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rezensionen

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kurzrezension

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dvd

Der ätherische Feind

Tödliche Nebel

Tödliche Nebel

Mitte der 1960er Jahre drehte Antonio Margheriti unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson eine vierteilige Science-Fiction-Filmreihe, zu der „Raumschiff Alpha“ („I criminali della Galassia“, Italien 1965), „Tödliche Nebel“ („I Diafanoidi vengono da Marte“, Italien 1966), „Orion 3000 – Raumfahrt des Grauens“ („Il pianeta errante“, Italien 1966) und „Dämonen aus dem All“ („La morte viene dal pianeta Aytin“, Italien 1967) gehören. Die Produktionen zeichnen sich durch simple Geschichten, drollige Modelle und teilweise skurrile Fantasien des zukünftigen Weltraumalltags aus.
„Tödliche Nebel“ ist der zweite Teil der Tetralogie, in dem außerirdische Wesen in Nebelform die Menschheit bedrohen. Ausgerechnet zum Jahreswechsel tauchen die dampfigen Geschöpfe auf, um den fröhlich feiernden Militärs Mike Halstead (Tony Russel), Jake Jacowitz (Franco Nero), den restlichen Besatzungsmitgliedern einer Raumstation und den zivilen Gästen die Party zu vermiesen. Der Kommandostab auf der Erde verfolgt am Monitor wie Raumschiffe und diverse Stationen einfach verschwinden. Jetzt muss schnellstens gehandelt werden, aber die fremde Macht ergreift gnadenlos Besitz von den Körpern einiger Menschen, um ihr Ziel zu erreichen. Der Homo sapiens soll als willenloses Geschöpf in die „Gemeinschaft“ der Außerirdischen eingegliedert werden. Deswegen zwingen die Nebelkreaturen Halstead, Jacowitz und weitere wichtige Vertreter der Menschheit zu einer Reise zum Mars, wo der Grundstein für die Unterwerfung gelegt werden soll.

Es ist eine ungemein gute Idee, in einem Science-Fictionfilm Nebelschwaden mit Leben auszustatten und als Feind auf die Menschheit zu hetzen. Denn diese ätherischen Wesen lassen sich günstig produzieren und sie sind für die militärisch agierenden Menschen nur schwer zu fassen. So ein tödlicher Nebel ist eine echte Bedrohung. Für Spannung könnte also gesorgt sein. Die Nebelkonstruktion hat aber auch einen Pferdefuß. Gerade weil der Kampf gegen die wabernden, körperlich nicht fassbaren Gestalten extrem knifflig ist, benötigt man viel Einfallsreichtum, um eine echte Auseinandersetzung zu inszenieren. Ohne halbwegs glaubwürdige Gegenwehr der Menschen fehlt es der Kampferzählung an seinem elementarsten Bestandteil: dem Gefecht. Dabei wäre es egal, ob das nun in offener Schlacht oder durch trickreiche List ausgetragen würde.
Bei der Produktion von „Tödliche Nebel“ wurde jedoch darauf verzichtet, das Gehirn allzu sehr anzustrengen, um der simplen Geschichte wenigstens eine schmissige Umsetzung zu spendieren. Natürlich kann man sich vor dem Nebel in kleine abgeschottete Kammern Tödliche Nebel zurückziehen, aber eigentlich sitzen die Verteidiger dort in der Falle. Dass es dennoch gelingt, die Wesen vorerst zurückzuschlagen, liegt nur an der abstrusen Willkür der Filmverantwortlichen. Das ziellose Herumballern der Militärs mit ihren Laserwaffen sieht jedenfalls nur nach Verzweiflung aus.
Bis zum Finale ist das sogar der einzige, echte Versuch der Menschen, sich gegen den Nebel zur Wehr zu setzen. Danach folgt grenzenlose Passivität, weil die Figuren keine taugliche Vorstellung haben, wie sie kämpfen könnten. Als Getriebene der Außerirdischen werden sie schließlich in die Marsbasis verfrachtet, wo das Spiel weitergeht. Im Verlauf der Reise enthüllen sich immer neue Details über den Feind. Solche Neuigkeiten sind das einzige, was als erzählerischer Vortrieb vorhanden ist. Im Prinzip halten sich Margheriti und die Drehbuchautoren permanent damit auf, die Außerirdischen zu charakterisieren, weil das preisgünstig zu haben ist und die Ideen gefehlt haben, wie sich ähnlich preisgünstig eine Dramaturgie hätte aufbauen lassen können. So muss man sich dem plätschernden Fluss der Erzählung hingeben, bis am Ende plötzlich ein kleiner Wasserfall wartet, mit dem sich alles löst.
Aber immerhin bietet „Tödliche Nebel“ die Möglichkeit der meditativen Wahrnehmung, wenn man in die hübsch gestalteten Miniaturwelten eintaucht und sich selbst nur noch als winzigen Staubkorn in einem seltsamen wie Spielzeug anmutenden Universum sieht, in dem entweder die Schwerelosigkeit oder die Einfachheit der passiven Hingabe oder beides gleichzeitig regiert. Der Geist selbst wird dann ganz leicht. Es gibt keine Probleme mehr und alles wird irgendwann gut, auch wenn man kaum etwas dafür tut. Die Existenz ist ein Geschenk voller Wunder.

Bildqualität

Tödliche Nebel

Die Bildqualität der DVD ist in Ordnung, immerhin handelt es sich um ein eher skurriles italienisches Werk, das schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Die Schärfe ist durchschnittlich und die Farben wirken hier und da nicht allzu kräftig. Dennoch entfaltet sich die Komposition der Zukunftsvision auf ordentlichem Niveau. Mehr kann man bei diesem Werk mit begrenztem Marktpotenzial nicht erwarten.

Tonqualität

Der deutsche Monoton klingt sauber, die Dialoge lassen sich gut verstehen. Große Schwächen lassen sich nicht ausmachen. Dass der italienische Ton nicht enthalten ist, lässt sich verschmerzen, da zur damaligen Zeit ohnehin nicht mit Setton gedreht wurde. Die italienische Fassung ist folglich auch nur eine Synchronisation.

Extras

Die gut 25-minütige Einführung von Dr. Rolf Giesen (Filmhistoriker) liefert zahlreiche Hintergründe zur Produktion. Er ordnet das Werk in die wirtschaftlichen Entstehungszusammenhänge ein und beschäftigt sich auch mit der inhaltlichen Gestaltung des Films. Sehr lohnenswert.
Daneben können Eilige den Film als gut 25minütige Super-8-Fassung bestaunen.
Wer Spaß daran hat, Bonusmaterial zum Film „SOS aus dem Weltall“ („...4 ...3 ...2 ...1 ...morte“, Regie: Primo Zeglio, Italien/BRD/Spanien/Monaco 1967) anzuschauen wird mit zwei Clips bedient. Im ersten gut sechsminütigen Beitrag berichtet unter anderem Antonio Margheriti über seine Arbeit an den Spezialeffekten des Werkes. Der zweite Clip ist eine knappe Minute lang und wirkt wie ein etwas hölzerner Trailer.
Eine gut 12minütige Ausgabe der FOX tönenden Wochenschau aus dem Jahr 1966, eine Bildergalerie und ein Trailer zum Film „Tödliche Nebel“ sind auf der DVD ebenfalls enthalten.

Fazit

„Tödliche Nebel“ hätte ein hübsches, naiv-schmissiges Weltraumabenteuer werden können, aber es fehlte am Einfallsreichtum, um die einfache Geschichte inszenatorisch aufzupeppen. Die ständige Passivität der bedrohten Menschheit wirkt auf Dauer uninteressant. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

24.02.2015

   
Originaltitel I Diafanoidi vengono da Marte (Italien 1966)
Länge 92 Minuten (Pal)
Studio mmbTV
Regie Antonio Margheriti
Darsteller Tony Russel, Lisa Gastoni, Franco Nero, Carlo Giustini, Enzo Fiermonte, Linda Sini, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Einführung mit Dr. Rolf Giesen (Filmhistoriker), Super-8-Fassung, FOX tönende Wochenschau, TV-Bericht, Making Of, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 22 EUR
Bewertung schwach, technisch in Ordnung