtbare Patina.
Ein alternativer Musik- und Geräuschtrack rundet die Präsentation der Filmvarianten ab.
Jörg Buttgereit beweist in der gut fünfminütigen Einführung zum Film einmal mehr seinen Status als Experte für Besonderes. Mit warmen Worten stimmt er auf „Invasion aus dem Innern der Erde“ ein und referiert kurz über ein paar historische Fakten.
Außerdem enthält die Edition mehrere Trailer, eine Bildergalerie und eine sehr schicke Lentikularkarte mit dem Plakatmotiv des Films, die als DVD-Front dient, aber auch herausgenommen werden kann.
Im 12-seitigen Booklet geht Alexander 'Dr. Monkula' Iffländer auf die Geschichte des Shaw Brothers-Filmstudios ein, beleuchtet kurz die japanischen Superheldenserien, die für den Super Inframan Pate standen, und präsentiert Informationen zu einigen Stabmitgliedern von „Invasion aus dem innern der Erde“. Ein gelungenes Booklet.
Fazit
„Invasion aus dem innern der Erde“ ist ein wildes, zeitweise quietschbuntes und stets unterhaltsames Superheldenabenteuer, bei dem es ohne Zweifel um den immerwährenden Kampf gegen gefährliche Dämonen aus der Vergangenheit geht, die stets zur Gegenwart und zur Zukunft gehören, auch wenn sie gerade nicht sichtbar sind. Gesellschaftliche Gefahren dürfen nie als erledigt betrachtet werden, wenn das Gemeinwesen nicht untergehen soll. Technisch ist die Bluray sehr gut.
Stefan Dabrock
19.05.2015
Originaltitel | Zhong guo chao ren aka. The Infra Superman (Hongkong 1975) |
Länge | 88 Minuten (24p) |
Studio | filmArt |
Regie | Hua Shan |
Darsteller | Danny Lee, Terry Liu, Dana Tsen, Bruce Le, Hsieh Wang, Man-Tzu Yuan, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master-1.0 Deutsch, Mandarin |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Extras | Einführung von Jörg Buttgereit (Experte für Besonderes), Alternativer Musik- und Geräuschtrack, Jugendvorstellungsfassung, Heimkinofassung, u.m. |
Preis | ca. 30 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch sehr gut |