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rezensionen

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Versteckt

Morituri – Die Todgeweihten

Morituri – Die Todgeweihten

1948 gelang es dem Produzenten Artur Brauner einen Film auf die Beine zu stellen, in dem er sich mit dem Holocaust auseinandersetzte. Unter der Regie Eugen Yorks entstand das ambitionierte Drama „Morituri – Die Todgeweihten“, das seinerzeit jedoch erfolglos in der Versenkung verschwand. Mit der DVD-Veröffentlichung ist der Film nun wieder auf einfache Weise zugänglich.
Der polnische Arzt Dr. Leon Bronek (Walter Richter) arbeitet unter Zwang in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten, wo er die Internierten auf ihre Arbeitsfähigkeit überprüft. Er schreibt eine Gruppe arbeitsunfähig, um ihnen später zur Flucht zu verhelfen. Die Überlebenden des Ausbruchs gelangen mit seiner Hilfe schließlich zu einem Versteck im Wald, wo bereits zahlreiche polnische Juden unter schwierigen Bedingungen leben. Dort warten alle auf die näherrückende Sowjetarmee und die damit verbundene Freiheit. Doch die Nahrungsmittel werden immer knapper, sodass nicht sicher ist, ob die Flüchtlinge diesen Moment überhaupt erleben.

Im Waldversteck tummeln sich Mitglieder unterschiedlicher Nationen, weil die Flüchtigen aus dem Konzentrationslager aus unterschiedlichen Ländern stammen. Hinzu kommen die polnischen Juden, die das Versteck aufgebaut haben. Daraus entwickelt Eugen York die Utopie einer Verständigung über Barrieren hinweg, die durch das teilweise babylonische Sprachgewirr auch für den Zuschauer erfahrbar ist. Trotz aller Schwierigkeiten entwickeln sich kleine Romanzen, politische Diskussionen und ein Austausch untereinander. Dabei wirkt die Liebesgeschichte zwischen einer polnischen Frau und einem englischsprachigen Mann nicht wie eine billige Konzession an seichte Unterhaltungsmechanismen, sondern sie ist ein wichtiger Bestandteil des utopischen Ideals, das ohne solch kleine Menschlichkeiten als rein abstrakte Morituri – Die Todgeweihten Idee in sich zusammenbrechen würde. Dazu zählt auch die Vergebungshaltung gegenüber einem deutschen Wehrmachtssoldaten, der den Bewohnern des Verstecks plötzlich in die Hände fällt. In einer Art Gerichtsverhandlung verbinden sich abstrakte Schuldfragen mit der Rolle des Einzelnen. Der Rachewunsch einiger Bewohner kann zunächst körperlich und schließlich im Dialog abgewehrt werden. Die dargestellte Utopie mag naiv sein, aber sie steht ganz im Dienste der Frage, was gegen sie spricht.

Kameramann Werner Krien unterstützt die Wirkung des Films durch eine starke Lichtdramaturgie. Mithilfe hell strahlender Kanten erzeugt er immer wieder eine nahezu irreale Atmosphäre, die mit den schwierigen Bedingungen korrespondiert, unter denen die Geflohenen leben müssen. Ihr Dasein hat nichts mehr mit der Normalität ihrer vorherigen Existenz zu tun. Stattdessen wurden sie in einen Taumel aus ständiger Bedrohung und Angst geworfen, der sie in eine Art Zwischenreich verbannt hat. Hier, wo der Tod allgegenwärtig ist, kann man nur überleben, wenn man noch an eine Utopie glaubt.

Bildqualität

Morituri – Die Todgeweihten

Die DVD macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Schärfe kann sich sehen lassen und analoge Defekte tauchen nur selten auf. Das Filmkorn blieb bei der Bearbeitung erhalten, sodass der homogene Charakter der Filmoptik nicht kaputt gefiltert wurde. Die Graustufen kommen angesichts des ordentlichen Kontrasts gut zur Geltung, auch wenn die eine oder andere Szene etwas zu hell wirkt.

Tonqualität

Die 2.0-Monotonspur weist ein deutliches Hintergrundrauschen auf, das am Alter des Films liegt. Es beeinträchtigt jedoch nicht die Verständlichkeit der Dialoge, sodass man auch mit der Tonspur zufrieden sein kann.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“.

Fazit

„Morituri – Die Todgeweihten“ ist eine Auseinandersetzung mit dem Holocaust, in deren Mittelpunkt die Utopie eines friedlichen, nationenübergreifenden Zusammenlebens steht, die den Gräueltaten der Nationalsozialisten gegenüber gestellt wird. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

30.10.2014

   
Originaltitel Morituri (Deutschland 1948)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Eugen York
Darsteller Walter Richter, Lotte Koch, Hilde Körber, Winnie Markus, Catja Görna, Josef Sieber, Carl-Heinz Schroth, Siegmar Schneider, Peter Marx, Alfred Cogho, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut