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rezensionen

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28.01. Die Engel von St. Pauli
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
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kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Tauchfahrt ins Nichts

Das Boot der Verdammten

Bluray + DVD

Das Boot der Verdammten

Nur zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Frankreich René Cléments U-Boot-Drama „Das Boot der Verdammten“ veröffentlicht. Das kammerspielartige Niedergangsszenario besitzt eine eigenartige Intensität zwischen düsterem Durchhaltewillen und verzweifelter Lebensführung, in der sich ideologische Grausamkeit und tragikomischer Wahn spiegeln.
Im April 1945 begeben sich ein paar deutsche Nazis sowie Kollaborateure aus Italien, Frankreich und Skandinavien auf eine U-Boot-Reise. Ihr Ziel ist Südamerika, wo zumindest einige von Ihnen hoffen, neue Kraft sowie strategische Mittel für den Endsieg sammeln zu können. Unterwegs verletzt sich Hilde (Florence Marly), die Frau des italienischen Industriellen Garosi (Fosco Giachetti) und Geliebte des deutschen Generals Hauser. Da es an Bord keinen Arzt gibt, werden drei Leute losgeschickt, um im französischen, inzwischen befreiten Royan einen Mediziner zu entführen. Sie schnappen sich Doktor Guilbert (Henri Vidal), der fortan zusammen mit den Nazis sowie deren Sympathisanten an Bord des U-Bootes eingesperrt ist. Während Guilbert versucht, sein Leben zu retten, das spätestens mit der Ankunft in Südamerika akut bedroht wäre, entwickelt sich unter den übrigen Reisenden eine Endzeitstimmung zwischen der Sinnlosigkeit eines zum Scheitern verurteilten Unterfangens und blinder Ideologietreue.

Im Vorspann des Films ist zu sehen, wie jemand die Geschichte des anschließenden Films aufschreibt. Dadurch erhält das Geschehen eine Erinnerungsperspektive jenseits eines scheinbar objektiven Erzählers. Das wirkt sich auf die Darstellung der Figuren und ihrer Verhaltensweisen aus, deren Hintergründe manchmal schemenhaft bleiben, die aber oft pointiert zugespitzt wirken. Charakterstudien gibt es in „Das Boot der Verdammten“ nicht, sondern Menschen, die zumeist auf bestimmte Wesenszüge reduziert werden. Das liegt an der besonderen Situation völliger Verzweiflung, in der sich alle Beteiligten befinden. Angesichts des Überlebensmodus, in den sie gewechselt sind, treten fast nur noch bestimmte, dominante Eigenschaften zu Tage. Diese Eigenschaften sind es, die in der Erinnerung des Erzählers am stärksten haften geblieben sind.
Da gibt es beispielsweise Hilde Garosi, die im Off-Kommentar zu Beginn noch als engagierte Nazibraut vorgestellt wird, auf dem U-Boot aber nur noch verzweifelt um die Aufmerksamkeit bestimmter Männer buhlt. Der extrem linientreue Nazi Forster (Jo Dest) schwadroniert vom Endsieg und kehrt beim Kampf um die Vorherrschaft an Bord seine strategische sowie körperliche Grausamkeit nach außen. Andere hingegen, wie der Franzose Couturier (Paul Das Boot der Verdammten Bernard), wissen angesichts der Sinnlosigkeit der Reise nicht mehr, welchem Ziel sie noch dienen sollen. Er flüchtet sich in Belanglosigkeiten und versucht den Eindruck zu erwecken, als stehe er inzwischen über den Dingen. Die Nazis und ihre Kollaborateure sind nur noch Marionetten der eigenen Vergangenheit, die ihre absurde Gegenwart bestimmt. Sie sind Gespenster an Bord eines Geisterschiffs, das nur noch nicht endgültig in der gurgelnden See untergegangen ist. Lediglich der entführte Arzt hat eine Existenz, für die es sich zu leben lohnt. Er und ein Funker, der ihm hilfreich zur Seite steht, strahlen eine menschliche Würde aus. Wenn es eine Zukunft gibt, dann für den Arzt.

Visuell spiegelt sich die existenzielle Grenzsituation in brillanten Bildern wieder. Teile der Besatzung erhalten im Gegenlicht eine irreale Aura, die sie mal wie schemenhafte Abziehbilder eines längst verblichenen Daseins, mal wie Schattengestalten wirken lässt. In anderen Szenen wieder treten sie klar umrissen auf, während sie ihre längst zum Selbstzweck verkommenen Handlungsmuster abspulen. Mitten in diesem bitter-tragischen Theater der Selbstzerstörung läuft Doktor Guilbert auf der Suche nach einem Ausweg herum. Während sich die Verzweiflung auf Seiten der regulären Reiseteilnehmer immer weiter zuspitzt, spielt er sein eigenes Spiel. Er beobachtet und schmiedet Pläne, die wieder in sich zusammenfallen. Im Stile eines klaustrophobischen Thrillers wird Guilbert beim Versuch gezeigt, an Bord eines Bootes, das kaum Verstecke bietet, im Verborgenen zu agieren. Im Spiegel dieser Spannungsintensität wird sein wahrhaftiger Überlebenswille überhöht. Die Krise bietet noch Möglichkeiten für eine zukunftsorientierte Existenz, auch wenn Tod, Verderben und der Wahnsinn der Selbstzerstörung alles mit kaltem Griff umklammert zu haben scheint.

Bildqualität

Das Boot der Verdammten

Das Bild der Bluray kann sich sehen lassen. Szenen mit sehr guter Schärfe wechseln sich mit Bildern ab, in denen der Detailreichtum etwas nachlässt und die Konturen leicht weich wirken. Das tut dem Genuss des Films aber keinen Abbruch, zumal der Kontrast sehr gut gelungen ist. Die zahlreichen Grauschattierungen kommen sehr gut zur Geltung.
Die Bildqualität des Hauptfilms auf der DVD ist ähnlich gut, aber die geringere Kapazität des Datenträgers macht sich in manchen Szenen ein wenig bemerkbar, indem alles etwas weicher wirkt. Insgesamt stimmt die Qualität hier aber natürlich auch.

Tonqualität

Der Monoton der Bluray ist ebenfalls gelungen. Leichte Verzerrungen bei der Musik und ein leichtes Hintergrundrauschen überraschen angesichts des Filmalters nicht. Die Verständlichkeit der Dialoge ist aber stets gegeben.
Der Monoton der DVD steht der Qualität des Bluraytons kaum nach.

Extras

In der knapp einstündigen Dokumentation „René Clément 'Kino der Skizzen' äußern sich Weggefährten und Kritiker über Cléments filmisches Schaffen. Bei den Analysen spielt „Das Boot der Verdammten“ eine herausgehobene Rolle. Die Inszenierung des Films, technische Aspekte und die Rezeption Cléments in Frankreich werden auf detaillierte Weise beleuchtet. Eine spannende Dokumentation.
Während die Dokumentation auch auf der DVD enthalten ist, befindet sich die deutsche Kinofassung aus dem Jahr 1949 nur auf der Bluray. Diese Fassung ist filmhistorisch interessant, wurde sie doch etwas entschärft, um das deutsche Publikum so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht zu überfordern.

Fazit

„Das Boot der Verdammten“ ist ein faszinierendes Kammerspiel, in dem das an sich schon untergegangene Nazideutschland samt seiner Kollaborateure noch einmal auf komprimierten Raum untergeht, während ein französischer Arzt gegen die Übermacht des todbringenden Wahnsinns einer sinnlosen Durchhaltemoral um sein Überleben kämpft. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

09.12.2014

   
Originaltitel Les Maudits (Frankreich 1947)
Länge 102 Minuten (24p)
Studio Subkultur Entertainment
Regie René Clément
Darsteller Henri Vidal, Paul Bernard, Jo Dest, Florence Marly, Fosco Giachetti, Michel Auclair, Anne Camption, Lucien Hector, Andreas von Halberstadt, Marcel Dalio, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton Mono Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Deutsche Kinofassung, René Clément „Kino der Skizzen“
Preis ca. 25 EUR
Bewertung gut, technisch gut